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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Theil 16. Hauptstück.
nung das Recht des Lehnsherrn unbeschä-
digt erhält; so wird seine Einwilligung
zur Afterbelehnung nicht erfordert.

Uebrigens erhellet es für sich, daß, wenn
jemand mit vielen Gütern zusammen
belehnet worden, er nach seinem Ge-
fallen eine, oder die andere Sache ei-
nem oder mehreren zum Afterlehn ge-
ben kan.
Endlich ist auch dieses klar ge-
nung, daß durch die Afterbelehnung
nicht die gantze Erbnutzbarkeit dem
Afterlehnsmanne überlassen wird, son-
dern ein Theil der Proprietät beym
Vasallen verbleibt, und das Recht des
Aftervasallen nicht vermehrt, wohl
aber vermindert werden kan;
ja daß
die Afterbelehnung so wohl ohne Ent-
geld, als für einen gewissen Preiß ge-
schehen kann.

Auf wen
die Ge-
fahr in
Anse-
hung der
Früchtefällt.
§. 742.

Da alle Früchte dem Vasallen und After-
vasallen zugehören (§. 736. 741.); so fällt
auch alle Gefahr der Früchte auf den
Vasallen und Aftervasallen.

§. 743.
Vom
Lehnsfol-
ger und
der Ver-
änderung
des Lehn-
guts.

Einen Lehnsfolger (successor feuda-
lis)
nennt man denjenigen, auf welchen
nach dem Gesetze der Belehnung, wenn der
Basalle stirbt, das Lehn fällt. Wenn also
kein Lehnsfolger vorhanden, so er-
hält das Lehngut mit vollem Rechte
der Lehnsherr;
folglich fällt auch das

After-

II. Theil 16. Hauptſtuͤck.
nung das Recht des Lehnsherrn unbeſchaͤ-
digt erhaͤlt; ſo wird ſeine Einwilligung
zur Afterbelehnung nicht erfordert.

Uebrigens erhellet es fuͤr ſich, daß, wenn
jemand mit vielen Guͤtern zuſammen
belehnet worden, er nach ſeinem Ge-
fallen eine, oder die andere Sache ei-
nem oder mehreren zum Afterlehn ge-
ben kan.
Endlich iſt auch dieſes klar ge-
nung, daß durch die Afterbelehnung
nicht die gantze Erbnutzbarkeit dem
Afterlehnsmanne uͤberlaſſen wird, ſon-
dern ein Theil der Proprietaͤt beym
Vaſallen verbleibt, und das Recht des
Aftervaſallen nicht vermehrt, wohl
aber vermindert werden kan;
ja daß
die Afterbelehnung ſo wohl ohne Ent-
geld, als fuͤr einen gewiſſen Preiß ge-
ſchehen kann.

Auf wen
die Ge-
fahr in
Anſe-
hung der
Fruͤchtefaͤllt.
§. 742.

Da alle Fruͤchte dem Vaſallen und After-
vaſallen zugehoͤren (§. 736. 741.); ſo faͤllt
auch alle Gefahr der Fruͤchte auf den
Vaſallen und Aftervaſallen.

§. 743.
Vom
Lehnsfol-
ger und
der Ver-
aͤnderung
des Lehn-
guts.

Einen Lehnsfolger (ſucceſſor feuda-
lis)
nennt man denjenigen, auf welchen
nach dem Geſetze der Belehnung, wenn der
Baſalle ſtirbt, das Lehn faͤllt. Wenn alſo
kein Lehnsfolger vorhanden, ſo er-
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der Lehnsherr;
folglich faͤllt auch das

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[528/0564] II. Theil 16. Hauptſtuͤck. nung das Recht des Lehnsherrn unbeſchaͤ- digt erhaͤlt; ſo wird ſeine Einwilligung zur Afterbelehnung nicht erfordert. Uebrigens erhellet es fuͤr ſich, daß, wenn jemand mit vielen Guͤtern zuſammen belehnet worden, er nach ſeinem Ge- fallen eine, oder die andere Sache ei- nem oder mehreren zum Afterlehn ge- ben kan. Endlich iſt auch dieſes klar ge- nung, daß durch die Afterbelehnung nicht die gantze Erbnutzbarkeit dem Afterlehnsmanne uͤberlaſſen wird, ſon- dern ein Theil der Proprietaͤt beym Vaſallen verbleibt, und das Recht des Aftervaſallen nicht vermehrt, wohl aber vermindert werden kan; ja daß die Afterbelehnung ſo wohl ohne Ent- geld, als fuͤr einen gewiſſen Preiß ge- ſchehen kann. §. 742. Da alle Fruͤchte dem Vaſallen und After- vaſallen zugehoͤren (§. 736. 741.); ſo faͤllt auch alle Gefahr der Fruͤchte auf den Vaſallen und Aftervaſallen. §. 743. Einen Lehnsfolger (ſucceſſor feuda- lis) nennt man denjenigen, auf welchen nach dem Geſetze der Belehnung, wenn der Baſalle ſtirbt, das Lehn faͤllt. Wenn alſo kein Lehnsfolger vorhanden, ſo er- haͤlt das Lehngut mit vollem Rechte der Lehnsherr; folglich faͤllt auch das After-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/564>, abgerufen am 28.03.2024.