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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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IV. Theil 8. Hauptstück.
hinterlistige Nachstellungen und Betrug töd-
tet. Weil nun im Kriege der Betrug er-
laubt ist (§. 1203.); so ist natürlicher
weise es nicht verbothen seinen Feind
durch einen bestellten Meuchelmörder
zu tödten (§. 1192.). Ertappet
aber
ein rechtmäßiger Krieger dergleichen
Leute, so kann er sie zur Strafe töd-
ten
(§. 1189. 1048.)

§. 1210.
Von den
Feindse-
ligkeiten
die von
einer Pri-
vatper-
son un-
ternom-
men wer-
den.

Weil das Recht zum Kriege der höchsten
Gewalt zustehet (§. 1066. 1169.); so sind
denen Unterthanen eines Kriegenden
die Feindseligkeiten ohne ausdrückli-
chen erhaltenen Befehl, oder Erlaub-
niß der höchsten Gewalt, die wenig-
stens stillschweigend seyn muß,
daß
man die Genehmhaltung billig zu vermuthen
hat, weil das was im Kriege geschieht von
grosser Wichtigkeit ist, nicht erlaubt: ja
sie sind auch nicht einmal denen Sol-
daten ohne Befehl oder Vergünsti-
gung ihrer Officirer, wie sie ihnen
nach den Schrancken ihres Dienstes
befehlen können, erlaubt.

§. 1211.
Vom
Waffen-
stillstand.

Ein Waffenstillstand (induciae) ist
die Einstellung der Kriegshandlungen bey bey-
den kriegenden Theilen auf eine gewisse ver-
abredete Zeit. Er wird also durch einen
Vertrag aufgerichtet
(§. 438.); folglich
muß man, worüber man darinn über-

einge-

IV. Theil 8. Hauptſtuͤck.
hinterliſtige Nachſtellungen und Betrug toͤd-
tet. Weil nun im Kriege der Betrug er-
laubt iſt (§. 1203.); ſo iſt natuͤrlicher
weiſe es nicht verbothen ſeinen Feind
durch einen beſtellten Meuchelmoͤrder
zu toͤdten (§. 1192.). Ertappet
aber
ein rechtmaͤßiger Krieger dergleichen
Leute, ſo kann er ſie zur Strafe toͤd-
ten
(§. 1189. 1048.)

§. 1210.
Von den
Feindſe-
ligkeiten
die von
einer Pri-
vatper-
ſon un-
ternom-
men wer-
den.

Weil das Recht zum Kriege der hoͤchſten
Gewalt zuſtehet (§. 1066. 1169.); ſo ſind
denen Unterthanen eines Kriegenden
die Feindſeligkeiten ohne ausdruͤckli-
chen erhaltenen Befehl, oder Erlaub-
niß der hoͤchſten Gewalt, die wenig-
ſtens ſtillſchweigend ſeyn muß,
daß
man die Genehmhaltung billig zu vermuthen
hat, weil das was im Kriege geſchieht von
groſſer Wichtigkeit iſt, nicht erlaubt: ja
ſie ſind auch nicht einmal denen Sol-
daten ohne Befehl oder Verguͤnſti-
gung ihrer Officirer, wie ſie ihnen
nach den Schrancken ihres Dienſtes
befehlen koͤnnen, erlaubt.

§. 1211.
Vom
Waffen-
ſtillſtand.

Ein Waffenſtillſtand (induciæ) iſt
die Einſtellung der Kriegshandlungen bey bey-
den kriegenden Theilen auf eine gewiſſe ver-
abredete Zeit. Er wird alſo durch einen
Vertrag aufgerichtet
(§. 438.); folglich
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[888/0924] IV. Theil 8. Hauptſtuͤck. hinterliſtige Nachſtellungen und Betrug toͤd- tet. Weil nun im Kriege der Betrug er- laubt iſt (§. 1203.); ſo iſt natuͤrlicher weiſe es nicht verbothen ſeinen Feind durch einen beſtellten Meuchelmoͤrder zu toͤdten (§. 1192.). Ertappet aber ein rechtmaͤßiger Krieger dergleichen Leute, ſo kann er ſie zur Strafe toͤd- ten (§. 1189. 1048.) §. 1210. Weil das Recht zum Kriege der hoͤchſten Gewalt zuſtehet (§. 1066. 1169.); ſo ſind denen Unterthanen eines Kriegenden die Feindſeligkeiten ohne ausdruͤckli- chen erhaltenen Befehl, oder Erlaub- niß der hoͤchſten Gewalt, die wenig- ſtens ſtillſchweigend ſeyn muß, daß man die Genehmhaltung billig zu vermuthen hat, weil das was im Kriege geſchieht von groſſer Wichtigkeit iſt, nicht erlaubt: ja ſie ſind auch nicht einmal denen Sol- daten ohne Befehl oder Verguͤnſti- gung ihrer Officirer, wie ſie ihnen nach den Schrancken ihres Dienſtes befehlen koͤnnen, erlaubt. §. 1211. Ein Waffenſtillſtand (induciæ) iſt die Einſtellung der Kriegshandlungen bey bey- den kriegenden Theilen auf eine gewiſſe ver- abredete Zeit. Er wird alſo durch einen Vertrag aufgerichtet (§. 438.); folglich muß man, woruͤber man darinn uͤber- einge-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/924>, abgerufen am 29.03.2024.