Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

Historisches.
delnden Kastenhöhe bemerkbar, die durch die Erfindung der hori-
zontalen oder Druckfedern (Fig. 7) noch mehr verringert wurde.

Dass die Wagenbaukunst im 18. Jahrhundert bereits eine
sehr hohe Stufe erreicht haben muss, davon legen übrigens
mehrere aus jener Zeit stammende, heute noch im Gebrauch
stehende Staatswagen beredtes Zeugnis ab. Eine der schönsten
Karrossen dieser Gattung ist der Prunkwagen der Königin Viktoria
von England (Fig. 8). Bestellt wurde derselbe vom Könige
Georg III. im Jahre 1762. Es war das eine Anschaffung, die

[Abbildung] Fig. 8.

Galawagen der Königin von England.

sich nur ein so reicher Hof wie es der englische ist, erlauben
konnte, denn der Wagen kostete L 7900 (= 158000 Mk.), von
welchem Betrage nicht weniger als L 2500 (= 50000 Mk.) auf
die Schnitzereien entfielen. Allerdings war bei der Arbeit nach
keiner Richtung hin gespart worden. Dies geht u. a. schon
daraus hervor, dass alle an dem Wagenkasten vorkommenden
Malereien dem Pinsel des berühmten Meisters Cypriani zu ver-
danken sind. Auf dem vorderen Felde ist die auf ihrem Throne
sitzende Britannia zu sehen, wie ihr von der Religion, der Ge-
rechtigkeit, der Weisheit, der Tapferkeit, der Grossmut, dem

Historisches.
delnden Kastenhöhe bemerkbar, die durch die Erfindung der hori-
zontalen oder Druckfedern (Fig. 7) noch mehr verringert wurde.

Dass die Wagenbaukunst im 18. Jahrhundert bereits eine
sehr hohe Stufe erreicht haben muss, davon legen übrigens
mehrere aus jener Zeit stammende, heute noch im Gebrauch
stehende Staatswagen beredtes Zeugnis ab. Eine der schönsten
Karrossen dieser Gattung ist der Prunkwagen der Königin Viktoria
von England (Fig. 8). Bestellt wurde derselbe vom Könige
Georg III. im Jahre 1762. Es war das eine Anschaffung, die

[Abbildung] Fig. 8.

Galawagen der Königin von England.

sich nur ein so reicher Hof wie es der englische ist, erlauben
konnte, denn der Wagen kostete ₤ 7900 (= 158000 Mk.), von
welchem Betrage nicht weniger als ₤ 2500 (= 50000 Mk.) auf
die Schnitzereien entfielen. Allerdings war bei der Arbeit nach
keiner Richtung hin gespart worden. Dies geht u. a. schon
daraus hervor, dass alle an dem Wagenkasten vorkommenden
Malereien dem Pinsel des berühmten Meisters Cypriani zu ver-
danken sind. Auf dem vorderen Felde ist die auf ihrem Throne
sitzende Britannia zu sehen, wie ihr von der Religion, der Ge-
rechtigkeit, der Weisheit, der Tapferkeit, der Grossmut, dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="7"/><fw place="top" type="header">Historisches.</fw><lb/>
delnden Kastenhöhe bemerkbar, die durch die Erfindung der hori-<lb/>
zontalen oder Druckfedern (Fig. 7) noch mehr verringert wurde.</p><lb/>
        <p>Dass die Wagenbaukunst im 18. Jahrhundert bereits eine<lb/>
sehr hohe Stufe erreicht haben muss, davon legen übrigens<lb/>
mehrere aus jener Zeit stammende, heute noch im Gebrauch<lb/>
stehende Staatswagen beredtes Zeugnis ab. Eine der schönsten<lb/>
Karrossen dieser Gattung ist der Prunkwagen der Königin Viktoria<lb/>
von England (Fig. 8). Bestellt wurde derselbe vom Könige<lb/>
Georg III. im Jahre 1762. Es war das eine Anschaffung, die<lb/><figure><head>Fig. 8.</head><p> Galawagen der Königin von England.</p></figure><lb/>
sich nur ein so reicher Hof wie es der englische ist, erlauben<lb/>
konnte, denn der Wagen kostete &#x20A4; 7900 (= 158000 Mk.), von<lb/>
welchem Betrage nicht weniger als &#x20A4; 2500 (= 50000 Mk.) auf<lb/>
die Schnitzereien entfielen. Allerdings war bei der Arbeit nach<lb/>
keiner Richtung hin gespart worden. Dies geht u. a. schon<lb/>
daraus hervor, dass alle an dem Wagenkasten vorkommenden<lb/>
Malereien dem Pinsel des berühmten Meisters Cypriani zu ver-<lb/>
danken sind. Auf dem vorderen Felde ist die auf ihrem Throne<lb/>
sitzende Britannia zu sehen, wie ihr von der Religion, der Ge-<lb/>
rechtigkeit, der Weisheit, der Tapferkeit, der Grossmut, dem<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0021] Historisches. delnden Kastenhöhe bemerkbar, die durch die Erfindung der hori- zontalen oder Druckfedern (Fig. 7) noch mehr verringert wurde. Dass die Wagenbaukunst im 18. Jahrhundert bereits eine sehr hohe Stufe erreicht haben muss, davon legen übrigens mehrere aus jener Zeit stammende, heute noch im Gebrauch stehende Staatswagen beredtes Zeugnis ab. Eine der schönsten Karrossen dieser Gattung ist der Prunkwagen der Königin Viktoria von England (Fig. 8). Bestellt wurde derselbe vom Könige Georg III. im Jahre 1762. Es war das eine Anschaffung, die [Abbildung Fig. 8. Galawagen der Königin von England.] sich nur ein so reicher Hof wie es der englische ist, erlauben konnte, denn der Wagen kostete ₤ 7900 (= 158000 Mk.), von welchem Betrage nicht weniger als ₤ 2500 (= 50000 Mk.) auf die Schnitzereien entfielen. Allerdings war bei der Arbeit nach keiner Richtung hin gespart worden. Dies geht u. a. schon daraus hervor, dass alle an dem Wagenkasten vorkommenden Malereien dem Pinsel des berühmten Meisters Cypriani zu ver- danken sind. Auf dem vorderen Felde ist die auf ihrem Throne sitzende Britannia zu sehen, wie ihr von der Religion, der Ge- rechtigkeit, der Weisheit, der Tapferkeit, der Grossmut, dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/21
Zitationshilfe: Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/21>, abgerufen am 19.04.2024.