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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
I. Geradlinige Fortpflanzung des Lichtes.
Erstes Capitel.
Intensität des Lichtes
.

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Geradliniger
Verlauf der
Lichtstrahlen.
Der Schatten.
Bildentwerfung
durch enge
Oeffnungen.

Von jedem leuchtenden Punkt pflanzt sich das Licht geradlinig
nach allen Richtungen des Raumes fort. Es giebt folgende einfache
Erscheinungen, welche diese Thatsache belegen:

1) Wenn man vor eine Lichtquelle einen undurchsichtigen Kör-
per bringt, so wirft dieser einen Schatten, welcher durch diejenigen
von der Lichtquelle ausgezogenen geraden Linien begrenzt wird, die
der Begrenzung des schattengebenden Körpers entsprechen. Hat man
z. B. eine punktförmige Lichtquelle 1 (Fig. 70), und ist a b ein un-
durchsichtiger Körper, so ist c d der Schatten, welchen a b auf einer

[Abbildung] Fig. 70.
[Abbildung] Fig. 71.
Wand A B wirft. Hat man statt eines einzelnen leuchtenden Punktes
eine leuchtende Fläche l l' (Fig. 71), so muss man von jedem
Punkte dieser Fläche, ähnlich wie in der vorigen Fig. von dem ein-
zigen Punkt l aus, divergirende Linien ziehen. Diese Linien schnei-
den aber hinter dem undurchsichtigen Körper a b einen Kegel a b c
aus, welcher den vollständigen Schatten oder den Kernschatten
bildet, da in ihn kein einziger der von l l' ausgehenden Strahlen fällt.
Dagegen kommt in die seitlich vom Kegel a b c gelegenen Räume
a c d und b c e ein Theil der Strahlen, nach a c e von den gegen l
hin gelegenen Punkten der Fläche l l', nach b c e von den gegen l'
gelegenen Punkten dieser Fläche, und zwar mit der Annäherung an
d und e immer mehr, bis endlich die Punkte d und e von allen Punk-
ten der Fläche l l' Strahlen empfangen. Man bezeichnet die Räume
a c d und b c e, in denen hiernach der Schatten continuirlich gegen
die Grenze hin schwächer wird, als Halbschatten. Da die meisten

Von dem Lichte.
I. Geradlinige Fortpflanzung des Lichtes.
Erstes Capitel.
Intensität des Lichtes
.

125
Geradliniger
Verlauf der
Lichtstrahlen.
Der Schatten.
Bildentwerfung
durch enge
Oeffnungen.

Von jedem leuchtenden Punkt pflanzt sich das Licht geradlinig
nach allen Richtungen des Raumes fort. Es giebt folgende einfache
Erscheinungen, welche diese Thatsache belegen:

1) Wenn man vor eine Lichtquelle einen undurchsichtigen Kör-
per bringt, so wirft dieser einen Schatten, welcher durch diejenigen
von der Lichtquelle ausgezogenen geraden Linien begrenzt wird, die
der Begrenzung des schattengebenden Körpers entsprechen. Hat man
z. B. eine punktförmige Lichtquelle 1 (Fig. 70), und ist a b ein un-
durchsichtiger Körper, so ist c d der Schatten, welchen a b auf einer

[Abbildung] Fig. 70.
[Abbildung] Fig. 71.
Wand A B wirft. Hat man statt eines einzelnen leuchtenden Punktes
eine leuchtende Fläche l l' (Fig. 71), so muss man von jedem
Punkte dieser Fläche, ähnlich wie in der vorigen Fig. von dem ein-
zigen Punkt l aus, divergirende Linien ziehen. Diese Linien schnei-
den aber hinter dem undurchsichtigen Körper a b einen Kegel a b c
aus, welcher den vollständigen Schatten oder den Kernschatten
bildet, da in ihn kein einziger der von l l' ausgehenden Strahlen fällt.
Dagegen kommt in die seitlich vom Kegel a b c gelegenen Räume
a c d und b c e ein Theil der Strahlen, nach a c e von den gegen l
hin gelegenen Punkten der Fläche l l', nach b c e von den gegen l'
gelegenen Punkten dieser Fläche, und zwar mit der Annäherung an
d und e immer mehr, bis endlich die Punkte d und e von allen Punk-
ten der Fläche l l' Strahlen empfangen. Man bezeichnet die Räume
a c d und b c e, in denen hiernach der Schatten continuirlich gegen
die Grenze hin schwächer wird, als Halbschatten. Da die meisten

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[188/0210] Von dem Lichte. I. Geradlinige Fortpflanzung des Lichtes. Erstes Capitel. Intensität des Lichtes. Von jedem leuchtenden Punkt pflanzt sich das Licht geradlinig nach allen Richtungen des Raumes fort. Es giebt folgende einfache Erscheinungen, welche diese Thatsache belegen: 1) Wenn man vor eine Lichtquelle einen undurchsichtigen Kör- per bringt, so wirft dieser einen Schatten, welcher durch diejenigen von der Lichtquelle ausgezogenen geraden Linien begrenzt wird, die der Begrenzung des schattengebenden Körpers entsprechen. Hat man z. B. eine punktförmige Lichtquelle 1 (Fig. 70), und ist a b ein un- durchsichtiger Körper, so ist c d der Schatten, welchen a b auf einer [Abbildung Fig. 70.] [Abbildung Fig. 71.] Wand A B wirft. Hat man statt eines einzelnen leuchtenden Punktes eine leuchtende Fläche l l' (Fig. 71), so muss man von jedem Punkte dieser Fläche, ähnlich wie in der vorigen Fig. von dem ein- zigen Punkt l aus, divergirende Linien ziehen. Diese Linien schnei- den aber hinter dem undurchsichtigen Körper a b einen Kegel a b c aus, welcher den vollständigen Schatten oder den Kernschatten bildet, da in ihn kein einziger der von l l' ausgehenden Strahlen fällt. Dagegen kommt in die seitlich vom Kegel a b c gelegenen Räume a c d und b c e ein Theil der Strahlen, nach a c e von den gegen l hin gelegenen Punkten der Fläche l l', nach b c e von den gegen l' gelegenen Punkten dieser Fläche, und zwar mit der Annäherung an d und e immer mehr, bis endlich die Punkte d und e von allen Punk- ten der Fläche l l' Strahlen empfangen. Man bezeichnet die Räume a c d und b c e, in denen hiernach der Schatten continuirlich gegen die Grenze hin schwächer wird, als Halbschatten. Da die meisten

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/210>, abgerufen am 28.03.2024.