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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Lichtbrechung durch Linsen.
in beiden Fällen auf der Seite der Krümmung, also im ersten Fall hinter dem Spie-
gel (das Bild wird virtuell), im zweiten Fall vor dem Spiegel (das Bild wird reell).
Die hier gegebene Bestimmung der Brennweite ergänzt die in §. 136 ausgeführte Be-
rechnung der Vereinigungsweite und Bildgrösse sphärischer Spiegel.

Wenn die eine Kugelfläche treffenden Strahlen nicht alle nahe148
Sphärische
Aberration bei
der Brechung.

der Axe einfallen, so wird das parallele oder von einem Punkte aus-
gehende Licht nicht wieder in einem einzigen Punkte vereinigt, son-
dern die peripherischen Ringe des Strahlenbüschels haben ihre Verei-
nigungspunkte, gerade so wie bei der Reflexion an gekrümmten Flä-
chen (s. Fig. 88, §. 137), näher bei der Trennungsfläche als die Axen-
strahlen. Die sämmtlichen in der Ebene A B C D (Fig. 101) ein-

[Abbildung] Fig. 101.
fallenden Strahlen vereinigen sich so in einer gekrümmten Linie gfgh,
welche man als caustische Linie bezeichnet. Man erhält die
hinter einander gelegenen Punkte dieser Linie, indem man für jeden
auffallenden Strahl aus der Gleichung [Formel 1] = n den Winkel b des
gebrochenen Strahls bestimmt. Die Punkte, in welchen sich so die
Strahlen eines cylindrischen Lichtbüschels, von dem A B C D der
senkrechte Durschnitt ist, vereinigen, bilden eine gekrümmte Kegel-
oberfläche, zu welcher g f g h ebenfalls der senkrechte Durchschnitt
ist. Wir verfolgen die Erscheinungen, die durch ein stark seitliches
Auffallen der Strahlen auf die brechende Fläche verursacht sind, hier
nicht ausführlicher, da in den meisten Fällen, wo die Lichtbrechung
an sphärischen Flächen zu optischen Zwecken Anwendung findet, nur
nahe der Axe auffallende Strahlen benützt werden, so dass wirklich
eine punktförmige Vereinigung derselben angenommen werden kann.

Siebentes Capitel.
Lichtbrechung durch Linsen.

Der Gang der Lichtstrahlen wird verwickelter, wenn die Strahlen,149
Formen der
Linse. Allge-
meine Erschei-
nungen der
Lichtbrechung
in Linsen.

nicht bloss aus einem Medium in ein zweites durch eine kugelförmige

Lichtbrechung durch Linsen.
in beiden Fällen auf der Seite der Krümmung, also im ersten Fall hinter dem Spie-
gel (das Bild wird virtuell), im zweiten Fall vor dem Spiegel (das Bild wird reell).
Die hier gegebene Bestimmung der Brennweite ergänzt die in §. 136 ausgeführte Be-
rechnung der Vereinigungsweite und Bildgrösse sphärischer Spiegel.

Wenn die eine Kugelfläche treffenden Strahlen nicht alle nahe148
Sphärische
Aberration bei
der Brechung.

der Axe einfallen, so wird das parallele oder von einem Punkte aus-
gehende Licht nicht wieder in einem einzigen Punkte vereinigt, son-
dern die peripherischen Ringe des Strahlenbüschels haben ihre Verei-
nigungspunkte, gerade so wie bei der Reflexion an gekrümmten Flä-
chen (s. Fig. 88, §. 137), näher bei der Trennungsfläche als die Axen-
strahlen. Die sämmtlichen in der Ebene A B C D (Fig. 101) ein-

[Abbildung] Fig. 101.
fallenden Strahlen vereinigen sich so in einer gekrümmten Linie gfgh,
welche man als caustische Linie bezeichnet. Man erhält die
hinter einander gelegenen Punkte dieser Linie, indem man für jeden
auffallenden Strahl aus der Gleichung [Formel 1] = n den Winkel β des
gebrochenen Strahls bestimmt. Die Punkte, in welchen sich so die
Strahlen eines cylindrischen Lichtbüschels, von dem A B C D der
senkrechte Durschnitt ist, vereinigen, bilden eine gekrümmte Kegel-
oberfläche, zu welcher g f g h ebenfalls der senkrechte Durchschnitt
ist. Wir verfolgen die Erscheinungen, die durch ein stark seitliches
Auffallen der Strahlen auf die brechende Fläche verursacht sind, hier
nicht ausführlicher, da in den meisten Fällen, wo die Lichtbrechung
an sphärischen Flächen zu optischen Zwecken Anwendung findet, nur
nahe der Axe auffallende Strahlen benützt werden, so dass wirklich
eine punktförmige Vereinigung derselben angenommen werden kann.

Siebentes Capitel.
Lichtbrechung durch Linsen.

Der Gang der Lichtstrahlen wird verwickelter, wenn die Strahlen,149
Formen der
Linse. Allge-
meine Erschei-
nungen der
Lichtbrechung
in Linsen.

nicht bloss aus einem Medium in ein zweites durch eine kugelförmige

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[221/0243] Lichtbrechung durch Linsen. in beiden Fällen auf der Seite der Krümmung, also im ersten Fall hinter dem Spie- gel (das Bild wird virtuell), im zweiten Fall vor dem Spiegel (das Bild wird reell). Die hier gegebene Bestimmung der Brennweite ergänzt die in §. 136 ausgeführte Be- rechnung der Vereinigungsweite und Bildgrösse sphärischer Spiegel. Wenn die eine Kugelfläche treffenden Strahlen nicht alle nahe der Axe einfallen, so wird das parallele oder von einem Punkte aus- gehende Licht nicht wieder in einem einzigen Punkte vereinigt, son- dern die peripherischen Ringe des Strahlenbüschels haben ihre Verei- nigungspunkte, gerade so wie bei der Reflexion an gekrümmten Flä- chen (s. Fig. 88, §. 137), näher bei der Trennungsfläche als die Axen- strahlen. Die sämmtlichen in der Ebene A B C D (Fig. 101) ein- [Abbildung Fig. 101.] fallenden Strahlen vereinigen sich so in einer gekrümmten Linie gfgh, welche man als caustische Linie bezeichnet. Man erhält die hinter einander gelegenen Punkte dieser Linie, indem man für jeden auffallenden Strahl aus der Gleichung [FORMEL] = n den Winkel β des gebrochenen Strahls bestimmt. Die Punkte, in welchen sich so die Strahlen eines cylindrischen Lichtbüschels, von dem A B C D der senkrechte Durschnitt ist, vereinigen, bilden eine gekrümmte Kegel- oberfläche, zu welcher g f g h ebenfalls der senkrechte Durchschnitt ist. Wir verfolgen die Erscheinungen, die durch ein stark seitliches Auffallen der Strahlen auf die brechende Fläche verursacht sind, hier nicht ausführlicher, da in den meisten Fällen, wo die Lichtbrechung an sphärischen Flächen zu optischen Zwecken Anwendung findet, nur nahe der Axe auffallende Strahlen benützt werden, so dass wirklich eine punktförmige Vereinigung derselben angenommen werden kann. 148 Sphärische Aberration bei der Brechung. Siebentes Capitel. Lichtbrechung durch Linsen. Der Gang der Lichtstrahlen wird verwickelter, wenn die Strahlen, nicht bloss aus einem Medium in ein zweites durch eine kugelförmige 149 Formen der Linse. Allge- meine Erschei- nungen der Lichtbrechung in Linsen.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/243>, abgerufen am 28.03.2024.