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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Der Augenspiegel.
Brennweite eines sphärischen Hohl- oder Convexspiegels ist nun nach
§. 136 gleich dem halben Krümmungsradius. Folglich verhält sich
b1 : b2 = s : [Formel 1] , wenn man mit b1 und b2 wieder die Grösse des
Objectes und seines Spiegelbilds und mit s die Entfernung des Ob-
jects vom Auge bezeichnet.

Siebenzehntes Capitel.
Der Augenspiegel
.

Der Augenspiegel gehört, insofern es sich bei ihm um die Be-198
Der dunkle
Augengrund.
Princip des
Augenspiegels.

leuchtung des dunkeln Augengrundes handelt, unter die in §. 133 er-
örterten Beleuchtungsapparate. Aber da der Augengrund nur wegen
der dioptrischen Eigenschaften des Auges dunkel erscheint, so genügt
in der Regel zum Sichtbarmachen desselben nicht die Beleuchtung
durch Reflexion von Licht an ebenen oder gekrümmten Spiegeln, son-
dern es bedarf ausserdem besonderer dioptrischer Hülfsmittel. Wenn
das Auge O (Fig. 145) die von der Lichtquelle a ausgehenden Strah-

[Abbildung] Fig. 145.
len so bricht, dass dieselben auf der Netzhaut ein Bild von a ent-
werfen, so muss auch das Bild dieses Netzhautbildchens a' wieder
in den Punkt a fallen. Zu einem irgendwo seitlich, z. B. bei B, be-
findlichen Beobachter gelangen also keinerlei Strahlen von dem leuch-
tenden Bildchen a'. Ein bei B befindliches Auge könnte nur das
nämliche Licht wieder empfangen, das von ihm selbst ausgehend in
das Auge O fiele: es könnte also nur dann die Netzhaut erleuchtet
sehen, wenn es selbst eine Lichtquelle wäre. Dies ist die Ursache,
wesshalb unter gewöhnlichen Verhältnissen der Grund des Auges
dunkel erscheint. Ist aber das Auge O nicht auf das Licht a acco-
modirt, sondern etwa auf einen entfernteren Punkt s, so sammeln
sich die von a ausgehenden Strahlen erst hinter der Netzhaut, in a",
es wird nun eine Stelle a b der Netzhaut erleuchtet, und die von hier
ausgehenden Strahlen müssen in der Entfernung s ein Bild a' b' er-
zeugen. In diesem Fall gelangt also zurückkehrendes Licht in ein
bei B befindliches Auge: dieses kann aber die Stelle a b nur unbestimmt
erleuchtet sehen, weil die Strahlen durch die Brechung an der Hornhaut
des Auges O eine starke Convergenz besitzen, so dass ein zweites Auge

Der Augenspiegel.
Brennweite eines sphärischen Hohl- oder Convexspiegels ist nun nach
§. 136 gleich dem halben Krümmungsradius. Folglich verhält sich
β1 : β2 = s : [Formel 1] , wenn man mit β1 und β2 wieder die Grösse des
Objectes und seines Spiegelbilds und mit s die Entfernung des Ob-
jects vom Auge bezeichnet.

Siebenzehntes Capitel.
Der Augenspiegel
.

Der Augenspiegel gehört, insofern es sich bei ihm um die Be-198
Der dunkle
Augengrund.
Princip des
Augenspiegels.

leuchtung des dunkeln Augengrundes handelt, unter die in §. 133 er-
örterten Beleuchtungsapparate. Aber da der Augengrund nur wegen
der dioptrischen Eigenschaften des Auges dunkel erscheint, so genügt
in der Regel zum Sichtbarmachen desselben nicht die Beleuchtung
durch Reflexion von Licht an ebenen oder gekrümmten Spiegeln, son-
dern es bedarf ausserdem besonderer dioptrischer Hülfsmittel. Wenn
das Auge O (Fig. 145) die von der Lichtquelle a ausgehenden Strah-

[Abbildung] Fig. 145.
len so bricht, dass dieselben auf der Netzhaut ein Bild von a ent-
werfen, so muss auch das Bild dieses Netzhautbildchens a' wieder
in den Punkt a fallen. Zu einem irgendwo seitlich, z. B. bei B, be-
findlichen Beobachter gelangen also keinerlei Strahlen von dem leuch-
tenden Bildchen a'. Ein bei B befindliches Auge könnte nur das
nämliche Licht wieder empfangen, das von ihm selbst ausgehend in
das Auge O fiele: es könnte also nur dann die Netzhaut erleuchtet
sehen, wenn es selbst eine Lichtquelle wäre. Dies ist die Ursache,
wesshalb unter gewöhnlichen Verhältnissen der Grund des Auges
dunkel erscheint. Ist aber das Auge O nicht auf das Licht a acco-
modirt, sondern etwa auf einen entfernteren Punkt s, so sammeln
sich die von a ausgehenden Strahlen erst hinter der Netzhaut, in a″,
es wird nun eine Stelle α β der Netzhaut erleuchtet, und die von hier
ausgehenden Strahlen müssen in der Entfernung s ein Bild α' β' er-
zeugen. In diesem Fall gelangt also zurückkehrendes Licht in ein
bei B befindliches Auge: dieses kann aber die Stelle α β nur unbestimmt
erleuchtet sehen, weil die Strahlen durch die Brechung an der Hornhaut
des Auges O eine starke Convergenz besitzen, so dass ein zweites Auge

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[299/0321] Der Augenspiegel. Brennweite eines sphärischen Hohl- oder Convexspiegels ist nun nach §. 136 gleich dem halben Krümmungsradius. Folglich verhält sich β1 : β2 = s : [FORMEL], wenn man mit β1 und β2 wieder die Grösse des Objectes und seines Spiegelbilds und mit s die Entfernung des Ob- jects vom Auge bezeichnet. Siebenzehntes Capitel. Der Augenspiegel. Der Augenspiegel gehört, insofern es sich bei ihm um die Be- leuchtung des dunkeln Augengrundes handelt, unter die in §. 133 er- örterten Beleuchtungsapparate. Aber da der Augengrund nur wegen der dioptrischen Eigenschaften des Auges dunkel erscheint, so genügt in der Regel zum Sichtbarmachen desselben nicht die Beleuchtung durch Reflexion von Licht an ebenen oder gekrümmten Spiegeln, son- dern es bedarf ausserdem besonderer dioptrischer Hülfsmittel. Wenn das Auge O (Fig. 145) die von der Lichtquelle a ausgehenden Strah- [Abbildung Fig. 145.] len so bricht, dass dieselben auf der Netzhaut ein Bild von a ent- werfen, so muss auch das Bild dieses Netzhautbildchens a' wieder in den Punkt a fallen. Zu einem irgendwo seitlich, z. B. bei B, be- findlichen Beobachter gelangen also keinerlei Strahlen von dem leuch- tenden Bildchen a'. Ein bei B befindliches Auge könnte nur das nämliche Licht wieder empfangen, das von ihm selbst ausgehend in das Auge O fiele: es könnte also nur dann die Netzhaut erleuchtet sehen, wenn es selbst eine Lichtquelle wäre. Dies ist die Ursache, wesshalb unter gewöhnlichen Verhältnissen der Grund des Auges dunkel erscheint. Ist aber das Auge O nicht auf das Licht a acco- modirt, sondern etwa auf einen entfernteren Punkt s, so sammeln sich die von a ausgehenden Strahlen erst hinter der Netzhaut, in a″, es wird nun eine Stelle α β der Netzhaut erleuchtet, und die von hier ausgehenden Strahlen müssen in der Entfernung s ein Bild α' β' er- zeugen. In diesem Fall gelangt also zurückkehrendes Licht in ein bei B befindliches Auge: dieses kann aber die Stelle α β nur unbestimmt erleuchtet sehen, weil die Strahlen durch die Brechung an der Hornhaut des Auges O eine starke Convergenz besitzen, so dass ein zweites Auge 198 Der dunkle Augengrund. Princip des Augenspiegels.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/321>, abgerufen am 23.04.2024.