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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
sagte: daß ihr Techos denselben nur vor einer stunde
zugeschikt. Auch wiese sie zugleich sein beigefügtes

Schreiben
an die Schönste und liebseeligste der
Ebreerinnen.
Mein Schöne

IHre schönheit/ ihre freundseeligkeit/ ihre
klugsinnigkeit hat mich gefangen. Und ich
wil auch gern gefangen bleiben. Zum zeugnüsse
dessen schikke ich Ihr eingelegten Ring/ mit bit-
te/ ihn günstig anzunehmen. Diese gunst wird
mir genug sein/ mich zu versichern/ daß sie mich
eben so treulich meinet/ als ich Sie. Die liebe/
welche Sie in meinem hertzen angezündet/ hat
mich zu dieser entschliessung bewogen. Und
hierbei kan Sie festiglich gleuben/ daß solche lie-
be beständig sein werde. Dergleichen hoffe ich
auch von Ihr. Anders darf ich nicht hoffen.
Das gebietet oder verbietet ihre Tugend. Ihre
leutseeligkeit lest es nicht zu. Ja ich tähte sünde/
wan ich zweifelte. Und also lebe ich vergnügt.
Mein hertz ist geruhig: mein gemüht befriedigt.
Gegen den abend verhoffe ich die ehre zu haben
Sie zu sehen. Ich wolte/ daß er schon da were.
So sehr verlanget mich nach ihrer gegenwart.
Doch ich zweifle nicht mit ehestem den tag zu se-
hen/ welcher der anfang sein wird unserer stähti-
gen beiwohnung. In dessen bin und verbleibe
ich/ bis an meinen letzten ahtemzug/

Meiner Schönen
treuergebnester
Techos.
War

Der Aſſenat
ſagte: daß ihr Techos denſelben nur vor einer ſtunde
zugeſchikt. Auch wieſe ſie zugleich ſein beigefuͤgtes

Schreiben
an die Schoͤnſte und liebſeeligſte der
Ebreerinnen.
Mein Schoͤne

IHre ſchoͤnheit/ ihre freundſeeligkeit/ ihre
klugſinnigkeit hat mich gefangen. Und ich
wil auch gern gefangen bleiben. Zum zeugnuͤſſe
deſſen ſchikke ich Ihr eingelegten Ring/ mit bit-
te/ ihn guͤnſtig anzunehmen. Dieſe gunſt wird
mir genug ſein/ mich zu verſichern/ daß ſie mich
eben ſo treulich meinet/ als ich Sie. Die liebe/
welche Sie in meinem hertzen angezuͤndet/ hat
mich zu dieſer entſchlieſſung bewogen. Und
hierbei kan Sie feſtiglich gleuben/ daß ſolche lie-
be beſtaͤndig ſein werde. Dergleichen hoffe ich
auch von Ihr. Anders darf ich nicht hoffen.
Das gebietet oder verbietet ihre Tugend. Ihre
leutſeeligkeit leſt es nicht zu. Ja ich taͤhte ſuͤnde/
wan ich zweifelte. Und alſo lebe ich vergnuͤgt.
Mein hertz iſt geruhig: mein gemuͤht befriedigt.
Gegen den abend verhoffe ich die ehre zu haben
Sie zu ſehen. Ich wolte/ daß er ſchon da were.
So ſehr verlanget mich nach ihrer gegenwart.
Doch ich zweifle nicht mit eheſtem den tag zu ſe-
hen/ welcher der anfang ſein wird unſerer ſtaͤhti-
gen beiwohnung. In deſſen bin und verbleibe
ich/ bis an meinen letzten ahtemzug/

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[314/0338] Der Aſſenat ſagte: daß ihr Techos denſelben nur vor einer ſtunde zugeſchikt. Auch wieſe ſie zugleich ſein beigefuͤgtes Schreiben an die Schoͤnſte und liebſeeligſte der Ebreerinnen. Mein Schoͤne IHre ſchoͤnheit/ ihre freundſeeligkeit/ ihre klugſinnigkeit hat mich gefangen. Und ich wil auch gern gefangen bleiben. Zum zeugnuͤſſe deſſen ſchikke ich Ihr eingelegten Ring/ mit bit- te/ ihn guͤnſtig anzunehmen. Dieſe gunſt wird mir genug ſein/ mich zu verſichern/ daß ſie mich eben ſo treulich meinet/ als ich Sie. Die liebe/ welche Sie in meinem hertzen angezuͤndet/ hat mich zu dieſer entſchlieſſung bewogen. Und hierbei kan Sie feſtiglich gleuben/ daß ſolche lie- be beſtaͤndig ſein werde. Dergleichen hoffe ich auch von Ihr. Anders darf ich nicht hoffen. Das gebietet oder verbietet ihre Tugend. Ihre leutſeeligkeit leſt es nicht zu. Ja ich taͤhte ſuͤnde/ wan ich zweifelte. Und alſo lebe ich vergnuͤgt. Mein hertz iſt geruhig: mein gemuͤht befriedigt. Gegen den abend verhoffe ich die ehre zu haben Sie zu ſehen. Ich wolte/ daß er ſchon da were. So ſehr verlanget mich nach ihrer gegenwart. Doch ich zweifle nicht mit eheſtem den tag zu ſe- hen/ welcher der anfang ſein wird unſerer ſtaͤhti- gen beiwohnung. In deſſen bin und verbleibe ich/ bis an meinen letzten ahtemzug/ Meiner Schoͤnen treuergebneſter Techos. War

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/338>, abgerufen am 18.04.2024.