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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
cercando di suggire, di non passar per il brutto, per non
machiare il candore e la politezza della sua pretio-
sa pelle. Paul. Jovius Dialog. dell' Imprese Mi-
litari & Amoros. Malo mori, quam pollui.

Zum 96/ 97 und 98 blatte.

DIese begäbnüs erzehlet Josef selbsten in seinem letz-
ten Willen/ mit kurtzen worten/ folgender gestalt:
in dieser zeit fuhr die vorgemelte Memfische Frau/ des
Potifars gemahlin/ mit einem großen gepränge vor un-
serem hause über/ und warf ihre augen auf mich: dan die
Geschnittenen hatten ihr von mir bericht getahn. Und
sie sagte zu ihrem Ehherrn: daß ein Kaufman/ durch den
dienst eines Ebreischen Jünglings/ sei reich geworden:
von dem der ruf ginge/ daß man ihn im Lande
Kanaan
diebischer weise genommen. Darüm tuht dem Jünglin-
ge recht; und nehmt ihn zu eurem Haushalter oder Hof-
meister. Der Ebreische Gott wird euch seegnen und glük-
lich machen: dan die himlische gnade wohnet ihm bei. Und

Potifar gab ihr endlich gehör/ entboht den Kaufman zu
ihm/ und sagte: was komt mir von euch zu ohren? Ich
höre/ daß ihr in der Ebreer land ziehet die Menschen
zu stählen/ und verkauffet ihre kinder. Der Kaufman fiel
nieder auf sein angesicht/ und sagte: Herr/ ich bitte üm
gnade: doch darvon/ dessen ihr mich beschuldiget/ weis ich
gantz nichts.
Potifar fuhr fort/ und sagte: wie komt ihr
dan an den Ebreischen Jüngling? Der Kaufman ant-
wortete: die Ismaeler haben mir befohlen ihn zu bewah-
ren/ bis sie wiederkommen.
Potifar aber gleubte ihm
nicht/ und befahl/ ihn zu geisseln. Unterdessen daß man
den Kaufman züchtigte/ sprach
Potifar: laßet den Jüng-
ling herkommen. Und als ich hineingebracht war/ bäh-
tete ich den Fürsten an/ und täht ihm seine gebührende
ehre: dan er war der dritte nach dem könige Farao im
staht/ ein Oberster über alle Geschnittenen/ und hatte ei-
ne Gemahlin/ auch kinder/ und eine Beischläferin. Straks
zog er mich auf die seite/ und fragte: bistu frei/ oder leib-
eigen? Und ich antwortete: ich bin ein Leibeigner. Dar-
auf fragte er ferner: wessen leibeigner bistu? Ich antwor-

tete;
E e v

Anmaͤrkungen.
cercando di ſuggire, di non paſſar per il brutto, per non
machiare il candore e la politezza della ſua pretio-
ſa pelle. Paul. Jovius Dialog. dell’ Impreſe Mi-
litari & Amoroſ. Malo mori, quàm pollui.

Zum 96/ 97 und 98 blatte.

DIeſe begaͤbnuͤs erzehlet Joſef ſelbſten in ſeinem letz-
ten Willen/ mit kurtzen worten/ folgender geſtalt:
in dieſer zeit fuhr die vorgemelte Memfiſche Frau/ des
Potifars gemahlin/ mit einem großen gepraͤnge vor un-
ſerem hauſe uͤber/ und warf ihre augen auf mich: dan die
Geſchnittenen hatten ihr von mir bericht getahn. Und
ſie ſagte zu ihrem Ehherꝛn: daß ein Kaufman/ durch den
dienſt eines Ebreiſchen Juͤnglings/ ſei reich geworden:
von dem der ruf ginge/ daß man ihn im Lande
Kanaan
diebiſcher weiſe genommen. Daruͤm tuht dem Juͤnglin-
ge recht; und nehmt ihn zu eurem Haushalter oder Hof-
meiſter. Der Ebreiſche Gott wird euch ſeegnen und gluͤk-
lich machen: dan die himliſche gnade wohnet ihm bei. Und

Potifar gab ihr endlich gehoͤr/ entboht den Kaufman zu
ihm/ und ſagte: was komt mir von euch zu ohren? Ich
hoͤre/ daß ihr in der Ebreer land ziehet die Menſchen
zu ſtaͤhlen/ und verkauffet ihre kinder. Der Kaufman fiel
nieder auf ſein angeſicht/ und ſagte: Herꝛ/ ich bitte uͤm
gnade: doch darvon/ deſſen ihr mich beſchuldiget/ weis ich
gantz nichts.
Potifar fuhr fort/ und ſagte: wie komt ihr
dan an den Ebreiſchen Juͤngling? Der Kaufman ant-
wortete: die Iſmaeler haben mir befohlen ihn zu bewah-
ren/ bis ſie wiederkommen.
Potifar aber gleubte ihm
nicht/ und befahl/ ihn zu geiſſeln. Unterdeſſen daß man
den Kaufman zuͤchtigte/ ſprach
Potifar: laßet den Juͤng-
ling herkommen. Und als ich hineingebracht war/ baͤh-
tete ich den Fuͤrſten an/ und taͤht ihm ſeine gebuͤhrende
ehre: dan er war der dritte nach dem koͤnige Farao im
ſtaht/ ein Oberſter uͤber alle Geſchnittenen/ und hatte ei-
ne Gemahlin/ auch kinder/ und eine Beiſchlaͤferin. Straks
zog er mich auf die ſeite/ und fragte: biſtu frei/ oder leib-
eigen? Und ich antwortete: ich bin ein Leibeigner. Dar-
auf fragte er ferner: weſſen leibeigner biſtu? Ich antwor-

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[441/0465] Anmaͤrkungen. cercando di ſuggire, di non paſſar per il brutto, per non machiare il candore e la politezza della ſua pretio- ſa pelle. Paul. Jovius Dialog. dell’ Impreſe Mi- litari & Amoroſ. Malo mori, quàm pollui. Zum 96/ 97 und 98 blatte. DIeſe begaͤbnuͤs erzehlet Joſef ſelbſten in ſeinem letz- ten Willen/ mit kurtzen worten/ folgender geſtalt: in dieſer zeit fuhr die vorgemelte Memfiſche Frau/ des Potifars gemahlin/ mit einem großen gepraͤnge vor un- ſerem hauſe uͤber/ und warf ihre augen auf mich: dan die Geſchnittenen hatten ihr von mir bericht getahn. Und ſie ſagte zu ihrem Ehherꝛn: daß ein Kaufman/ durch den dienſt eines Ebreiſchen Juͤnglings/ ſei reich geworden: von dem der ruf ginge/ daß man ihn im Lande Kanaan diebiſcher weiſe genommen. Daruͤm tuht dem Juͤnglin- ge recht; und nehmt ihn zu eurem Haushalter oder Hof- meiſter. Der Ebreiſche Gott wird euch ſeegnen und gluͤk- lich machen: dan die himliſche gnade wohnet ihm bei. Und Potifar gab ihr endlich gehoͤr/ entboht den Kaufman zu ihm/ und ſagte: was komt mir von euch zu ohren? Ich hoͤre/ daß ihr in der Ebreer land ziehet die Menſchen zu ſtaͤhlen/ und verkauffet ihre kinder. Der Kaufman fiel nieder auf ſein angeſicht/ und ſagte: Herꝛ/ ich bitte uͤm gnade: doch darvon/ deſſen ihr mich beſchuldiget/ weis ich gantz nichts. Potifar fuhr fort/ und ſagte: wie komt ihr dan an den Ebreiſchen Juͤngling? Der Kaufman ant- wortete: die Iſmaeler haben mir befohlen ihn zu bewah- ren/ bis ſie wiederkommen. Potifar aber gleubte ihm nicht/ und befahl/ ihn zu geiſſeln. Unterdeſſen daß man den Kaufman zuͤchtigte/ ſprach Potifar: laßet den Juͤng- ling herkommen. Und als ich hineingebracht war/ baͤh- tete ich den Fuͤrſten an/ und taͤht ihm ſeine gebuͤhrende ehre: dan er war der dritte nach dem koͤnige Farao im ſtaht/ ein Oberſter uͤber alle Geſchnittenen/ und hatte ei- ne Gemahlin/ auch kinder/ und eine Beiſchlaͤferin. Straks zog er mich auf die ſeite/ und fragte: biſtu frei/ oder leib- eigen? Und ich antwortete: ich bin ein Leibeigner. Dar- auf fragte er ferner: weſſen leibeigner biſtu? Ich antwor- tete; E e v

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/465>, abgerufen am 24.04.2024.