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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Kurtzbündige
Fl. Josef/ der Jüdische Geschichtschreiber/ im 3 h.
des 2 b. von der älte der Jüden; da er unter andern
auch anzeiget/ daß Potifar den Josef in den freien
künsten unterweisen laßen/ und ihn ehrlicher gehalten/
als seine andern knechte.

Zum 102 blatte.

JOsef sagt in seinem letzten Willen: des mor-
gens früh erwachte ich zu dem HERrn/
und weinte üm die Fraue von Memfis; weil
sie mich keines weges unangefochten lies. Des
nachtes kahm sie zu mir/ als hette sie mich be-
suchen wollen. Und erstlich stellete sie sich/
weil sie keinen Sohn hatte/ als wolte sie mich
vor ihren Sohn halten. Ich aber baht den
HERrn/ daß er ihr ein gewündschtes Kind
bescheeren möchte. In aller dieser zeit ümhäl-
sete sie mich/ als ihren Sohn; und ich wuste es
nicht.

Das Knabenkraut/ dessen wurtzel wie Geulen
oder Hoden gebildet/ wird von den Griechen orkhis und
kunos orkhis, daher das Lateinische Cynosorchis, das
ist Hundesgeulen/ covillon de chien, coglion de cane,
Testiculus canis,
oder Testiculus allein bei dem Dio-
skorides/
sonsten auch Satyrion, weil es zur geulheit
antreibet/ genennet. Bei den Hochdeutschen hat es
den nahmen Knabenkraut; weil es die würkung ha-
ben sol/ diejenige/ die es einnimt/ mit einem Knäblein
zu befruchten.

Hertzwurtz haben wir von der gestalt seiner wur-
tzel/ und würkung in den Hertzkrankheiten also genen-
net. Sonsten heisset es bei den Aertzten gemeiniglich
Anthora.

Zahnkraut/ dentaria bei den Lateinern/ hat diese

beide

Kurtzbuͤndige
Fl. Joſef/ der Juͤdiſche Geſchichtſchreiber/ im 3 h.
des 2 b. von der aͤlte der Juͤden; da er unter andern
auch anzeiget/ daß Potifar den Joſef in den freien
kuͤnſten unterweiſen laßen/ und ihn ehrlicher gehalten/
als ſeine andern knechte.

Zum 102 blatte.

JOſef ſagt in ſeinem letzten Willen: des mor-
gens fruͤh erwachte ich zu dem HERꝛn/
und weinte uͤm die Fraue von Memfis; weil
ſie mich keines weges unangefochten lies. Des
nachtes kahm ſie zu mir/ als hette ſie mich be-
ſuchen wollen. Und erſtlich ſtellete ſie ſich/
weil ſie keinen Sohn hatte/ als wolte ſie mich
vor ihren Sohn halten. Ich aber baht den
HERꝛn/ daß er ihr ein gewuͤndſchtes Kind
beſcheeren moͤchte. In aller dieſer zeit uͤmhaͤl-
ſete ſie mich/ als ihren Sohn; und ich wuſte es
nicht.

Das Knabenkraut/ deſſen wurtzel wie Geulen
oder Hoden gebildet/ wird von den Griechen ὄϱχις und
κύνος ὄϱχις, daher das Lateiniſche Cynoſorchis, das
iſt Hundesgeulen/ covillon de chien, coglion de cane,
Teſticulus canis,
oder Teſticulus allein bei dem Dio-
ſkorides/
ſonſten auch Satyrion, weil es zur geulheit
antreibet/ genennet. Bei den Hochdeutſchen hat es
den nahmen Knabenkraut; weil es die wuͤrkung ha-
ben ſol/ diejenige/ die es einnimt/ mit einem Knaͤblein
zu befruchten.

Hertzwurtz haben wir von der geſtalt ſeiner wur-
tzel/ und wuͤrkung in den Hertzkrankheiten alſo genen-
net. Sonſten heiſſet es bei den Aertzten gemeiniglich
Anthora.

Zahnkraut/ dentaria bei den Lateinern/ hat dieſe

beide
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[444/0468] Kurtzbuͤndige Fl. Joſef/ der Juͤdiſche Geſchichtſchreiber/ im 3 h. des 2 b. von der aͤlte der Juͤden; da er unter andern auch anzeiget/ daß Potifar den Joſef in den freien kuͤnſten unterweiſen laßen/ und ihn ehrlicher gehalten/ als ſeine andern knechte. Zum 102 blatte. JOſef ſagt in ſeinem letzten Willen: des mor- gens fruͤh erwachte ich zu dem HERꝛn/ und weinte uͤm die Fraue von Memfis; weil ſie mich keines weges unangefochten lies. Des nachtes kahm ſie zu mir/ als hette ſie mich be- ſuchen wollen. Und erſtlich ſtellete ſie ſich/ weil ſie keinen Sohn hatte/ als wolte ſie mich vor ihren Sohn halten. Ich aber baht den HERꝛn/ daß er ihr ein gewuͤndſchtes Kind beſcheeren moͤchte. In aller dieſer zeit uͤmhaͤl- ſete ſie mich/ als ihren Sohn; und ich wuſte es nicht. Das Knabenkraut/ deſſen wurtzel wie Geulen oder Hoden gebildet/ wird von den Griechen ὄϱχις und κύνος ὄϱχις, daher das Lateiniſche Cynoſorchis, das iſt Hundesgeulen/ covillon de chien, coglion de cane, Teſticulus canis, oder Teſticulus allein bei dem Dio- ſkorides/ ſonſten auch Satyrion, weil es zur geulheit antreibet/ genennet. Bei den Hochdeutſchen hat es den nahmen Knabenkraut; weil es die wuͤrkung ha- ben ſol/ diejenige/ die es einnimt/ mit einem Knaͤblein zu befruchten. Hertzwurtz haben wir von der geſtalt ſeiner wur- tzel/ und wuͤrkung in den Hertzkrankheiten alſo genen- net. Sonſten heiſſet es bei den Aertzten gemeiniglich Anthora. Zahnkraut/ dentaria bei den Lateinern/ hat dieſe beide

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/468>, abgerufen am 25.04.2024.