Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Anmärkungen.
gen war/ kahm ich wieder zu mir selbst; und befand mich
eine lange zeit betrübt üm ihret willen. Dan ich sahe ihren
betrug den sie im sinne hatte. Und ich ermahnte sie mit
den worten des Allerhöchsten/ ob ich sie vielleicht bewe-
gen möchte von ihren bösen begierden abzustehen Man-
chesmahl gab sie mir solche guhte worte/ als ein heiliger
man. Manches mahl priese sie/ doch nicht ohne arglist/
meine keuscheit gegen ihren Ehherrn. Auch sagte sie so
wohl offentlich/ als heimlich/ zu mir: Scheuet meinen
Ehherrn nicht: dan er ist eurer keuscheit so fest versichert/
daß er es nicht gleubeu wird/ imfal man ihm etwas von
uns sagte. Um aller dieser dinge willen lag ich auf der
erden/ angetahn mit einem sakke: und baht den HErrn
inbrünstig/ daß er mich doch von dieser Egiptischen
Fraue erlösete.

Zur 21 und folgenden zeilen des 124 blats.

FLavius Josef schreibet/ in seinen Jüdischen
Geschichten unter andern also: Josef wolte lie-
ber alles/ was leidelich ist/ leiden/ als ihren willen
erfüllen. Und wiewohl einen knecht nicht gezie-
met sich gegen den willen seiner Fraue zu setzen;
so ist doch dieses werk so schändlich/ daß man sich
dessen billich entschlagen solte.
Maluit liber cri-
minis mori, quam potentiae criminosae consortium eli-
gere. Ambrosius l. de Joseph c.
5.

Zur 15 und folgenden zeilen des 126 blats.

JOsef spricht hiervon/ in seinem Letzten Willen/
also: Nachdem sie/ durch dieses mittel/ nichts
erwerben konte/ so kahm sie wieder mit ande-
ren reden aufgezogen: nähmlich wie sie Got-
tes Wort lernen wolte. Indem ihr wollet/ sag-
te sie/ daß ich meine Götzen verlaßen sol/ so tuht
meinen willen. Dan wil ich auch so viel tuhn/
daß sie mein Gemahl ebenmäßig verlaßen sol:

und
F f ij

Anmaͤrkungen.
gen war/ kahm ich wieder zu mir ſelbſt; und befand mich
eine lange zeit betruͤbt uͤm ihret willen. Dan ich ſahe ihren
betrug den ſie im ſinne hatte. Und ich ermahnte ſie mit
den worten des Allerhoͤchſten/ ob ich ſie vielleicht bewe-
gen moͤchte von ihren boͤſen begierden abzuſtehen Man-
chesmahl gab ſie mir ſolche guhte worte/ als ein heiliger
man. Manches mahl prieſe ſie/ doch nicht ohne argliſt/
meine keuſcheit gegen ihren Ehherꝛn. Auch ſagte ſie ſo
wohl offentlich/ als heimlich/ zu mir: Scheuet meinen
Ehherꝛn nicht: dan er iſt eurer keuſcheit ſo feſt verſichert/
daß er es nicht gleubeu wird/ imfal man ihm etwas von
uns ſagte. Um aller dieſer dinge willen lag ich auf der
erden/ angetahn mit einem ſakke: und baht den HErꝛn
inbruͤnſtig/ daß er mich doch von dieſer Egiptiſchen
Fraue erloͤſete.

Zur 21 und folgenden zeilen des 124 blats.

FLavius Joſef ſchreibet/ in ſeinen Juͤdiſchen
Geſchichten unter andern alſo: Joſef wolte lie-
ber alles/ was leidelich iſt/ leiden/ als ihren willen
erfuͤllen. Und wiewohl einen knecht nicht gezie-
met ſich gegen den willen ſeiner Fraue zu ſetzen;
ſo iſt doch dieſes werk ſo ſchaͤndlich/ daß man ſich
deſſen billich entſchlagen ſolte.
Maluit liber cri-
minis mori, quàm potentiæ criminoſæ conſortium eli-
gere. Ambroſius l. de Joſeph c.
5.

Zur 15 und folgenden zeilen des 126 blats.

JOſef ſpricht hiervon/ in ſeinem Letzten Willen/
alſo: Nachdem ſie/ durch dieſes mittel/ nichts
erwerben konte/ ſo kahm ſie wieder mit ande-
ren reden aufgezogen: naͤhmlich wie ſie Got-
tes Wort lernen wolte. Indem ihr wollet/ ſag-
te ſie/ daß ich meine Goͤtzen verlaßen ſol/ ſo tuht
meinen willen. Dan wil ich auch ſo viel tuhn/
daß ſie mein Gemahl ebenmaͤßig verlaßen ſol:

und
F f ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0475" n="451"/>
              <fw place="top" type="header">Anma&#x0364;rkungen.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">gen war/ kahm ich wieder zu mir &#x017F;elb&#x017F;t; und befand mich<lb/>
eine lange zeit betru&#x0364;bt u&#x0364;m ihret willen. Dan ich &#x017F;ahe ihren<lb/>
betrug den &#x017F;ie im &#x017F;inne hatte. Und ich ermahnte &#x017F;ie mit<lb/>
den worten des Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten/ ob ich &#x017F;ie vielleicht bewe-<lb/>
gen mo&#x0364;chte von ihren bo&#x0364;&#x017F;en begierden abzu&#x017F;tehen Man-<lb/>
chesmahl gab &#x017F;ie mir &#x017F;olche guhte worte/ als ein heiliger<lb/>
man. Manches mahl prie&#x017F;e &#x017F;ie/ doch nicht ohne argli&#x017F;t/<lb/>
meine keu&#x017F;cheit gegen ihren Ehher&#xA75B;n. Auch &#x017F;agte &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
wohl offentlich/ als heimlich/ zu mir: Scheuet meinen<lb/>
Ehher&#xA75B;n nicht: dan er i&#x017F;t eurer keu&#x017F;cheit &#x017F;o fe&#x017F;t ver&#x017F;ichert/<lb/>
daß er es nicht gleubeu wird/ imfal man ihm etwas von<lb/>
uns &#x017F;agte. Um aller die&#x017F;er dinge willen lag ich auf der<lb/>
erden/ angetahn mit einem &#x017F;akke: und baht den HEr&#xA75B;n<lb/>
inbru&#x0364;n&#x017F;tig/ daß er mich doch von die&#x017F;er Egipti&#x017F;chen<lb/>
Fraue erlo&#x0364;&#x017F;ete.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Zur 21 und folgenden zeilen des 124 blats.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">F</hi>Lavius Jo&#x017F;ef</hi> &#x017F;chreibet/ in &#x017F;einen Ju&#x0364;di&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;chichten unter andern al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef wolte lie-<lb/>
ber alles/ was leidelich i&#x017F;t/ leiden/ als ihren willen<lb/>
erfu&#x0364;llen. Und wiewohl einen knecht nicht gezie-<lb/>
met &#x017F;ich gegen den willen &#x017F;einer Fraue zu &#x017F;etzen;<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t doch die&#x017F;es werk &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich/ daß man &#x017F;ich<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en billich ent&#x017F;chlagen &#x017F;olte.</hi> <hi rendition="#aq">Maluit liber cri-<lb/>
minis mori, quàm potentiæ crimino&#x017F;æ con&#x017F;ortium eli-<lb/>
gere. <hi rendition="#i">Ambro&#x017F;ius</hi> l. de Jo&#x017F;eph c.</hi> 5.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Zur 15 und folgenden zeilen des 126 blats.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">J</hi>O&#x017F;ef</hi> &#x017F;pricht hiervon/ in &#x017F;einem Letzten Willen/<lb/>
al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">Nachdem &#x017F;ie/ durch die&#x017F;es mittel/ nichts<lb/>
erwerben konte/ &#x017F;o kahm &#x017F;ie wieder mit ande-<lb/>
ren reden aufgezogen: na&#x0364;hmlich wie &#x017F;ie Got-<lb/>
tes Wort lernen wolte. Indem ihr wollet/ &#x017F;ag-<lb/>
te &#x017F;ie/ daß ich meine Go&#x0364;tzen verlaßen &#x017F;ol/ &#x017F;o tuht<lb/>
meinen willen. Dan wil ich auch &#x017F;o viel tuhn/<lb/>
daß &#x017F;ie mein Gemahl ebenma&#x0364;ßig verlaßen &#x017F;ol:</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f ij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">und</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0475] Anmaͤrkungen. gen war/ kahm ich wieder zu mir ſelbſt; und befand mich eine lange zeit betruͤbt uͤm ihret willen. Dan ich ſahe ihren betrug den ſie im ſinne hatte. Und ich ermahnte ſie mit den worten des Allerhoͤchſten/ ob ich ſie vielleicht bewe- gen moͤchte von ihren boͤſen begierden abzuſtehen Man- chesmahl gab ſie mir ſolche guhte worte/ als ein heiliger man. Manches mahl prieſe ſie/ doch nicht ohne argliſt/ meine keuſcheit gegen ihren Ehherꝛn. Auch ſagte ſie ſo wohl offentlich/ als heimlich/ zu mir: Scheuet meinen Ehherꝛn nicht: dan er iſt eurer keuſcheit ſo feſt verſichert/ daß er es nicht gleubeu wird/ imfal man ihm etwas von uns ſagte. Um aller dieſer dinge willen lag ich auf der erden/ angetahn mit einem ſakke: und baht den HErꝛn inbruͤnſtig/ daß er mich doch von dieſer Egiptiſchen Fraue erloͤſete. Zur 21 und folgenden zeilen des 124 blats. FLavius Joſef ſchreibet/ in ſeinen Juͤdiſchen Geſchichten unter andern alſo: Joſef wolte lie- ber alles/ was leidelich iſt/ leiden/ als ihren willen erfuͤllen. Und wiewohl einen knecht nicht gezie- met ſich gegen den willen ſeiner Fraue zu ſetzen; ſo iſt doch dieſes werk ſo ſchaͤndlich/ daß man ſich deſſen billich entſchlagen ſolte. Maluit liber cri- minis mori, quàm potentiæ criminoſæ conſortium eli- gere. Ambroſius l. de Joſeph c. 5. Zur 15 und folgenden zeilen des 126 blats. JOſef ſpricht hiervon/ in ſeinem Letzten Willen/ alſo: Nachdem ſie/ durch dieſes mittel/ nichts erwerben konte/ ſo kahm ſie wieder mit ande- ren reden aufgezogen: naͤhmlich wie ſie Got- tes Wort lernen wolte. Indem ihr wollet/ ſag- te ſie/ daß ich meine Goͤtzen verlaßen ſol/ ſo tuht meinen willen. Dan wil ich auch ſo viel tuhn/ daß ſie mein Gemahl ebenmaͤßig verlaßen ſol: und F f ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/475
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/475>, abgerufen am 23.04.2024.