Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurtzbündige
an: und weil sie mit worten nichts ausrichtete/
so schlug sie die hand an den Jüngling/ ihn mit
gewalt zu ihrem willen zu zwingen. Da sprang
Josef/ welcher des weibes unbändige ungestüh-
migkeit nicht länger vertragen wolte/ indem er
auch seinen rok/ daran sie ihn fest hielt/ im stiche
lies/ zur kammer hinaus. Hierauf beschlos sie/
teils weil es sie schmertzete/ daß ihr ansuchen
abgeschlagen worden/ teils auch weil sie sich be-
fahrete/ ihr Ehherr möchte ihr böses vorhaben
erfahren/ den
Josef bei zeiten fälschlich anzuge-
ben/ und sich also an ihm zu rächen. Dan sie/
als eine arglistige frau/ gedachte ihm mit der
anklage zuvorzukommen. Und darüm saß sie
betrübt und entrüstet: auch stellete sie sich/ als
wan dieser aus vergebens verhofter sättigung
ihrer begierden entstandener unmuht ein recht-
mäßiger zorneifer wegen ihrer angefochtenen
keuscheit sei/
u. a. m. Ambrosius lib. de Joseph, c.
5. Magnus vir Joseph, qui venditus, servile nescivit
ingenium; adamatus, non adamavit; rogatus, non ad-
quievit; comprehensus, aufugit.

Pel. ad Demetriadem: Concupiscitur a domina Ado-
lescens, nec ad concupiscentiam provocatur: rogatur,
& fugit: castum animum nec aetas adolescentiae per-
movet, nec diligentis auctoritas: nec aspectu solum,
sed ipso pene complexu, provocatus a faemina, faemi-
nam non concupivit.

Zur 15 zeile des 140 blats.

AMici, qui sese mereri omnia praesumunt, si quid-
quam non extorserint, atrociores sunt ipsis quo-
que hostibus. Aurelius Victor. Aut amat, aut odit Mu-
lier: nihil est tertium. P. Syrus. Sic omne coactum

tra-

Kurtzbuͤndige
an: und weil ſie mit worten nichts ausrichtete/
ſo ſchlug ſie die hand an den Juͤngling/ ihn mit
gewalt zu ihrem willen zu zwingen. Da ſprang
Joſef/ welcher des weibes unbaͤndige ungeſtuͤh-
migkeit nicht laͤnger vertragen wolte/ indem er
auch ſeinen rok/ daran ſie ihn feſt hielt/ im ſtiche
lies/ zur kammer hinaus. Hierauf beſchlos ſie/
teils weil es ſie ſchmertzete/ daß ihr anſuchen
abgeſchlagen worden/ teils auch weil ſie ſich be-
fahrete/ ihr Ehherꝛ moͤchte ihr boͤſes vorhaben
erfahren/ den
Joſef bei zeiten faͤlſchlich anzuge-
ben/ und ſich alſo an ihm zu raͤchen. Dan ſie/
als eine argliſtige frau/ gedachte ihm mit der
anklage zuvorzukommen. Und daruͤm ſaß ſie
betruͤbt und entruͤſtet: auch ſtellete ſie ſich/ als
wan dieſer aus vergebens verhofter ſaͤttigung
ihrer begierden entſtandener unmuht ein recht-
maͤßiger zorneifer wegen ihrer angefochtenen
keuſcheit ſei/
u. a. m. Ambroſius lib. de Joſeph, c.
5. Magnus vir Joſeph, qui venditus, ſervile neſcivit
ingenium; adamatus, non adamavit; rogatus, non ad-
quievit; comprehenſus, aufugit.

Pel. ad Demetriadem: Concupiſcitur à domina Ado-
leſcens, nec ad concupiſcentiam provocatur: rogatur,
& fugit: caſtum animum nec ætas adoleſcentiæ per-
movet, nec diligentis auctoritas: nec aſpectu ſolùm,
ſed ipſo penè complexu, provocatus à fæmina, fæmi-
nam non concupivit.

Zur 15 zeile des 140 blats.

AMici, qui ſeſe mereri omnia præſumunt, ſi quid-
quam non extorſerint, atrociores ſunt ipſis quo-
que hoſtibus. Aurelius Victor. Aut amat, aut odit Mu-
lier: nihil eſt tertium. P. Syrus. Sic omne coactum

tra-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0486" n="462"/><fw place="top" type="header">Kurtzbu&#x0364;ndige</fw><lb/><hi rendition="#fr">an: und weil &#x017F;ie mit worten nichts ausrichtete/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chlug &#x017F;ie die hand an den Ju&#x0364;ngling/ ihn mit<lb/>
gewalt zu ihrem willen zu zwingen. Da &#x017F;prang<lb/>
Jo&#x017F;ef/ welcher des weibes unba&#x0364;ndige unge&#x017F;tu&#x0364;h-<lb/>
migkeit nicht la&#x0364;nger vertragen wolte/ indem er<lb/>
auch &#x017F;einen rok/ daran &#x017F;ie ihn fe&#x017F;t hielt/ im &#x017F;tiche<lb/>
lies/ zur kammer hinaus. Hierauf be&#x017F;chlos &#x017F;ie/<lb/>
teils weil es &#x017F;ie &#x017F;chmertzete/ daß ihr an&#x017F;uchen<lb/>
abge&#x017F;chlagen worden/ teils auch weil &#x017F;ie &#x017F;ich be-<lb/>
fahrete/ ihr Ehher&#xA75B; mo&#x0364;chte ihr bo&#x0364;&#x017F;es vorhaben<lb/>
erfahren/ den</hi> Jo&#x017F;ef <hi rendition="#fr">bei zeiten fa&#x0364;l&#x017F;chlich anzuge-<lb/>
ben/ und &#x017F;ich al&#x017F;o an ihm zu ra&#x0364;chen. Dan &#x017F;ie/<lb/>
als eine argli&#x017F;tige frau/ gedachte ihm mit der<lb/>
anklage zuvorzukommen. Und daru&#x0364;m &#x017F;&#x017F;ie<lb/>
betru&#x0364;bt und entru&#x0364;&#x017F;tet: auch &#x017F;tellete &#x017F;ie &#x017F;ich/ als<lb/>
wan die&#x017F;er aus vergebens verhofter &#x017F;a&#x0364;ttigung<lb/>
ihrer begierden ent&#x017F;tandener unmuht ein recht-<lb/>
ma&#x0364;ßiger zorneifer wegen ihrer angefochtenen<lb/>
keu&#x017F;cheit &#x017F;ei/</hi> u. a. m. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ambro&#x017F;ius</hi> lib. de Jo&#x017F;eph, c.<lb/>
5. Magnus vir <hi rendition="#i">Jo&#x017F;eph</hi>, qui venditus, &#x017F;ervile ne&#x017F;civit<lb/>
ingenium; adamatus, non adamavit; rogatus, non ad-<lb/>
quievit; comprehen&#x017F;us, aufugit.</hi></p><lb/>
            <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pel. ad Demetriadem:</hi> Concupi&#x017F;citur à domina Ado-<lb/>
le&#x017F;cens, nec ad concupi&#x017F;centiam provocatur: rogatur,<lb/>
&amp; fugit: ca&#x017F;tum animum nec ætas adole&#x017F;centiæ per-<lb/>
movet, nec diligentis auctoritas: nec a&#x017F;pectu &#x017F;olùm,<lb/>
&#x017F;ed ip&#x017F;o penè complexu, provocatus à fæmina, fæmi-<lb/>
nam non concupivit.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Zur 15 zeile des 140 blats.</hi> </head><lb/>
            <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">A</hi>Mici, qui &#x017F;e&#x017F;e mereri omnia præ&#x017F;umunt, &#x017F;i quid-<lb/>
quam non extor&#x017F;erint, atrociores &#x017F;unt ip&#x017F;is quo-<lb/>
que ho&#x017F;tibus. <hi rendition="#i">Aurelius Victor.</hi> Aut amat, aut odit Mu-<lb/>
lier: nihil e&#x017F;t tertium. <hi rendition="#i">P. Syrus.</hi> Sic omne coactum</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">tra-</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[462/0486] Kurtzbuͤndige an: und weil ſie mit worten nichts ausrichtete/ ſo ſchlug ſie die hand an den Juͤngling/ ihn mit gewalt zu ihrem willen zu zwingen. Da ſprang Joſef/ welcher des weibes unbaͤndige ungeſtuͤh- migkeit nicht laͤnger vertragen wolte/ indem er auch ſeinen rok/ daran ſie ihn feſt hielt/ im ſtiche lies/ zur kammer hinaus. Hierauf beſchlos ſie/ teils weil es ſie ſchmertzete/ daß ihr anſuchen abgeſchlagen worden/ teils auch weil ſie ſich be- fahrete/ ihr Ehherꝛ moͤchte ihr boͤſes vorhaben erfahren/ den Joſef bei zeiten faͤlſchlich anzuge- ben/ und ſich alſo an ihm zu raͤchen. Dan ſie/ als eine argliſtige frau/ gedachte ihm mit der anklage zuvorzukommen. Und daruͤm ſaß ſie betruͤbt und entruͤſtet: auch ſtellete ſie ſich/ als wan dieſer aus vergebens verhofter ſaͤttigung ihrer begierden entſtandener unmuht ein recht- maͤßiger zorneifer wegen ihrer angefochtenen keuſcheit ſei/ u. a. m. Ambroſius lib. de Joſeph, c. 5. Magnus vir Joſeph, qui venditus, ſervile neſcivit ingenium; adamatus, non adamavit; rogatus, non ad- quievit; comprehenſus, aufugit. Pel. ad Demetriadem: Concupiſcitur à domina Ado- leſcens, nec ad concupiſcentiam provocatur: rogatur, & fugit: caſtum animum nec ætas adoleſcentiæ per- movet, nec diligentis auctoritas: nec aſpectu ſolùm, ſed ipſo penè complexu, provocatus à fæmina, fæmi- nam non concupivit. Zur 15 zeile des 140 blats. AMici, qui ſeſe mereri omnia præſumunt, ſi quid- quam non extorſerint, atrociores ſunt ipſis quo- que hoſtibus. Aurelius Victor. Aut amat, aut odit Mu- lier: nihil eſt tertium. P. Syrus. Sic omne coactum tra-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/486
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/486>, abgerufen am 19.04.2024.