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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
unsere Schriftgiesser/ den Wälschen zur folge/ auch
Matrizen/ als wolten sie sagen/ die Mutter oder
Mütter der Buchstaben/ zu heissen plegen. So be-
nahmen wir auch die Muschel/ darinnen die Perlen
wachsen/ oder daraus sie ihren uhrsprung haben/ Per-
lenmutter/
wie die Spanier Madreperla, und die Wäl-
schen Madre de perlas, d. i. nacar, o concha de perlas.
Madre del rio, Madre del fiume,
das ist ein uhrsprung
der flüsse/ ein spring/ ein kwäl/
sagen die Spa-
nier und Wälschen gleichfals auf eben den schlag. Von
mehr andern erklährungen handelt der Hochgelehrte
von Kempen/ unter den Deutschgesinten der Un-
sterbliche/
in seinem Berichte von den Schattenliedern
oder so genenten Madrigalen. Wie nun die Wäl-
schen diese Schattenliedlein auf so vielerlei weise
machen/ kan man bei ihren Dichtmeistern sehen: als
bei dem Hieronimus Pret/ Sachet/ Bokaz/
Ariost/ Bembus/ Bernia/ Navager/ Tassus/
Stiglian/ Orsien/ Peter Michaeln/
und andern;
als auch bei der edlen Röhmerin Margareta Ko-
sta/
in ihren Liebesbriefen: vor allen aber bei den zween
berühmten Rittern/ Marin und Guarin/ die in
dieser Liederahrt auch alle neuen und alten übertref-
fen. Unter andern findet man bei dem letzten ein so
zu nennen zusammengeketteltes Schattenlied/
von 84 Reimzeilen; darinnen die sätze zuweilen 14/
zuweilen 4/ zuweilen 6/ zuweilen 12/ zuweilen 10
Reimbände haben.

Zum 246/ 247/ 248 blatte.

IN diesem Schattenliedlein werden die zur Eh-
lichen Liebe gehörige eigenschaften
beschrie-
ben: nähmlich im 1 satze geben wir zu erkennen/ daß sie
rein/ ungefärbt/ ohne falschen schein und aller
dinge unbeflekt
sein mus; gleichwie die reinen

Schäflein
K k

Anmaͤrkungen.
unſere Schriftgieſſer/ den Waͤlſchen zur folge/ auch
Matrizen/ als wolten ſie ſagen/ die Mutter oder
Muͤtter der Buchſtaben/ zu heiſſen plegen. So be-
nahmen wir auch die Muſchel/ darinnen die Perlen
wachſen/ oder daraus ſie ihren uhrſprung haben/ Per-
lenmutter/
wie die Spanier Madreperla, und die Waͤl-
ſchen Madre de perlas, d. i. nacar, o concha de perlas.
Madre del rio, Madre del fiume,
das iſt ein uhrſprung
der fluͤſſe/ ein ſpring/ ein kwaͤl/
ſagen die Spa-
nier und Waͤlſchen gleichfals auf eben den ſchlag. Von
mehr andern erklaͤhrungen handelt der Hochgelehrte
von Kempen/ unter den Deutſchgeſinten der Un-
ſterbliche/
in ſeinem Berichte von den Schattenliedern
oder ſo genenten Madrigalen. Wie nun die Waͤl-
ſchen dieſe Schattenliedlein auf ſo vielerlei weiſe
machen/ kan man bei ihren Dichtmeiſtern ſehen: als
bei dem Hieronimus Pret/ Sachet/ Bokaz/
Arioſt/ Bembus/ Bernia/ Navager/ Taſſus/
Stiglian/ Orſien/ Peter Michaeln/
und andern;
als auch bei der edlen Roͤhmerin Margareta Ko-
ſta/
in ihren Liebesbriefen: vor allen aber bei den zween
beruͤhmten Rittern/ Marin und Guarin/ die in
dieſer Liederahrt auch alle neuen und alten uͤbertref-
fen. Unter andern findet man bei dem letzten ein ſo
zu nennen zuſammengeketteltes Schattenlied/
von 84 Reimzeilen; darinnen die ſaͤtze zuweilen 14/
zuweilen 4/ zuweilen 6/ zuweilen 12/ zuweilen 10
Reimbaͤnde haben.

Zum 246/ 247/ 248 blatte.

IN dieſem Schattenliedlein werden die zur Eh-
lichen Liebe gehoͤrige eigenſchaften
beſchrie-
ben: naͤhmlich im 1 ſatze geben wir zu erkennen/ daß ſie
rein/ ungefaͤrbt/ ohne falſchen ſchein und aller
dinge unbeflekt
ſein mus; gleichwie die reinen

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[513/0537] Anmaͤrkungen. unſere Schriftgieſſer/ den Waͤlſchen zur folge/ auch Matrizen/ als wolten ſie ſagen/ die Mutter oder Muͤtter der Buchſtaben/ zu heiſſen plegen. So be- nahmen wir auch die Muſchel/ darinnen die Perlen wachſen/ oder daraus ſie ihren uhrſprung haben/ Per- lenmutter/ wie die Spanier Madreperla, und die Waͤl- ſchen Madre de perlas, d. i. nacar, o concha de perlas. Madre del rio, Madre del fiume, das iſt ein uhrſprung der fluͤſſe/ ein ſpring/ ein kwaͤl/ ſagen die Spa- nier und Waͤlſchen gleichfals auf eben den ſchlag. Von mehr andern erklaͤhrungen handelt der Hochgelehrte von Kempen/ unter den Deutſchgeſinten der Un- ſterbliche/ in ſeinem Berichte von den Schattenliedern oder ſo genenten Madrigalen. Wie nun die Waͤl- ſchen dieſe Schattenliedlein auf ſo vielerlei weiſe machen/ kan man bei ihren Dichtmeiſtern ſehen: als bei dem Hieronimus Pret/ Sachet/ Bokaz/ Arioſt/ Bembus/ Bernia/ Navager/ Taſſus/ Stiglian/ Orſien/ Peter Michaeln/ und andern; als auch bei der edlen Roͤhmerin Margareta Ko- ſta/ in ihren Liebesbriefen: vor allen aber bei den zween beruͤhmten Rittern/ Marin und Guarin/ die in dieſer Liederahrt auch alle neuen und alten uͤbertref- fen. Unter andern findet man bei dem letzten ein ſo zu nennen zuſammengeketteltes Schattenlied/ von 84 Reimzeilen; darinnen die ſaͤtze zuweilen 14/ zuweilen 4/ zuweilen 6/ zuweilen 12/ zuweilen 10 Reimbaͤnde haben. Zum 246/ 247/ 248 blatte. IN dieſem Schattenliedlein werden die zur Eh- lichen Liebe gehoͤrige eigenſchaften beſchrie- ben: naͤhmlich im 1 ſatze geben wir zu erkennen/ daß ſie rein/ ungefaͤrbt/ ohne falſchen ſchein und aller dinge unbeflekt ſein mus; gleichwie die reinen Schaͤflein K k

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/537>, abgerufen am 29.03.2024.