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Hahnen, Gottfried: Das Abgewogene Leiden Gott-seliger Christen in der Welt. Breslau, [1669].

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kommen? Es würde mir eher an Zeit und Krafft/ als an
Materie fehlen. Jch erinnere mich kürtzlich seines Haus-
Creutzes/
welches jhm GOtt/ durch gäntzliche Verwü-
stung seiner schönen Gütter/ die er alle in dem schädlichen
Kriegs-Wesen mit dem Rücken ansehen und sich anders-
wohin salviren müssen: Sonderlich aber durch tödli-
chen Hintrit seiner beyden Hertz-geliebtesten Ehe-Frauen
und Kinder zugeschicket. Jch gedencke seines Ampts-
Creutzes/
welches er bey Gewissen-haffter Verwaltung
seiner hohen Aempter müssen über sich ergehen lassen/ da
es jhm/ wie er offters geklaget/ an falschen Brüdern/ bö-
sen Nachbarn/ und andern/ die jhn umb der Gerechtigkeit
und seines guten Gewissens halben angefeindet und ver-
folget/ nicht gefehlet. Unvergessen auch endlich seines
besondern leiblichen Creutzes/ der so langwürigen
Gicht-Schmertzen/ die jhn etliche 40. Jahr hero so ge-
waltig angegriffen und den gantzen Leib durch-arbeitet
haben. Wie hielt er sich in so mannigfaltigem Creutze?
Allenthalben Christlich[;] Weil jhm alles nützlich und
Rom. 8. v. 28.als einem Liebhaber GOttes zum Besten dienen muste.
(l)
Super Gen.
c. 43. p. 203.
de Italis re-
fert, quod
dicere so-
leant: Opor-
tet conscien-
tiam occi-
dere, & di-
cere quod
nibil sit.
Jn Entziehung seiner Gütter bescheidete er sich mit dem
Hiob/ daß es eben der thue/ der sie jhm zuvor gegeben/
darumb lobete er den Namen deß HErrn/ Job. 1. v. 21.
und ergab sich seinem gnädigen Willen/ dein Wille ge-
schehe/ mein GOTT! Jn Widerwärtigkeit wegen sei-
nes Ampts/ fuhr er dennoch beständig fort/ und übete sich
zu haben ein unverletzt Gewissen allenthalben/ beyde ge-
gen GOtt und den Menschen/ Act. 24. v. 16. Das war
jhm lieber als aller Welt Gunst. Er wuste besser mit dem
Gewissen umbzugehen/ als jene/ derer der Herr Lutherus
gedencket/ (l) welche zu sagen pflegten: Man muß dem

Gewis-

kommen? Es wuͤrde mir eher an Zeit und Krafft/ als an
Materie fehlen. Jch erinnere mich kuͤrtzlich ſeines Haus-
Creutzes/
welches jhm GOtt/ durch gaͤntzliche Verwuͤ-
ſtung ſeiner ſchoͤnen Guͤtter/ die er alle in dem ſchaͤdlichen
Kriegs-Weſen mit dem Ruͤcken anſehen und ſich anders-
wohin ſalviren muͤſſen: Sonderlich aber durch toͤdli-
chen Hintrit ſeiner beyden Hertz-geliebteſten Ehe-Frauen
und Kinder zugeſchicket. Jch gedencke ſeines Ampts-
Creutzes/
welches er bey Gewiſſen-haffter Verwaltung
ſeiner hohen Aempter muͤſſen uͤber ſich ergehen laſſen/ da
es jhm/ wie er offters geklaget/ an falſchen Bruͤdern/ boͤ-
ſen Nachbarn/ und andern/ die jhn umb der Gerechtigkeit
und ſeines guten Gewiſſens halben angefeindet und ver-
folget/ nicht gefehlet. Unvergeſſen auch endlich ſeines
beſondern leiblichen Creutzes/ der ſo langwuͤrigen
Gicht-Schmertzen/ die jhn etliche 40. Jahr hero ſo ge-
waltig angegriffen und den gantzen Leib durch-arbeitet
haben. Wie hielt er ſich in ſo mannigfaltigem Creutze?
Allenthalben Chriſtlich[;] Weil jhm alles nuͤtzlich und
Rom. 8. v. 28.als einem Liebhaber GOttes zum Beſten dienen muſte.
(l)
Super Gen.
c. 43. p. 203.
de Italis re-
fert, quòd
dicere ſo-
leant: Opor-
tet cõſcien-
tiam occi-
dere, & di-
cere quòd
nibil ſit.
Jn Entziehung ſeiner Guͤtter beſcheidete er ſich mit dem
Hiob/ daß es eben der thue/ der ſie jhm zuvor gegeben/
darumb lobete er den Namen deß HErꝛn/ Job. 1. v. 21.
und ergab ſich ſeinem gnaͤdigen Willen/ dein Wille ge-
ſchehe/ mein GOTT! Jn Widerwaͤrtigkeit wegen ſei-
nes Ampts/ fuhr er dennoch beſtaͤndig fort/ und uͤbete ſich
zu haben ein unverletzt Gewiſſen allenthalben/ beyde ge-
gen GOtt und den Menſchen/ Act. 24. v. 16. Das war
jhm lieber als aller Welt Gunſt. Er wuſte beſſer mit dem
Gewiſſen umbzugehen/ als jene/ derer der Herꝛ Lutherus
gedencket/ (l) welche zu ſagen pflegten: Man muß dem

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Zitationshilfe: Hahnen, Gottfried: Das Abgewogene Leiden Gott-seliger Christen in der Welt. Breslau, [1669], S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354494/22>, abgerufen am 28.03.2024.