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Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684.

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Christliche Leich-Predigt.
Psalm. 137.Davids hundert und sieben und dreyßigsten Psalm ab-zunehmen.
Der beste Trost den Jhnen Gott in ihrer unaußsprechlichen
Trübsal vorgetragen/ war/ das künfftige Reich des Messiae, in
welchem Sie von allem Leyde und Elend solten erlöset/ und in die
rechte Freyheit der Kinder Gottes gesetzet worden. Wovon meist
dieses gantzes ein und dreyßigste Capittel lautet.

Jn dem ersten Vers nun tröstet GOtt dieses Volck: ER
wolle Jhr GOtt und Sie solten sein Volck seyn.

Jn dem Andern versichert Er/ das Volck/ so überblieben
ist vom Schwerd/
(verstehe/ in und nach der Babylonischen Ge-
fängnüß) habe Gnade bey Jhm funden. Er wolle es erlösen.

Jn dem Dritten redt Jhm das Volck ein/ gleichsam als klein-
müthig/ Als hätte es numehr alle Hoffnung verlohren: Mera-
chock Jehovah Ner a ly.
Der HErr ist mir erschienen von
ferne.
Als wolten Sie sagen: Olim qvidem exercuit Miseri-
cordiam sed nunc refrixit &c.
Ehmals in den alten Zeiten war
es wol so: GOtt war uns gnädig: Nun aber hat es gar eine ande-
re Meynung. Wie es also Jun. Tremell. Piscator &c. erklären.
Und darauff antwortet GOtt dem Volcke/ auff ihren Einwurff/
mit unserm verlesenen Leich-Text: Jch habe dich ie und ie gelie-
bet/ darumb habe Jch dich zu mir gezogen/ auß lauter Güte.

Hebr.
Grund-Sp.
[fremdsprachliches Material - 6 Wörter fehlen] lautet die Grund-
Sprache: von Wort zu Wort: Charitate perpetua dilexi Te,
ideo attraxi Te, Misericordia.
Mit immer-wehrender Liebe/
hab Jch dich geliebet/ darumb hab Jch dich zugezogen (zu mir ge-
zogen) mit Barmhertzigkeit.

Targum.
Jonath.
Der Chaldaeische Paraphrastes setzt die Worte in Plurali,
mit einem schönen Accent: Ecce! Dilectione sempiterna Di-
lexi Vos, ideo Duxi Vos, in Benignitate.
Siehe! mit immer-
wehrender Liebe hab Jch Euch geliebet/ darumb hab Jch Euch
geführet in der Gütte.

Die

Chriſtliche Leich-Predigt.
Pſalm. 137.Davids hundert und ſieben und dreyßigſten Pſalm ab-zunehmen.
Der beſte Troſt den Jhnen Gott in ihrer unaußſprechlichen
Truͤbſal vorgetragen/ war/ das kuͤnfftige Reich des Mesſiæ, in
welchem Sie von allem Leyde und Elend ſolten erloͤſet/ und in die
rechte Freyheit der Kinder Gottes geſetzet worden. Wovon meiſt
dieſes gantzes ein und dreyßigſte Capittel lautet.

Jn dem erſten Vers nun troͤſtet GOtt dieſes Volck: ER
wolle Jhr GOtt und Sie ſolten ſein Volck ſeyn.

Jn dem Andern verſichert Er/ das Volck/ ſo uͤberblieben
iſt vom Schwerd/
(verſtehe/ in und nach der Babyloniſchen Ge-
faͤngnuͤß) habe Gnade bey Jhm funden. Er wolle es erloͤſen.

Jn dem Dritten redt Jhm das Volck ein/ gleichſam als klein-
muͤthig/ Als haͤtte es numehr alle Hoffnung verlohren: Mera-
chock Jehovah Ner a ly.
Der HErꝛ iſt mir erſchienen von
ferne.
Als wolten Sie ſagen: Olim qvidem exercuit Miſeri-
cordiam ſed nunc refrixit &c.
Ehmals in den alten Zeiten war
es wol ſo: GOtt war uns gnaͤdig: Nun aber hat es gar eine ande-
re Meynung. Wie es alſo Jun. Tremell. Piſcator &c. erklaͤren.
Und darauff antwortet GOtt dem Volcke/ auff ihren Einwurff/
mit unſerm verleſenen Leich-Text: Jch habe dich ie und ie gelie-
bet/ darumb habe Jch dich zu mir gezogen/ auß lauter Guͤte.

Hebr.
Grund-Sp.
[fremdsprachliches Material – 6 Wörter fehlen] lautet die Grund-
Sprache: von Wort zu Wort: Charitate perpetuâ dilexi Te,
ideò attraxi Te, Miſericordiâ.
Mit immer-wehrender Liebe/
hab Jch dich geliebet/ darumb hab Jch dich zugezogen (zu mir ge-
zogen) mit Barmhertzigkeit.

Targum.
Jonath.
Der Chaldæiſche Paraphraſtes ſetzt die Worte in Plurali,
mit einem ſchönen Accent: Ecce! Dilectione ſempiternâ Di-
lexi Vos, ideo Duxi Vos, in Benignitate.
Siehe! mit immer-
wehrender Liebe hab Jch Euch geliebet/ darumb hab Jch Euch
gefuͤhret in der Guͤtte.

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[10/0012] Chriſtliche Leich-Predigt. Davids hundert und ſieben und dreyßigſten Pſalm ab-zunehmen. Der beſte Troſt den Jhnen Gott in ihrer unaußſprechlichen Truͤbſal vorgetragen/ war/ das kuͤnfftige Reich des Mesſiæ, in welchem Sie von allem Leyde und Elend ſolten erloͤſet/ und in die rechte Freyheit der Kinder Gottes geſetzet worden. Wovon meiſt dieſes gantzes ein und dreyßigſte Capittel lautet. Pſalm. 137. Jn dem erſten Vers nun troͤſtet GOtt dieſes Volck: ER wolle Jhr GOtt und Sie ſolten ſein Volck ſeyn. Jn dem Andern verſichert Er/ das Volck/ ſo uͤberblieben iſt vom Schwerd/ (verſtehe/ in und nach der Babyloniſchen Ge- faͤngnuͤß) habe Gnade bey Jhm funden. Er wolle es erloͤſen. Jn dem Dritten redt Jhm das Volck ein/ gleichſam als klein- muͤthig/ Als haͤtte es numehr alle Hoffnung verlohren: Mera- chock Jehovah Ner a ly. Der HErꝛ iſt mir erſchienen von ferne. Als wolten Sie ſagen: Olim qvidem exercuit Miſeri- cordiam ſed nunc refrixit &c. Ehmals in den alten Zeiten war es wol ſo: GOtt war uns gnaͤdig: Nun aber hat es gar eine ande- re Meynung. Wie es alſo Jun. Tremell. Piſcator &c. erklaͤren. Und darauff antwortet GOtt dem Volcke/ auff ihren Einwurff/ mit unſerm verleſenen Leich-Text: Jch habe dich ie und ie gelie- bet/ darumb habe Jch dich zu mir gezogen/ auß lauter Guͤte. ______ lautet die Grund- Sprache: von Wort zu Wort: Charitate perpetuâ dilexi Te, ideò attraxi Te, Miſericordiâ. Mit immer-wehrender Liebe/ hab Jch dich geliebet/ darumb hab Jch dich zugezogen (zu mir ge- zogen) mit Barmhertzigkeit. Hebr. Grund-Sp. Der Chaldæiſche Paraphraſtes ſetzt die Worte in Plurali, mit einem ſchönen Accent: Ecce! Dilectione ſempiternâ Di- lexi Vos, ideo Duxi Vos, in Benignitate. Siehe! mit immer- wehrender Liebe hab Jch Euch geliebet/ darumb hab Jch Euch gefuͤhret in der Guͤtte. Targum. Jonath. Die

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Zitationshilfe: Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354524/12>, abgerufen am 25.04.2024.