Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leich-Predigt.
so viel haben/ daß wenn ER wolte Sünden zurechnen/ wer
Psalm. 130.würde bestehen? nach dem hundert und dreyßigsten Psalm. Er
nimmt mit Jhnen vorlieb/ und lässet Jhm Sie wohl gefallen. So
schwartz als seine Braut ist/ so lieblich ist Sie Jhm: Meine Tau-
be: zeige mir deine Gestalt/ laß mich hören deine Stimme/
deine Stimme ist süsse und deine Gestalt lieblich.
in dem Ho-
Cant. 2, 14.hen Liede Salomonis am andern Capittel. Er übersieht mit fleiß
Jhre Fehler und Gebrechen. Er sihet keine Mühe in Jacob/
(Heb. keine Missethat) und keine Arbeit in Jsrael. im vierdten
Num. 23-21.Buch Mose am drey und zwantzigsten Capittel. ER erlässet die
Missethat den übrigen seines Erbtheils.
Welches den Pro-
pheten in Verwunderung stürtzet/ daß er muß außruffen/ Wo ist
Mich. 7.ein solch GOtt wie du bist? Micha am siebenden Capittel.

Gewahret Geliebte in dem HErren

Zum Vierdten. Daß GOtt die Sünden seiner Außer-
wählten
dirigirt, und Sie lässet außschlagen zu einem seelig-
machenden Nutzen/
(wie ein kluger Artzt die ärgste Gifft ver-
wandelt in eine Theriack) daß (wie alles so auch dieselben)
Rom. 8-28.jhnen müssen zum besten dienen. zun Römern am achten Cap.
Denn wer weiß es nicht/ daß dieses sonderlich GOtt schaffet?

a. Daß die grösten Sünder am ersten und leichtesten be-
ret werden/
eher als die civilen und scheinheiligen: Zöllner und
Matt. 21-31.Huren/ eher als die Pharisäer/ Matthäi am 21. Capittel.

b. Daß/ je grösser jhre Sünden vor der Bekehrung gewe-
sen/ je grösser ist hernach jhr Eyffer und Liebe zu GOTT.

Luc. 7.Sie hat viel geliebet/ denn Jhr ist viel vergeben worden. beym
Luca am siebenden Capittel.

g. Daß je mehr sie gesündiget/ je mehr thun sie Busse/
sind desto besser/ vorsichtiger/ demüthiger/ andächtiger/
wie
2. Cor. 12.Paulus in dem andern Briefe an die Corinthier am zwölfften Cap.
Thut das nicht alles die unendliche Macht/ Weißheit und Gütte
Gottes/ die so auß der Finsternüß Licht außführet?

War-

Chriſtliche Leich-Predigt.
ſo viel haben/ daß weñ ER wolte Suͤnden zurechnen/ wer
Pſalm. 130.wuͤrde beſtehen? nach dem hundert und dreyßigſten Pſalm. Er
nim̃t mit Jhnen vorlieb/ und laͤſſet Jhm Sie wohl gefallen. So
ſchwartz als ſeine Braut iſt/ ſo lieblich iſt Sie Jhm: Meine Tau-
be: zeige mir deine Geſtalt/ laß mich hoͤren deine Stimme/
deine Stimme iſt ſuͤſſe und deine Geſtalt lieblich.
in dem Ho-
Cant. 2, 14.hen Liede Salomonis am andern Capittel. Er uͤberſieht mit fleiß
Jhre Fehler und Gebrechen. Er ſihet keine Mühe in Jacob/
(Heb. keine Miſſethat) und keine Arbeit in Jſrael. im vierdten
Num. 23-21.Buch Moſe am drey und zwantzigſten Capittel. ER erlaͤſſet die
Miſſethat den uͤbrigen ſeines Erbtheils.
Welches den Pro-
pheten in Verwunderung ſtuͤrtzet/ daß er muß außruffen/ Wo iſt
Mich. 7.ein ſolch GOtt wie du biſt? Micha am ſiebenden Capittel.

Gewahret Geliebte in dem HErren

Zum Vierdten. Daß GOtt die Suͤnden ſeiner Außer-
waͤhlten
dirigirt, und Sie laͤſſet außſchlagen zu einem ſeelig-
machenden Nutzen/
(wie ein kluger Artzt die aͤrgſte Gifft ver-
wandelt in eine Theriack) daß (wie alles ſo auch dieſelben)
Rom. 8-28.jhnen muͤſſen zum beſten dienen. zun Roͤmern am achten Cap.
Deñ wer weiß es nicht/ daß dieſes ſonderlich GOtt ſchaffet?

α. Daß die groͤſten Suͤnder am erſten und leichteſten be-
ret werden/
eher als die civilen und ſcheinheiligen: Zoͤllner und
Matt. 21-31.Huren/ eher als die Phariſaͤer/ Matthaͤi am 21. Capittel.

β. Daß/ je gröſſer jhre Suͤnden vor der Bekehrung gewe-
ſen/ je groͤſſer iſt hernach jhr Eyffer und Liebe zu GOTT.

Luc. 7.Sie hat viel geliebet/ deñ Jhr iſt viel vergeben worden. beym
Luca am ſiebenden Capittel.

γ. Daß je mehr ſie geſuͤndiget/ je mehr thun ſie Buſſe/
ſind deſto beſſer/ vorſichtiger/ demüthiger/ andaͤchtiger/
wie
2. Cor. 12.Paulus in dem andern Briefe an die Corinthier am zwölfften Cap.
Thut das nicht alles die unendliche Macht/ Weißheit und Gütte
Gottes/ die ſo auß der Finſternuͤß Licht außfuͤhret?

War-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0026" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leich-Predigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o viel haben/ daß wen&#x0303; ER wolte Su&#x0364;nden zurechnen/ wer</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">P&#x017F;alm.</hi> 130.</note><hi rendition="#fr">wu&#x0364;rde be&#x017F;tehen?</hi> nach dem hundert und dreyßig&#x017F;ten P&#x017F;alm. Er<lb/>
nim&#x0303;t mit Jhnen vorlieb/ und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et Jhm Sie wohl gefallen. So<lb/>
&#x017F;chwartz als &#x017F;eine Braut i&#x017F;t/ &#x017F;o lieblich i&#x017F;t Sie Jhm: <hi rendition="#fr">Meine Tau-<lb/>
be: zeige mir deine Ge&#x017F;talt/ laß mich ho&#x0364;ren deine Stimme/<lb/>
deine Stimme i&#x017F;t &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und deine Ge&#x017F;talt lieblich.</hi> in dem Ho-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Cant.</hi> 2, 14.</note>hen Liede Salomonis am andern Capittel. Er u&#x0364;ber&#x017F;ieht mit fleiß<lb/>
Jhre Fehler und Gebrechen. <hi rendition="#fr">Er &#x017F;ihet keine Mühe in Jacob/</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq">Heb.</hi> keine Mi&#x017F;&#x017F;ethat) <hi rendition="#fr">und keine Arbeit in J&#x017F;rael.</hi> im vierdten<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Num.</hi> 23-21.</note>Buch Mo&#x017F;e am drey und zwantzig&#x017F;ten Capittel. <hi rendition="#fr">ER erla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et die<lb/>
Mi&#x017F;&#x017F;ethat den u&#x0364;brigen &#x017F;eines Erbtheils.</hi> Welches den Pro-<lb/>
pheten in Verwunderung &#x017F;tu&#x0364;rtzet/ daß er muß außruffen/ <hi rendition="#fr">Wo i&#x017F;t</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Mich.</hi> 7.</note><hi rendition="#fr">ein &#x017F;olch GOtt wie du bi&#x017F;t?</hi> Micha am &#x017F;iebenden Capittel.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Gewahret Geliebte in dem HErren</hi> </p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Zum Vierdten. Daß GOtt die Su&#x0364;nden &#x017F;einer Außer-<lb/>
wa&#x0364;hlten</hi><hi rendition="#aq">dirigirt,</hi><hi rendition="#fr">und Sie la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et auß&#x017F;chlagen zu einem &#x017F;eelig-<lb/>
machenden Nutzen/</hi> (wie ein kluger Artzt die a&#x0364;rg&#x017F;te Gifft ver-<lb/>
wandelt in eine <hi rendition="#aq">Theriack</hi>) <hi rendition="#fr">daß (wie alles &#x017F;o auch die&#x017F;elben)</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Rom.</hi> 8-28.</note><hi rendition="#fr">jhnen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zum be&#x017F;ten dienen.</hi> zun Ro&#x0364;mern am achten Cap.<lb/>
Den&#x0303; wer weiß es nicht/ daß die&#x017F;es &#x017F;onderlich GOtt &#x017F;chaffet?</p><lb/>
            <p>&#x03B1;. <hi rendition="#fr">Daß die gro&#x0364;&#x017F;ten Su&#x0364;nder am er&#x017F;ten und leichte&#x017F;ten be-<lb/>
ret werden/</hi> eher als die <hi rendition="#aq">civil</hi>en und &#x017F;cheinheiligen: <hi rendition="#fr">Zo&#x0364;llner und</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matt.</hi> 21-31.</note><hi rendition="#fr">Huren/ eher als die Phari&#x017F;a&#x0364;er/</hi> Mattha&#x0364;i am 21. Capittel.</p><lb/>
            <p>&#x03B2;. <hi rendition="#fr">Daß/ je grö&#x017F;&#x017F;er jhre Su&#x0364;nden vor der Bekehrung gewe-<lb/>
&#x017F;en/ je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t hernach jhr Eyffer und Liebe zu <hi rendition="#g">GOTT.</hi></hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 7.</note><hi rendition="#fr">Sie hat viel geliebet/ den&#x0303; Jhr i&#x017F;t viel vergeben worden.</hi> beym<lb/>
Luca am &#x017F;iebenden Capittel.</p><lb/>
            <p>&#x03B3;. <hi rendition="#fr">Daß je mehr &#x017F;ie ge&#x017F;u&#x0364;ndiget/ je mehr thun &#x017F;ie Bu&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
&#x017F;ind de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er/ vor&#x017F;ichtiger/ demüthiger/ anda&#x0364;chtiger/</hi> wie<lb/><note place="left">2. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 12.</note>Paulus in dem andern Briefe an die Corinthier am zwölfften Cap.<lb/>
Thut das nicht alles die unendliche Macht/ Weißheit und Gütte<lb/>
Gottes/ die &#x017F;o auß der Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß Licht außfu&#x0364;hret?</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">War-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0026] Chriſtliche Leich-Predigt. ſo viel haben/ daß weñ ER wolte Suͤnden zurechnen/ wer wuͤrde beſtehen? nach dem hundert und dreyßigſten Pſalm. Er nim̃t mit Jhnen vorlieb/ und laͤſſet Jhm Sie wohl gefallen. So ſchwartz als ſeine Braut iſt/ ſo lieblich iſt Sie Jhm: Meine Tau- be: zeige mir deine Geſtalt/ laß mich hoͤren deine Stimme/ deine Stimme iſt ſuͤſſe und deine Geſtalt lieblich. in dem Ho- hen Liede Salomonis am andern Capittel. Er uͤberſieht mit fleiß Jhre Fehler und Gebrechen. Er ſihet keine Mühe in Jacob/ (Heb. keine Miſſethat) und keine Arbeit in Jſrael. im vierdten Buch Moſe am drey und zwantzigſten Capittel. ER erlaͤſſet die Miſſethat den uͤbrigen ſeines Erbtheils. Welches den Pro- pheten in Verwunderung ſtuͤrtzet/ daß er muß außruffen/ Wo iſt ein ſolch GOtt wie du biſt? Micha am ſiebenden Capittel. Pſalm. 130. Cant. 2, 14. Num. 23-21. Mich. 7. Gewahret Geliebte in dem HErren Zum Vierdten. Daß GOtt die Suͤnden ſeiner Außer- waͤhlten dirigirt, und Sie laͤſſet außſchlagen zu einem ſeelig- machenden Nutzen/ (wie ein kluger Artzt die aͤrgſte Gifft ver- wandelt in eine Theriack) daß (wie alles ſo auch dieſelben) jhnen muͤſſen zum beſten dienen. zun Roͤmern am achten Cap. Deñ wer weiß es nicht/ daß dieſes ſonderlich GOtt ſchaffet? Rom. 8-28. α. Daß die groͤſten Suͤnder am erſten und leichteſten be- ret werden/ eher als die civilen und ſcheinheiligen: Zoͤllner und Huren/ eher als die Phariſaͤer/ Matthaͤi am 21. Capittel. Matt. 21-31. β. Daß/ je gröſſer jhre Suͤnden vor der Bekehrung gewe- ſen/ je groͤſſer iſt hernach jhr Eyffer und Liebe zu GOTT. Sie hat viel geliebet/ deñ Jhr iſt viel vergeben worden. beym Luca am ſiebenden Capittel. Luc. 7. γ. Daß je mehr ſie geſuͤndiget/ je mehr thun ſie Buſſe/ ſind deſto beſſer/ vorſichtiger/ demüthiger/ andaͤchtiger/ wie Paulus in dem andern Briefe an die Corinthier am zwölfften Cap. Thut das nicht alles die unendliche Macht/ Weißheit und Gütte Gottes/ die ſo auß der Finſternuͤß Licht außfuͤhret? 2. Cor. 12. War-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354524
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354524/26
Zitationshilfe: Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354524/26>, abgerufen am 19.04.2024.