Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722.

Bild:
<< vorherige Seite

der Gerechten.
bedeutet hier nichts anders als seine Macht, damit er Wun-
der-Dinge schaffet/ entweder die Seinigen vor Unfällen beschü-
tzet/ oder die Gottlosen straffet. Wie wir aber an GOtt/ bey
seiner ausübenden gütigen Vorsorge/ uns kein menschlich
Hertze/ noch menschliche Augen und Ohren/ ohngeachtet sie ihm
von David im 34. Psalm ausdrücklich zugeschrieben werden/Ps. 34. v. 16.
daß sie auf die Gerechten sehen/ und auf ihr Schreyen hören/
gleich denen im 4ten Jahrhundert nach CHristi Geburt ent-Confer.
Christ.
Kortholti
Historia
Eccles. No-
vi Test. p.
m.
120. &
155.

standenen irrigen Anthropomorphiten einzubilden haben; Son-
dern bloß dadurch unserer Schwachheit des Verstandes eini-
ger massen zu statten zu kommen/ einen Begriff darnach von
seiner Liebe/ Allwissenheit und Weißheit zu machen: So muß
es auch allhier bey seiner gnadenreichen Beschirmung von
seiner Rechten
angenommen werden/ daß wir nichts anders
dadurch als seine Allmacht verstehen. Denn gleichwie etwan
bey dem Menschen die rechte Hand die behendeste und geschick-
teste ist/ was auszurichten/ daß man es mit Augen sehen und
offtmals handgreifflich abnehmen kan. So will hier der Mei-
ster des Buchs der Weißheit die Beschirmung der Gerechten in
die Rechte des HERRN stellen und setzen. Das abermal im
Grund-Texte befindliche Wort skepazein, beschirmen, kommt
von dem Worte skepe, einer Decke her/ und heißt so viel/ als
etwas bedecken, überdecken und zudecken. Wie etwan die
Kleider den Leib vor stürmenden Regenwettern/ und brennen-
der Sonnen-Hitze bedecken/ daß er davon sicher und befreyet
bleibt; So soll auch hier so viel geredet seyn von der Rechten
des HErrn/ in Ansehung ihrer Beschirmung derer Gerechten.
Esaiä am 40. Capitel wird dem grossen und mächtigenEs. 40. v. 12.
GOtt das herrliche Lob zugeschrieben: daß er das Was-
ser mit der Faust messe, den Himmel mit der Spannen
fasse, und die Erde mit einem Dreyling begreiffe.
So

ist

der Gerechten.
bedeutet hier nichts anders als ſeine Macht, damit er Wun-
der-Dinge ſchaffet/ entweder die Seinigen vor Unfaͤllen beſchuͤ-
tzet/ oder die Gottloſen ſtraffet. Wie wir aber an GOtt/ bey
ſeiner ausuͤbenden guͤtigen Vorſorge/ uns kein menſchlich
Hertze/ noch menſchliche Augen und Ohren/ ohngeachtet ſie ihm
von David im 34. Pſalm ausdruͤcklich zugeſchrieben werden/Pſ. 34. v. 16.
daß ſie auf die Gerechten ſehen/ und auf ihr Schreyen hoͤren/
gleich denen im 4ten Jahrhundert nach CHriſti Geburt ent-Confer.
Chriſt.
Kortholti
Hiſtoria
Eccleſ. No-
vi Teſt. p.
m.
120. &
155.

ſtandenen irrigen Anthropomorphiten einzubilden haben; Son-
dern bloß dadurch unſerer Schwachheit des Verſtandes eini-
ger maſſen zu ſtatten zu kommen/ einen Begriff darnach von
ſeiner Liebe/ Allwiſſenheit und Weißheit zu machen: So muß
es auch allhier bey ſeiner gnadenreichen Beſchirmung von
ſeiner Rechten
angenommen werden/ daß wir nichts anders
dadurch als ſeine Allmacht verſtehen. Denn gleichwie etwan
bey dem Menſchen die rechte Hand die behendeſte und geſchick-
teſte iſt/ was auszurichten/ daß man es mit Augen ſehen und
offtmals handgreifflich abnehmen kan. So will hier der Mei-
ſter des Buchs der Weißheit die Beſchirmung der Gerechten in
die Rechte des HERRN ſtellen und ſetzen. Das abermal im
Grund-Texte befindliche Wort σκεπάζειν, beſchirmen, kommt
von dem Worte σκέπη, einer Decke her/ und heißt ſo viel/ als
etwas bedecken, uͤberdecken und zudecken. Wie etwan die
Kleider den Leib vor ſtuͤrmenden Regenwettern/ und brennen-
der Sonnen-Hitze bedecken/ daß er davon ſicher und befreyet
bleibt; So ſoll auch hier ſo viel geredet ſeyn von der Rechten
des HErrn/ in Anſehung ihrer Beſchirmung derer Gerechten.
Eſaiaͤ am 40. Capitel wird dem groſſen und maͤchtigenEſ. 40. v. 12.
GOtt das herrliche Lob zugeſchrieben: daß er das Waſ-
ſer mit der Fauſt meſſe, den Himmel mit der Spannen
faſſe, und die Erde mit einem Dreyling begreiffe.
So

iſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0023" n="23"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Gerechten.</hi></fw><lb/>
bedeutet hier nichts anders als &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Macht,</hi> damit er Wun-<lb/>
der-Dinge &#x017F;chaffet/ entweder die Seinigen vor Unfa&#x0364;llen be&#x017F;chu&#x0364;-<lb/>
tzet/ oder die Gottlo&#x017F;en &#x017F;traffet. Wie wir aber an GOtt/ bey<lb/>
&#x017F;einer ausu&#x0364;benden gu&#x0364;tigen Vor&#x017F;orge/ uns kein men&#x017F;chlich<lb/>
Hertze/ noch men&#x017F;chliche Augen und Ohren/ ohngeachtet &#x017F;ie ihm<lb/>
von David im 34. P&#x017F;alm ausdru&#x0364;cklich zuge&#x017F;chrieben werden/<note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. 34. v.</hi> 16.</note><lb/>
daß &#x017F;ie auf die Gerechten &#x017F;ehen/ und auf ihr Schreyen ho&#x0364;ren/<lb/>
gleich denen im 4ten Jahrhundert nach CHri&#x017F;ti Geburt ent-<note place="right"><hi rendition="#aq">Confer.<lb/>
Chri&#x017F;t.<lb/>
Kortholti<lb/>
Hi&#x017F;toria<lb/>
Eccle&#x017F;. No-<lb/>
vi Te&#x017F;t. p.<lb/>
m.</hi> 120. &amp;<lb/>
155.</note><lb/>
&#x017F;tandenen irrigen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Anthropomorphiten</hi></hi> einzubilden haben; Son-<lb/>
dern bloß dadurch un&#x017F;erer Schwachheit des Ver&#x017F;tandes eini-<lb/>
ger ma&#x017F;&#x017F;en zu &#x017F;tatten zu kommen/ einen Begriff darnach von<lb/>
&#x017F;einer Liebe/ Allwi&#x017F;&#x017F;enheit und Weißheit zu machen: So muß<lb/>
es auch allhier <hi rendition="#fr">bey &#x017F;einer gnadenreichen Be&#x017F;chirmung von<lb/>
&#x017F;einer Rechten</hi> angenommen werden/ daß wir nichts anders<lb/>
dadurch als &#x017F;eine Allmacht ver&#x017F;tehen. Denn gleichwie etwan<lb/>
bey dem Men&#x017F;chen die rechte Hand die behende&#x017F;te und ge&#x017F;chick-<lb/>
te&#x017F;te i&#x017F;t/ was auszurichten/ daß man es mit Augen &#x017F;ehen und<lb/>
offtmals handgreifflich abnehmen kan. So will hier der Mei-<lb/>
&#x017F;ter des Buchs der Weißheit die Be&#x017F;chirmung der Gerechten in<lb/>
die Rechte des HERRN &#x017F;tellen und &#x017F;etzen. Das abermal im<lb/>
Grund-Texte befindliche Wort &#x03C3;&#x03BA;&#x03B5;&#x03C0;&#x03AC;&#x03B6;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;, <hi rendition="#fr">be&#x017F;chirmen,</hi> kommt<lb/>
von dem Worte &#x03C3;&#x03BA;&#x03AD;&#x03C0;&#x03B7;, einer <hi rendition="#fr">Decke</hi> her/ und heißt &#x017F;o viel/ als<lb/>
etwas <hi rendition="#fr">bedecken, u&#x0364;berdecken und zudecken.</hi> Wie etwan die<lb/>
Kleider den Leib vor &#x017F;tu&#x0364;rmenden Regenwettern/ und brennen-<lb/>
der Sonnen-Hitze bedecken/ daß er davon &#x017F;icher und befreyet<lb/>
bleibt; So &#x017F;oll auch hier &#x017F;o viel geredet &#x017F;eyn von der Rechten<lb/>
des HErrn/ in An&#x017F;ehung ihrer Be&#x017F;chirmung derer Gerechten.<lb/>
E&#x017F;aia&#x0364; am 40. Capitel <hi rendition="#fr">wird dem gro&#x017F;&#x017F;en und ma&#x0364;chtigen</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">E&#x017F;. 40. v.</hi> 12.</note><lb/><hi rendition="#fr">GOtt das herrliche Lob zuge&#x017F;chrieben: daß er das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er mit der Fau&#x017F;t me&#x017F;&#x017F;e, den Himmel mit der Spannen<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;e, und die Erde mit einem Dreyling begreiffe.</hi> So<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0023] der Gerechten. bedeutet hier nichts anders als ſeine Macht, damit er Wun- der-Dinge ſchaffet/ entweder die Seinigen vor Unfaͤllen beſchuͤ- tzet/ oder die Gottloſen ſtraffet. Wie wir aber an GOtt/ bey ſeiner ausuͤbenden guͤtigen Vorſorge/ uns kein menſchlich Hertze/ noch menſchliche Augen und Ohren/ ohngeachtet ſie ihm von David im 34. Pſalm ausdruͤcklich zugeſchrieben werden/ daß ſie auf die Gerechten ſehen/ und auf ihr Schreyen hoͤren/ gleich denen im 4ten Jahrhundert nach CHriſti Geburt ent- ſtandenen irrigen Anthropomorphiten einzubilden haben; Son- dern bloß dadurch unſerer Schwachheit des Verſtandes eini- ger maſſen zu ſtatten zu kommen/ einen Begriff darnach von ſeiner Liebe/ Allwiſſenheit und Weißheit zu machen: So muß es auch allhier bey ſeiner gnadenreichen Beſchirmung von ſeiner Rechten angenommen werden/ daß wir nichts anders dadurch als ſeine Allmacht verſtehen. Denn gleichwie etwan bey dem Menſchen die rechte Hand die behendeſte und geſchick- teſte iſt/ was auszurichten/ daß man es mit Augen ſehen und offtmals handgreifflich abnehmen kan. So will hier der Mei- ſter des Buchs der Weißheit die Beſchirmung der Gerechten in die Rechte des HERRN ſtellen und ſetzen. Das abermal im Grund-Texte befindliche Wort σκεπάζειν, beſchirmen, kommt von dem Worte σκέπη, einer Decke her/ und heißt ſo viel/ als etwas bedecken, uͤberdecken und zudecken. Wie etwan die Kleider den Leib vor ſtuͤrmenden Regenwettern/ und brennen- der Sonnen-Hitze bedecken/ daß er davon ſicher und befreyet bleibt; So ſoll auch hier ſo viel geredet ſeyn von der Rechten des HErrn/ in Anſehung ihrer Beſchirmung derer Gerechten. Eſaiaͤ am 40. Capitel wird dem groſſen und maͤchtigen GOtt das herrliche Lob zugeſchrieben: daß er das Waſ- ſer mit der Fauſt meſſe, den Himmel mit der Spannen faſſe, und die Erde mit einem Dreyling begreiffe. So iſt Pſ. 34. v. 16. Confer. Chriſt. Kortholti Hiſtoria Eccleſ. No- vi Teſt. p. m. 120. & 155. Eſ. 40. v. 12.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/358654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/358654/23
Zitationshilfe: Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358654/23>, abgerufen am 18.04.2024.