Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
ben/ noch getödtet werden. Der Leib/ weil er dem Tode
unterworffen/ muß und kan sterben; Die Seele aber/ weil
sie aus nichts erschaffen; So kan auch nichts in der Welt
seyn/ daß sie umbringe. Der Leib gehet in die Erde/ die
Seele zu GOtt/ davon Augustinus auf solche Weise redet:
Lib. X. de
Genesi ad
Liter. c. 9.
T. III. p.

242.
Anima qvum redit, non habet, qvo redeat, nisi ad Autorem,
qvi eam dedit.
Die Seele des Schächers am Creutze/
solte mit dem Erlöser im Paradieß noch denselben Tag sey/
ob gleich der Leib/ entweder noch am Creutze/ oder in der
Erden liegen würde. Luc. XXIII, 43. Der Heilige Heyden-
Lehrer wüntschet seinen Leib/ als ein Gefängnüs zuverlas-
sen/ und der Seelen nach/ im Himmel mit CHristo zu le-
ben. Alle im Glauben Sterbende/ lassen ihren Leib zwar
der Erden: Die Seele aber übergeben sie ihren JEsu mit
Stephano, da er sagt: Act. VII. v. 57. HErr JEsu/ nimm
meinen Geist auf. Wenn der Leib mit dem Tode kämpf-
fet/ vertrauen sie ihre Seelen/ als ein theures Kleinod de-
ro Sieges-Fürsten/ CHristo. Der Leib hat solche Kräff-
te in sich/ die wieder einander streiten und würcken/ biß ei-
nes überwindet/ und der Leib unterliegen muß: Sie/ die
Seele aber hat weder innerliche noch eusserliche Feinde/
dadurch sie könte aufgehoben werden. Hierzu kommt/ daß
man ohn allen Anstoß sagen kan: Die Todten leben.
Jn der Disputation unsers Erlösers mit den Sadduceern/
die keine Aufferstehung glauben wollen/ hat Er/ der da
ist die Aufferstehung und das Leben/ ein so starckes Argu-
ment,
von dem Leben der Todten genommen/ daß auch
Matth.
XXII,
32.
keiner darwieder etwas opponiren kunte/ wenn Er sagte:
Jch bin der GOtt Abraham, und der GOtt Isaac, und der

GOtt

Abdanckungs-Rede.
ben/ noch getoͤdtet werden. Der Leib/ weil er dem Tode
unterworffen/ muß und kan ſterben; Die Seele aber/ weil
ſie aus nichts erſchaffen; So kan auch nichts in der Welt
ſeyn/ daß ſie umbringe. Der Leib gehet in die Erde/ die
Seele zu GOtt/ davon Auguſtinus auf ſolche Weiſe redet:
Lib. X. de
Geneſi ad
Liter. c. 9.
T. III. p.

242.
Anima qvum redit, non habet, qvò redeat, niſi ad Autorem,
qvi eam dedit.
Die Seele des Schaͤchers am Creutze/
ſolte mit dem Erloͤſer im Paradieß noch denſelben Tag ſey/
ob gleich der Leib/ entweder noch am Creutze/ oder in der
Erden liegen wuͤrde. Luc. XXIII, 43. Der Heilige Heyden-
Lehrer wuͤntſchet ſeinen Leib/ als ein Gefaͤngnuͤs zuverlaſ-
ſen/ und der Seelen nach/ im Himmel mit CHriſto zu le-
ben. Alle im Glauben Sterbende/ laſſen ihren Leib zwar
der Erden: Die Seele aber uͤbergeben ſie ihren JEſu mit
Stephano, da er ſagt: Act. VII. v. 57. HErꝛ JEſu/ nimm
meinen Geiſt auf. Wenn der Leib mit dem Tode kaͤmpf-
fet/ vertrauen ſie ihre Seelen/ als ein theures Kleinod de-
ro Sieges-Fuͤrſten/ CHriſto. Der Leib hat ſolche Kraͤff-
te in ſich/ die wieder einander ſtreiten und wuͤrcken/ biß ei-
nes uͤberwindet/ und der Leib unterliegen muß: Sie/ die
Seele aber hat weder innerliche noch euſſerliche Feinde/
dadurch ſie koͤnte aufgehoben werden. Hierzu kom̃t/ daß
man ohn allen Anſtoß ſagen kan: Die Todten leben.
Jn der Diſputation unſers Erloͤſers mit den Sadduceern/
die keine Aufferſtehung glauben wollen/ hat Er/ der da
iſt die Aufferſtehung und das Leben/ ein ſo ſtarckes Argu-
ment,
von dem Leben der Todten genommen/ daß auch
Matth.
XXII,
32.
keiner darwieder etwas opponiren kunte/ wenn Er ſagte:
Jch bin der GOtt Abraham, und der GOtt Iſaac, und der

GOtt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0024" n="24"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/>
ben/ noch geto&#x0364;dtet werden. Der Leib/ weil er dem Tode<lb/>
unterworffen/ muß und kan &#x017F;terben; Die Seele aber/ weil<lb/>
&#x017F;ie aus nichts er&#x017F;chaffen; So kan auch nichts in der Welt<lb/>
&#x017F;eyn/ daß &#x017F;ie umbringe. Der Leib gehet in die Erde/ die<lb/>
Seele zu GOtt/ davon <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus</hi> auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e redet:<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Lib. X. de<lb/>
Gene&#x017F;i ad<lb/>
Liter. c. 9.<lb/>
T. III. p.</hi><lb/>
242.</note><hi rendition="#aq">Anima qvum redit, non habet, qvò redeat, ni&#x017F;i ad Autorem,<lb/>
qvi eam dedit.</hi> Die Seele des Scha&#x0364;chers am Creutze/<lb/>
&#x017F;olte mit dem Erlo&#x0364;&#x017F;er im Paradieß noch den&#x017F;elben Tag &#x017F;ey/<lb/>
ob gleich der Leib/ entweder noch am Creutze/ oder in der<lb/>
Erden liegen wu&#x0364;rde. <hi rendition="#aq">Luc. XXIII,</hi> 43. Der Heilige Heyden-<lb/>
Lehrer wu&#x0364;nt&#x017F;chet &#x017F;einen Leib/ als ein Gefa&#x0364;ngnu&#x0364;s zuverla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und der Seelen nach/ im Himmel mit CHri&#x017F;to zu le-<lb/>
ben. Alle im Glauben Sterbende/ la&#x017F;&#x017F;en ihren Leib zwar<lb/>
der Erden: Die Seele aber u&#x0364;bergeben &#x017F;ie ihren JE&#x017F;u mit<lb/><hi rendition="#aq">Stephano,</hi> da er &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">Act. VII. v.</hi> 57. HEr&#xA75B; JE&#x017F;u/ nimm<lb/>
meinen Gei&#x017F;t auf. Wenn der Leib mit dem Tode ka&#x0364;mpf-<lb/>
fet/ vertrauen &#x017F;ie ihre Seelen/ als ein theures Kleinod de-<lb/>
ro Sieges-Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ CHri&#x017F;to. Der Leib hat &#x017F;olche Kra&#x0364;ff-<lb/>
te in &#x017F;ich/ die wieder einander &#x017F;treiten und wu&#x0364;rcken/ biß ei-<lb/>
nes u&#x0364;berwindet/ und der Leib unterliegen muß: Sie/ die<lb/>
Seele aber hat weder innerliche noch eu&#x017F;&#x017F;erliche Feinde/<lb/>
dadurch &#x017F;ie ko&#x0364;nte aufgehoben werden. Hierzu kom&#x0303;t/ daß<lb/>
man ohn allen An&#x017F;toß &#x017F;agen kan: <hi rendition="#fr">Die Todten leben.</hi><lb/>
Jn der <hi rendition="#aq">Di&#x017F;putation</hi> un&#x017F;ers Erlo&#x0364;&#x017F;ers mit den <hi rendition="#aq">Sadduce</hi>ern/<lb/>
die keine Auffer&#x017F;tehung glauben wollen/ hat Er/ der da<lb/>
i&#x017F;t die Auffer&#x017F;tehung und das Leben/ ein &#x017F;o &#x017F;tarckes <hi rendition="#aq">Argu-<lb/>
ment,</hi> von dem Leben der Todten genommen/ daß auch<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matth.<lb/>
XXII,</hi> 32.</note>keiner darwieder etwas <hi rendition="#aq">opponi</hi>ren kunte/ wenn Er &#x017F;agte:<lb/>
Jch bin der GOtt <hi rendition="#aq">Abraham,</hi> und der GOtt <hi rendition="#aq">I&#x017F;aac,</hi> und der<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">GOtt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0024] Abdanckungs-Rede. ben/ noch getoͤdtet werden. Der Leib/ weil er dem Tode unterworffen/ muß und kan ſterben; Die Seele aber/ weil ſie aus nichts erſchaffen; So kan auch nichts in der Welt ſeyn/ daß ſie umbringe. Der Leib gehet in die Erde/ die Seele zu GOtt/ davon Auguſtinus auf ſolche Weiſe redet: Anima qvum redit, non habet, qvò redeat, niſi ad Autorem, qvi eam dedit. Die Seele des Schaͤchers am Creutze/ ſolte mit dem Erloͤſer im Paradieß noch denſelben Tag ſey/ ob gleich der Leib/ entweder noch am Creutze/ oder in der Erden liegen wuͤrde. Luc. XXIII, 43. Der Heilige Heyden- Lehrer wuͤntſchet ſeinen Leib/ als ein Gefaͤngnuͤs zuverlaſ- ſen/ und der Seelen nach/ im Himmel mit CHriſto zu le- ben. Alle im Glauben Sterbende/ laſſen ihren Leib zwar der Erden: Die Seele aber uͤbergeben ſie ihren JEſu mit Stephano, da er ſagt: Act. VII. v. 57. HErꝛ JEſu/ nimm meinen Geiſt auf. Wenn der Leib mit dem Tode kaͤmpf- fet/ vertrauen ſie ihre Seelen/ als ein theures Kleinod de- ro Sieges-Fuͤrſten/ CHriſto. Der Leib hat ſolche Kraͤff- te in ſich/ die wieder einander ſtreiten und wuͤrcken/ biß ei- nes uͤberwindet/ und der Leib unterliegen muß: Sie/ die Seele aber hat weder innerliche noch euſſerliche Feinde/ dadurch ſie koͤnte aufgehoben werden. Hierzu kom̃t/ daß man ohn allen Anſtoß ſagen kan: Die Todten leben. Jn der Diſputation unſers Erloͤſers mit den Sadduceern/ die keine Aufferſtehung glauben wollen/ hat Er/ der da iſt die Aufferſtehung und das Leben/ ein ſo ſtarckes Argu- ment, von dem Leben der Todten genommen/ daß auch keiner darwieder etwas opponiren kunte/ wenn Er ſagte: Jch bin der GOtt Abraham, und der GOtt Iſaac, und der GOtt Lib. X. de Geneſi ad Liter. c. 9. T. III. p. 242. Matth. XXII, 32.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/359522
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/359522/24
Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/24>, abgerufen am 18.04.2024.