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Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

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Abdanckungs-Rede.

versis generibus mortium. Es verdriesse ihn seines elenden
Lebens/ welches vielmehr ein steter Tod/ als Leben zu nen-
nen/ weil man darinnen alle Augenblicke/ durch viellerley
Veränderungen/ und Todtes Arthen stürbe.

Diese Zeit aber ihres Lebens/ hat Sie sehr wohl zuge-
bracht/ in dem Sie sich eingebildet/ man müsse auch die kur-
tze Zeit des Lebens/ so beylegen/ als wenn man lange genug
gelebet; Dannenhero Sie Jhre Freude in GOtt gehabt/
Jhre Liebe an dem Höchstbetrübten Herren Wittwer/
Jhre Sorge die liebsten Kinder wohl Adelich zu erziehen;
Und Jhre Verrichtungen waren/ dem Hoch-Adel. Hause
Christ-Löblich vorzustehen. Nach dem Sie aber solchen
Ruhm gewünscht erreichet/ so konte Sie auch mit Freuden
auß der Welt gehen. Sie nahm endlich den Tod/ als einen
Artzt eines krancken Leibes an; Dann nach des AmbrosiiAmbros.
Sermone
de Qva-
dragesi-
ma.

Meynung/ ist der Tod keine Straffe/ sondern eine gnädige
Hülffe/ wenn er also redet: Tantis malis haec vita repleta
est, ut comparatione ejus, Mors remedium putetur esse, non
poena. Nam ideo brevem illam Deus facit, ut molestiae ejus,
qvae prosperitate vinci vel tolli non poterant, temporis exigui-
tate finirentur.
Und wie Sie in anderen Leibes-Zufällen
Jhre Gedult probiret: So hat Sie auch in der letzten Nie-
derlage/ auß Freuden auffgelöset zu werden/ in recht Christ-
licher Gedult auf die letzte himmlische Hülffe in dieser Welt ge-
wartet/ die Sie auch endlich erlanget/ und numehro dahin
kommen ist/ allwo immerwärende gesunde Tage/ eine ewi-
ge bleibe Stadt/ ein Orth da man Kronen außtheilet/ ein
Orth da alle Krancke gesund werden/ den itzo niemand von
uns beschreiben kan/ dahin aber alle/ welche hier wohl le-

ben/
f 2
Abdanckungs-Rede.

verſis generibus mortium. Es verdrieſſe ihn ſeines elenden
Lebens/ welches vielmehr ein ſteter Tod/ als Leben zu nen-
nen/ weil man darinnen alle Augenblicke/ durch viellerley
Veraͤnderungen/ und Todtes Arthen ſtuͤrbe.

Dieſe Zeit aber ihres Lebens/ hat Sie ſehr wohl zuge-
bracht/ in dem Sie ſich eingebildet/ man muͤſſe auch die kur-
tze Zeit des Lebens/ ſo beylegen/ als wenn man lange genug
gelebet; Dannenhero Sie Jhre Freude in GOtt gehabt/
Jhre Liebe an dem Hoͤchſtbetruͤbten Herꝛen Wittwer/
Jhre Sorge die liebſten Kinder wohl Adelich zu erziehen;
Und Jhre Verꝛichtungen waren/ dem Hoch-Adel. Hauſe
Chriſt-Loͤblich vorzuſtehen. Nach dem Sie aber ſolchen
Ruhm gewuͤnſcht erreichet/ ſo konte Sie auch mit Freuden
auß der Welt gehen. Sie nahm endlich den Tod/ als einen
Artzt eines krancken Leibes an; Dann nach des AmbroſiiAmbroſ.
Sermone
de Qva-
drageſi-
ma.

Meynung/ iſt der Tod keine Straffe/ ſondern eine gnaͤdige
Huͤlffe/ wenn er alſo redet: Tantis malis hæc vita repleta
eſt, ut comparatione ejus, Mors remedium putetur eſſe, non
pœna. Nam ideò brevem illam Deus facit, ut moleſtiæ ejus,
qvæ proſperitate vinci vel tolli non poterant, temporis exigui-
tate finirentur.
Und wie Sie in anderen Leibes-Zufaͤllen
Jhre Gedult probiret: So hat Sie auch in der letzten Nie-
derlage/ auß Freuden auffgeloͤſet zu werden/ in recht Chriſt-
licher Gedult auf die letzte him̃liſche Huͤlffe in dieſer Welt ge-
wartet/ die Sie auch endlich erlanget/ und numehro dahin
kommen iſt/ allwo immerwaͤrende geſunde Tage/ eine ewi-
ge bleibe Stadt/ ein Orth da man Kronen außtheilet/ ein
Orth da alle Krancke geſund werden/ den itzo niemand von
uns beſchreiben kan/ dahin aber alle/ welche hier wohl le-

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[43/0043] Abdanckungs-Rede. verſis generibus mortium. Es verdrieſſe ihn ſeines elenden Lebens/ welches vielmehr ein ſteter Tod/ als Leben zu nen- nen/ weil man darinnen alle Augenblicke/ durch viellerley Veraͤnderungen/ und Todtes Arthen ſtuͤrbe. Dieſe Zeit aber ihres Lebens/ hat Sie ſehr wohl zuge- bracht/ in dem Sie ſich eingebildet/ man muͤſſe auch die kur- tze Zeit des Lebens/ ſo beylegen/ als wenn man lange genug gelebet; Dannenhero Sie Jhre Freude in GOtt gehabt/ Jhre Liebe an dem Hoͤchſtbetruͤbten Herꝛen Wittwer/ Jhre Sorge die liebſten Kinder wohl Adelich zu erziehen; Und Jhre Verꝛichtungen waren/ dem Hoch-Adel. Hauſe Chriſt-Loͤblich vorzuſtehen. Nach dem Sie aber ſolchen Ruhm gewuͤnſcht erreichet/ ſo konte Sie auch mit Freuden auß der Welt gehen. Sie nahm endlich den Tod/ als einen Artzt eines krancken Leibes an; Dann nach des Ambroſii Meynung/ iſt der Tod keine Straffe/ ſondern eine gnaͤdige Huͤlffe/ wenn er alſo redet: Tantis malis hæc vita repleta eſt, ut comparatione ejus, Mors remedium putetur eſſe, non pœna. Nam ideò brevem illam Deus facit, ut moleſtiæ ejus, qvæ proſperitate vinci vel tolli non poterant, temporis exigui- tate finirentur. Und wie Sie in anderen Leibes-Zufaͤllen Jhre Gedult probiret: So hat Sie auch in der letzten Nie- derlage/ auß Freuden auffgeloͤſet zu werden/ in recht Chriſt- licher Gedult auf die letzte him̃liſche Huͤlffe in dieſer Welt ge- wartet/ die Sie auch endlich erlanget/ und numehro dahin kommen iſt/ allwo immerwaͤrende geſunde Tage/ eine ewi- ge bleibe Stadt/ ein Orth da man Kronen außtheilet/ ein Orth da alle Krancke geſund werden/ den itzo niemand von uns beſchreiben kan/ dahin aber alle/ welche hier wohl le- ben/ Ambroſ. Sermone de Qva- drageſi- ma. f 2

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Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/43>, abgerufen am 28.03.2024.