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Eder, Michael: Judith lychnuchus Mosaicus. Oder Judith Der güldene Leuchter Mosis. Lissa, [1640].

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Christliche Leich-Predigt.
mögen. Die Schalen seyn das hertzliche Verlangen
nach GOTT vnnd dem Himlischen. Die Knäuffe
bilden vns abe/ die Verachtung des Jrrdischen/ das wie
eine Kaule oder Knopff den Erdboden nur mit einem
Punct anrühret: Also lebet ein Christ zwar in der Welt/
er ist aber nicht von der Welt. Wie auch der Poet ei-
nen fromen Mann einer Kaule oder dem Knopff ver-
gleicht/ wenn er von jhm also schreibt:

Virg. in Bo-
ao Viro.
Hic mundi instar habet, totus teres at rotundus.
Ein fromer Mann ist gleich der Welt/
Rund vnd käulicht er sich hier stellt.

Die Blumen oder Lilien sind der Geruch des Le-
bens/ daher der gutte Nahme kompt. Die Liechtschneutz
ist das Gesetz/ welches den Vnflath der Sünden abputzt.
Das Löschnäpff ist CHRistus/ auff den der HErr al-
ler vnser Sünde geworffen hat. Dannenhero Er ist das
Joh. 19.Lamb GOTTes/ das der Welt Sünde trägt; ja der
muß das verfluchte Creutz hinauß schleppen zur Schä-
delstät.

Wie hat sich diß alles gefunden bey Judith; Wie
wunderlich bey vnser seeligen Frawen von Grambschütz.
Wie war der Schafft der Beständigkeit so gewiß/
sie stund/ wie ein Pfeiler GOTTes? Wie haben die
Röhre jhrer Seelen vnd Hertzens sich gefrewet in dem
lebendigen GOTT. Wie hat sie sich auffgethan/ alß
eine Schale/ vnd Verlangen getragen zu GOtt: Wie
der Hirsch schreyet/ sagt sie/ nach frischem Wasser/

Psal. 42. 1.so schreyet meine Seele GOTT zu dir: Meine

Seele

Chriſtliche Leich-Predigt.
moͤgen. Die Schalen ſeyn das hertzliche Verlangen
nach GOTT vnnd dem Himliſchen. Die Knaͤuffe
bilden vns abe/ die Verachtung des Jrrdiſchen/ das wie
eine Kaule oder Knopff den Erdboden nur mit einem
Punct anruͤhret: Alſo lebet ein Chriſt zwar in der Welt/
er iſt aber nicht von der Welt. Wie auch der Poet ei-
nen fromen Mann einer Kaule oder dem Knopff ver-
gleicht/ wenn er von jhm alſo ſchreibt:

Virg. in Bo-
ao Viro.
Hic mundi inſtar habet, totus teres atꝙ́ rotundus.
Ein fromer Mann iſt gleich der Welt/
Rund vnd kaͤulicht er ſich hier ſtellt.

Die Blumen oder Lilien ſind der Geruch des Le-
bens/ daher der gutte Nahme kompt. Die Liechtſchneutz
iſt das Geſetz/ welches den Vnflath der Suͤnden abputzt.
Das Loͤſchnaͤpff iſt CHRiſtus/ auff den der HErr al-
ler vnſer Suͤnde geworffen hat. Dannenhero Er iſt das
Joh. 19.Lamb GOTTes/ das der Welt Suͤnde traͤgt; ja der
muß das verfluchte Creutz hinauß ſchleppen zur Schaͤ-
delſtaͤt.

Wie hat ſich diß alles gefunden bey Judith; Wie
wunderlich bey vnſer ſeeligen Frawen von Grambſchuͤtz.
Wie war der Schafft der Beſtaͤndigkeit ſo gewiß/
ſie ſtund/ wie ein Pfeiler GOTTes? Wie haben die
Roͤhre jhrer Seelen vnd Hertzens ſich gefrewet in dem
lebendigen GOTT. Wie hat ſie ſich auffgethan/ alß
eine Schale/ vnd Verlangen getragen zu GOtt: Wie
der Hirſch ſchreyet/ ſagt ſie/ nach friſchem Waſſer/

Pſal. 42. 1.ſo ſchreyet meine Seele GOTT zu dir: Meine

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[0038] Chriſtliche Leich-Predigt. moͤgen. Die Schalen ſeyn das hertzliche Verlangen nach GOTT vnnd dem Himliſchen. Die Knaͤuffe bilden vns abe/ die Verachtung des Jrrdiſchen/ das wie eine Kaule oder Knopff den Erdboden nur mit einem Punct anruͤhret: Alſo lebet ein Chriſt zwar in der Welt/ er iſt aber nicht von der Welt. Wie auch der Poet ei- nen fromen Mann einer Kaule oder dem Knopff ver- gleicht/ wenn er von jhm alſo ſchreibt: Hic mundi inſtar habet, totus teres atꝙ́ rotundus. Ein fromer Mann iſt gleich der Welt/ Rund vnd kaͤulicht er ſich hier ſtellt. Die Blumen oder Lilien ſind der Geruch des Le- bens/ daher der gutte Nahme kompt. Die Liechtſchneutz iſt das Geſetz/ welches den Vnflath der Suͤnden abputzt. Das Loͤſchnaͤpff iſt CHRiſtus/ auff den der HErr al- ler vnſer Suͤnde geworffen hat. Dannenhero Er iſt das Lamb GOTTes/ das der Welt Suͤnde traͤgt; ja der muß das verfluchte Creutz hinauß ſchleppen zur Schaͤ- delſtaͤt. Joh. 19. Wie hat ſich diß alles gefunden bey Judith; Wie wunderlich bey vnſer ſeeligen Frawen von Grambſchuͤtz. Wie war der Schafft der Beſtaͤndigkeit ſo gewiß/ ſie ſtund/ wie ein Pfeiler GOTTes? Wie haben die Roͤhre jhrer Seelen vnd Hertzens ſich gefrewet in dem lebendigen GOTT. Wie hat ſie ſich auffgethan/ alß eine Schale/ vnd Verlangen getragen zu GOtt: Wie der Hirſch ſchreyet/ ſagt ſie/ nach friſchem Waſſer/ ſo ſchreyet meine Seele GOTT zu dir: Meine Seele Pſal. 42. 1.

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Zitationshilfe: Eder, Michael: Judith lychnuchus Mosaicus. Oder Judith Der güldene Leuchter Mosis. Lissa, [1640], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/361724/38>, abgerufen am 29.03.2024.