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Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704].

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I. N. J.
GOtt tröste uns/ laß leuchten dein Ant-
litz über uns/ so genesen wir/ Amen.

ER hat mich geführet/ und lassen ge-
hen ins Finsternüs/ und nicht ans
Licht. Dieses/ Andächtige/ Hoch-
Adeliche Trauer-Hertzen/
sind
Worte des klagenden Propheten.
Thren. III. a Welcher in dem vorher-Thr. 3, 2.
gehenden Vers sich verlauten lassen/
er sey ein elender Mann/ der die Ru-
the des Grimmes GOttes sehen müssen.

Er redet so wohl in der Person seines Volckes/ als sei-
ner eigenen; weil das Elend und Jammer sie sammt und son-
ders troffen/ und jedweder vor sich selbst darüber zu klagen
gehabt. Stellet sich also vor/ als einen von dem Höchsten
in cameram obscuram geführten/ und vergleicht damahli-
gen Zustand einer finstern Kammer. Den Gelehrten ist
bekand/ was sinnreiche in opticis wohlgeübte Köpffe vor

lusus
A 2


I. N. J.
GOtt troͤſte uns/ laß leuchten dein Ant-
litz uͤber uns/ ſo geneſen wir/ Amen.

ER hat mich gefuͤhret/ und laſſen ge-
hen ins Finſternuͤs/ und nicht ans
Licht. Dieſes/ Andaͤchtige/ Hoch-
Adeliche Trauer-Hertzen/
ſind
Worte des klagenden Propheten.
Thren. III. a Welcher in dem vorher-Thr. 3, 2.
gehenden Vers ſich verlauten laſſen/
er ſey ein elender Mann/ der die Ru-
the des Grimmes GOttes ſehen muͤſſen.

Er redet ſo wohl in der Perſon ſeines Volckes/ als ſei-
ner eigenen; weil das Elend und Jammer ſie ſam̃t und ſon-
ders troffen/ und jedweder vor ſich ſelbſt daruͤber zu klagen
gehabt. Stellet ſich alſo vor/ als einen von dem Hoͤchſten
in cameram obſcuram gefuͤhrten/ und vergleicht damahli-
gen Zuſtand einer finſtern Kammer. Den Gelehrten iſt
bekand/ was ſinnreiche in opticis wohlgeuͤbte Koͤpffe vor

luſus
A 2
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[3/0003] I. N. J. GOtt troͤſte uns/ laß leuchten dein Ant- litz uͤber uns/ ſo geneſen wir/ Amen. ER hat mich gefuͤhret/ und laſſen ge- hen ins Finſternuͤs/ und nicht ans Licht. Dieſes/ Andaͤchtige/ Hoch- Adeliche Trauer-Hertzen/ ſind Worte des klagenden Propheten. Thren. III. a Welcher in dem vorher- gehenden Vers ſich verlauten laſſen/ er ſey ein elender Mann/ der die Ru- the des Grimmes GOttes ſehen muͤſſen. Thr. 3, 2. Er redet ſo wohl in der Perſon ſeines Volckes/ als ſei- ner eigenen; weil das Elend und Jammer ſie ſam̃t und ſon- ders troffen/ und jedweder vor ſich ſelbſt daruͤber zu klagen gehabt. Stellet ſich alſo vor/ als einen von dem Hoͤchſten in cameram obſcuram gefuͤhrten/ und vergleicht damahli- gen Zuſtand einer finſtern Kammer. Den Gelehrten iſt bekand/ was ſinnreiche in opticis wohlgeuͤbte Koͤpffe vor luſus A 2

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Zitationshilfe: Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704], S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392455/3>, abgerufen am 28.03.2024.