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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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Den Fleiß, durch dessen Kraft der Schule Flor bestand,
Den Fleiß, durch dessen Macht er alles überwand,
Was schwer und mühsam war. Der Fleiß war Böttnern eigen.
Die Wahrheit steht mir bey, und giebt mit tausend Zeugen,
Die alle selbst gesehn, wie hurtig und belebt,
Wie emsig und beherzt sich Böttners Geist bestrebt,
Der Sprachen Zierlichkeit, der Künste Wehrt zu lehren,
Und Tugend und Verstand und Gottesfurcht zu mehren.
An diesen treuen Fleiß, durch den mein eignes Glück
Gegründet worden ist, denk ich, da das Geschick
Den edlen Musensitz, der Laubans Ehre zieret,
Durch seines Hauptes Tod aufs schmerzlichste gerühret.
Jch denk an diesen Fleiß, und an die Munterkeit,
Mit welcher Böttners Witz der Jugend Herz erfreut,
Mit welcher Böttners Mund die Weißheit ausgebreitet,
Die den Verstand erweckt, und zu der Tugend leitet.
O daß sein Lebenslauf nicht längre Zeit gewährt!
Wie hat sich Stärk und Kraft in ihm so bald verzehrt?
Jhn hatte die Natur zur Arbeit auserkohren,
Die Lust zur Emsigkeit war ihm wie angebohren;
Sein ungemeiner Trieb, mit Redlichkeit zu thun,
Was ihm sein Amt befahl, ließ ihn bey nah nicht ruhn.
Nichts schwächte seinen Muth, nichts konnt ihn überwinden,
Er ließ bey Sorg und Müh sich unverdrossen finden,
Und war gesund und frisch, und schien recht dauerhaft,
Und fester Art zu seyn. Man glaubte, seine Kraft,
Sein Leben würde sich auf achtzig Jahr erstrecken.
Allein, wie bald muß ihn des Grabes Last bedecken!
Wie bald empfindet er, daß seine Kraft verfällt,
Daß sein Geblüthe stockt, daß er das Licht der Welt
Nicht weiter sehen soll! Wie bald schlüßt er sein Leben!
Wie bald wird Fleisch und Bein der Fäulniß übergeben!
Bestürzte Böttnerin, Dein Mund und Herze muß
Hier freylich ängstlich thun. Des Höchsten Rath und Schluß
Jst
Den Fleiß, durch deſſen Kraft der Schule Flor beſtand,
Den Fleiß, durch deſſen Macht er alles uͤberwand,
Was ſchwer und muͤhſam war. Der Fleiß war Boͤttnern eigen.
Die Wahrheit ſteht mir bey, und giebt mit tauſend Zeugen,
Die alle ſelbſt geſehn, wie hurtig und belebt,
Wie emſig und beherzt ſich Boͤttners Geiſt beſtrebt,
Der Sprachen Zierlichkeit, der Kuͤnſte Wehrt zu lehren,
Und Tugend und Verſtand und Gottesfurcht zu mehren.
An dieſen treuen Fleiß, durch den mein eignes Gluͤck
Gegruͤndet worden iſt, denk ich, da das Geſchick
Den edlen Muſenſitz, der Laubans Ehre zieret,
Durch ſeines Hauptes Tod aufs ſchmerzlichſte geruͤhret.
Jch denk an dieſen Fleiß, und an die Munterkeit,
Mit welcher Boͤttners Witz der Jugend Herz erfreut,
Mit welcher Boͤttners Mund die Weißheit ausgebreitet,
Die den Verſtand erweckt, und zu der Tugend leitet.
O daß ſein Lebenslauf nicht laͤngre Zeit gewaͤhrt!
Wie hat ſich Staͤrk und Kraft in ihm ſo bald verzehrt?
Jhn hatte die Natur zur Arbeit auserkohren,
Die Luſt zur Emſigkeit war ihm wie angebohren;
Sein ungemeiner Trieb, mit Redlichkeit zu thun,
Was ihm ſein Amt befahl, ließ ihn bey nah nicht ruhn.
Nichts ſchwaͤchte ſeinen Muth, nichts konnt ihn uͤberwinden,
Er ließ bey Sorg und Muͤh ſich unverdroſſen finden,
Und war geſund und friſch, und ſchien recht dauerhaft,
Und feſter Art zu ſeyn. Man glaubte, ſeine Kraft,
Sein Leben wuͤrde ſich auf achtzig Jahr erſtrecken.
Allein, wie bald muß ihn des Grabes Laſt bedecken!
Wie bald empfindet er, daß ſeine Kraft verfaͤllt,
Daß ſein Gebluͤthe ſtockt, daß er das Licht der Welt
Nicht weiter ſehen ſoll! Wie bald ſchluͤßt er ſein Leben!
Wie bald wird Fleiſch und Bein der Faͤulniß uͤbergeben!
Beſtuͤrzte Boͤttnerin, Dein Mund und Herze muß
Hier freylich aͤngſtlich thun. Des Hoͤchſten Rath und Schluß
Jſt
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[60/0061] Den Fleiß, durch deſſen Kraft der Schule Flor beſtand, Den Fleiß, durch deſſen Macht er alles uͤberwand, Was ſchwer und muͤhſam war. Der Fleiß war Boͤttnern eigen. Die Wahrheit ſteht mir bey, und giebt mit tauſend Zeugen, Die alle ſelbſt geſehn, wie hurtig und belebt, Wie emſig und beherzt ſich Boͤttners Geiſt beſtrebt, Der Sprachen Zierlichkeit, der Kuͤnſte Wehrt zu lehren, Und Tugend und Verſtand und Gottesfurcht zu mehren. An dieſen treuen Fleiß, durch den mein eignes Gluͤck Gegruͤndet worden iſt, denk ich, da das Geſchick Den edlen Muſenſitz, der Laubans Ehre zieret, Durch ſeines Hauptes Tod aufs ſchmerzlichſte geruͤhret. Jch denk an dieſen Fleiß, und an die Munterkeit, Mit welcher Boͤttners Witz der Jugend Herz erfreut, Mit welcher Boͤttners Mund die Weißheit ausgebreitet, Die den Verſtand erweckt, und zu der Tugend leitet. O daß ſein Lebenslauf nicht laͤngre Zeit gewaͤhrt! Wie hat ſich Staͤrk und Kraft in ihm ſo bald verzehrt? Jhn hatte die Natur zur Arbeit auserkohren, Die Luſt zur Emſigkeit war ihm wie angebohren; Sein ungemeiner Trieb, mit Redlichkeit zu thun, Was ihm ſein Amt befahl, ließ ihn bey nah nicht ruhn. Nichts ſchwaͤchte ſeinen Muth, nichts konnt ihn uͤberwinden, Er ließ bey Sorg und Muͤh ſich unverdroſſen finden, Und war geſund und friſch, und ſchien recht dauerhaft, Und feſter Art zu ſeyn. Man glaubte, ſeine Kraft, Sein Leben wuͤrde ſich auf achtzig Jahr erſtrecken. Allein, wie bald muß ihn des Grabes Laſt bedecken! Wie bald empfindet er, daß ſeine Kraft verfaͤllt, Daß ſein Gebluͤthe ſtockt, daß er das Licht der Welt Nicht weiter ſehen ſoll! Wie bald ſchluͤßt er ſein Leben! Wie bald wird Fleiſch und Bein der Faͤulniß uͤbergeben! Beſtuͤrzte Boͤttnerin, Dein Mund und Herze muß Hier freylich aͤngſtlich thun. Des Hoͤchſten Rath und Schluß Jſt

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/61>, abgerufen am 29.03.2024.