Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hentschel, Adam: Exequiae Primogeniti. Liegnitz, 1622.

Bild:
<< vorherige Seite

lends gar von Würmen gefressen werden. Wenn nun
Kinder so leichte vnd so balde dahin Sterben/ das
thut Eltern das rechte gebrandte Hertzeleid an/ vnd
je edler die Natur der Eltern ist/ je grösser/ je inbrün-
stiger ist auch jhre
affection vnd zuneigung gegen
jhre Kinder/ vnd
e contrario auch das Leid vber
dem vnfahl jhrer Kinder. O Job du hochbeküm-
mertes VaterHertz! wer wil dein Zehenfaches Kin-
derleid ermessen vnd außsprechen? Offte lieffen El-
tern/ (so zu reden) durch ein Fewer/ wenn sie jhren Kin-
dern/ die sie auff dem SterbeBettlin sich ängstigen
sehen/ rahten vnd helffen könten. O mein Söhnlin
Andreas! Andreas mein Söhnlin! wolte Gott wir
solten für dich Sterben! sagen die heutigen Eltern

2. Sam. 18.
v.
13.
mit dem Könige David. Jnmassen sie denn dessen
auch nicht zuverdencken; Denn Kinderleid bringet
Hertzeleid/ was da hertzet das schmertzet/ was liebet
das betrübet. Allein wil gleichwol gebühren/ das
im trawren gebührliche masse gehalten/ vnd nicht
vberschrieten werde. Damit aber solche masse in
Trauren desto leichter könne gehalten werden; so las-
set vns zum dritten vnd letzten auch besehen/
Jobi pa-
tientiam & gratiarum actionem:
Jobs seine Ge-
duld vnd danckbarkeit. Er spricht vnter seinem Cent-
nerschweren Creutze also; Der HErr hats genom-
men/ der Nahme des HErren sey gelobet. Job wu-
ste gar wol das die Araber sein Rind Viehe sambt
den Eselin weggetrieben hatten; Job wuste gar wol
daß das Fewer vom Himmel seine Schafe sambt den
Schaff Hirten zu Pulver vnd Aschen verbrand hat-

te; Job

lends gar von Wuͤrmen gefreſſen werden. Wenn nun
Kinder ſo leichte vnd ſo balde dahin Sterben/ das
thut Eltern das rechte gebrandte Hertzeleid an/ vnd
je edler die Natur der Eltern iſt/ je groͤſſer/ je inbruͤn-
ſtiger iſt auch jhre
affection vnd zuneigung gegen
jhre Kinder/ vnd
ê contrario auch das Leid vber
dem vnfahl jhrer Kinder. O Job du hochbekuͤm-
mertes VaterHertz! wer wil dein Zehenfaches Kin-
derleid ermeſſen vnd außſprechen? Offte lieffen El-
tern/ (ſo zu reden) durch ein Fewer/ wenn ſie jhren Kin-
dern/ die ſie auff dem SterbeBettlin ſich aͤngſtigen
ſehen/ rahten vnd helffen koͤnten. O mein Soͤhnlin
Andreas! Andreas mein Soͤhnlin! wolte Gott wir
ſolten fuͤr dich Sterben! ſagen die heutigen Eltern

2. Sam. 18.
v.
13.
mit dem Koͤnige David. Jnmaſſen ſie denn deſſen
auch nicht zuverdencken; Denn Kinderleid bringet
Hertzeleid/ was da hertzet das ſchmertzet/ was liebet
das betruͤbet. Allein wil gleichwol gebuͤhren/ das
im trawren gebuͤhrliche maſſe gehalten/ vnd nicht
vberſchrieten werde. Damit aber ſolche maſſe in
Trauren deſto leichter koͤnne gehalten werden; ſo laſ-
ſet vns zum dritten vnd letzten auch beſehen/
Jobi pa-
tientiam & gratiarum actionem:
Jobs ſeine Ge-
duld vnd danckbarkeit. Er ſpricht vnter ſeinem Cent-
nerſchweren Creutze alſo; Der HErr hats genom-
men/ der Nahme des HErren ſey gelobet. Job wu-
ſte gar wol das die Araber ſein Rind Viehe ſambt
den Eſelin weggetrieben hatten; Job wuſte gar wol
daß das Fewer vom Himmel ſeine Schafe ſambt den
Schaff Hirten zu Pulver vnd Aſchen verbrand hat-

te; Job
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0016"/> <hi rendition="#fr">lends gar von Wu&#x0364;rmen gefre&#x017F;&#x017F;en werden. Wenn nun<lb/>
Kinder &#x017F;o leichte vnd &#x017F;o balde dahin Sterben/ das<lb/>
thut Eltern das rechte gebrandte Hertzeleid an/ vnd<lb/>
je edler die Natur der Eltern i&#x017F;t/ je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ je inbru&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tiger i&#x017F;t auch jhre</hi> <hi rendition="#aq">affection</hi> <hi rendition="#fr">vnd zuneigung gegen<lb/>
jhre Kinder/ vnd</hi> <hi rendition="#aq">ê contrario</hi> <hi rendition="#fr">auch das Leid vber<lb/>
dem vnfahl jhrer Kinder. O Job du hochbeku&#x0364;m-<lb/>
mertes VaterHertz! wer wil dein Zehenfaches Kin-<lb/>
derleid erme&#x017F;&#x017F;en vnd auß&#x017F;prechen? Offte lieffen El-<lb/>
tern/ (&#x017F;o zu reden) durch ein Fewer/ wenn &#x017F;ie jhren Kin-<lb/>
dern/ die &#x017F;ie auff dem SterbeBettlin &#x017F;ich a&#x0364;ng&#x017F;tigen<lb/>
&#x017F;ehen/ rahten vnd helffen ko&#x0364;nten. O mein So&#x0364;hnlin<lb/>
Andreas! Andreas mein So&#x0364;hnlin! wolte Gott wir<lb/>
&#x017F;olten fu&#x0364;r dich Sterben! &#x017F;agen die heutigen Eltern</hi><lb/>
            <note place="left"> <hi rendition="#i">2. <hi rendition="#aq">Sam. 18.<lb/>
v.</hi> 13.</hi> </note> <hi rendition="#fr">mit dem Ko&#x0364;nige David. Jnma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie denn de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auch nicht zuverdencken; Denn Kinderleid bringet<lb/>
Hertzeleid/ was da hertzet das &#x017F;chmertzet/ was liebet<lb/>
das betru&#x0364;bet. Allein wil gleichwol gebu&#x0364;hren/ das<lb/>
im trawren gebu&#x0364;hrliche ma&#x017F;&#x017F;e gehalten/ vnd nicht<lb/>
vber&#x017F;chrieten werde. Damit aber &#x017F;olche ma&#x017F;&#x017F;e in<lb/>
Trauren de&#x017F;to leichter ko&#x0364;nne gehalten werden; &#x017F;o la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et vns zum dritten vnd letzten auch be&#x017F;ehen/</hi> <hi rendition="#aq">Jobi pa-<lb/>
tientiam &amp; gratiarum actionem:</hi> <hi rendition="#fr">Jobs &#x017F;eine Ge-<lb/>
duld vnd danckbarkeit. Er &#x017F;pricht vnter &#x017F;einem Cent-<lb/>
ner&#x017F;chweren Creutze al&#x017F;o; Der HErr hats genom-<lb/>
men/ der Nahme des HErren &#x017F;ey gelobet. Job wu-<lb/>
&#x017F;te gar wol das die Araber &#x017F;ein Rind Viehe &#x017F;ambt<lb/>
den E&#x017F;elin weggetrieben hatten; Job wu&#x017F;te gar wol<lb/>
daß das Fewer vom Himmel &#x017F;eine Schafe &#x017F;ambt den<lb/>
Schaff Hirten zu Pulver vnd A&#x017F;chen verbrand hat-</hi><lb/>
            <fw type="catch" place="bottom"> <hi rendition="#fr">te; Job</hi> </fw><lb/>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0016] lends gar von Wuͤrmen gefreſſen werden. Wenn nun Kinder ſo leichte vnd ſo balde dahin Sterben/ das thut Eltern das rechte gebrandte Hertzeleid an/ vnd je edler die Natur der Eltern iſt/ je groͤſſer/ je inbruͤn- ſtiger iſt auch jhre affection vnd zuneigung gegen jhre Kinder/ vnd ê contrario auch das Leid vber dem vnfahl jhrer Kinder. O Job du hochbekuͤm- mertes VaterHertz! wer wil dein Zehenfaches Kin- derleid ermeſſen vnd außſprechen? Offte lieffen El- tern/ (ſo zu reden) durch ein Fewer/ wenn ſie jhren Kin- dern/ die ſie auff dem SterbeBettlin ſich aͤngſtigen ſehen/ rahten vnd helffen koͤnten. O mein Soͤhnlin Andreas! Andreas mein Soͤhnlin! wolte Gott wir ſolten fuͤr dich Sterben! ſagen die heutigen Eltern mit dem Koͤnige David. Jnmaſſen ſie denn deſſen auch nicht zuverdencken; Denn Kinderleid bringet Hertzeleid/ was da hertzet das ſchmertzet/ was liebet das betruͤbet. Allein wil gleichwol gebuͤhren/ das im trawren gebuͤhrliche maſſe gehalten/ vnd nicht vberſchrieten werde. Damit aber ſolche maſſe in Trauren deſto leichter koͤnne gehalten werden; ſo laſ- ſet vns zum dritten vnd letzten auch beſehen/ Jobi pa- tientiam & gratiarum actionem: Jobs ſeine Ge- duld vnd danckbarkeit. Er ſpricht vnter ſeinem Cent- nerſchweren Creutze alſo; Der HErr hats genom- men/ der Nahme des HErren ſey gelobet. Job wu- ſte gar wol das die Araber ſein Rind Viehe ſambt den Eſelin weggetrieben hatten; Job wuſte gar wol daß das Fewer vom Himmel ſeine Schafe ſambt den Schaff Hirten zu Pulver vnd Aſchen verbrand hat- te; Job 2. Sam. 18. v. 13.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508609
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508609/16
Zitationshilfe: Hentschel, Adam: Exequiae Primogeniti. Liegnitz, 1622, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508609/16>, abgerufen am 24.04.2024.