Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

Reichthum Göttlicher Güte.
trägt darinnen eine häuffige/ hertzliche/ und hefftige
Angst
für.

Eine häuffige Angst. Die Angst/ sagt er/Die 1. häu-
fig.

meines Hertzens ist groß. Lässets auch dabey nicht
bewenden/ sondern gibt solcher Angst/ und deren vielfälti-
gen Plage und Qual ferner unterschiedliche Namen/ nen-
net sie Nöthen/ Jammer/ Elend/ endlich auch Sünde/ al-
les darüm/ daß er zuerkennen gebe/ wie häuffig seine Angst
sey? Und eben dis wil er bald anfänglich andeuten/ wann
er die Angst im Grund-Text [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]vdts, Aengste nennet.
Das [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]dts von dvts heisset freylich Angst/ dadurch ein
Mensch ins enge gebracht wird/ daß er nicht allein aller
Freyheit ietzt beraubet ist/ sondern auch gantz keine Gele-
genheit und Mittel zuentkommen/ oder ihm selbst zuhelffen
sihet/ weiß und gebrauchen kan. Jn dergleichen Angst sind
verschlossen die Belagerten/ die mit Hißkia zuklagen ha-
ben: Das ist ein Tag der Noth/ ([verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]dts Angst) und2. Reg. 19,
v.
3.

Scheltens und Lästerns. Die Kinder sind kommen an die
Geburt/ und ist keine Krafft da zugebären. Der ProphetZeph. 1, 15.
Zephanias nennet die Zeit der Belägerung Jerusalem von
den Babyloniern auch einen Tag des Grimmes/ einen
Tag der Trübsal ([verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]dts) und Angst/ u. s. f. Wie häuf-
fig und vielfältig nun die Angst solcher elenden/ versperre-
ten Leute sey/ was dabey für Unruhe/ Arbeit/ Furcht/
Schrecken/ und immerwährende Todes-Noth entstehe/ lasse
sich der Unerfahrne andere also geängstete Hertzen predigen.
Wie sonst das Hebreische Wort dvts auch so viel/ als bin-
den/ zusammen ziehen/ drücken/ pressen/ quetschen/ und aufs
feindseligste tractiren heißt/ so wil David damit die man-
nigfaltige Grausamkeit seiner Angst angemercket haben/
wie er denn kein füglicher Wort zufinden weiß/ als eben das

hiesi-
B 2

Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
traͤgt darinnen eine haͤuffige/ hertzliche/ und hefftige
Angſt
fuͤr.

Eine haͤuffige Angſt. Die Angſt/ ſagt er/Die 1. haͤu-
fig.

meines Hertzens iſt groß. Laͤſſets auch dabey nicht
bewenden/ ſondern gibt ſolcher Angſt/ und deren vielfälti-
gen Plage und Qual ferner unterſchiedliche Namen/ nen-
net ſie Noͤthen/ Jammer/ Elend/ endlich auch Suͤnde/ al-
les daruͤm/ daß er zuerkennen gebe/ wie haͤuffig ſeine Angſt
ſey? Und eben dis wil er bald anfänglich andeuten/ wann
er die Angſt im Grund-Text [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ודצ, Aengſte nennet.
Das [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]דצ von דוצ heiſſet freylich Angſt/ dadurch ein
Menſch ins enge gebracht wird/ daß er nicht allein aller
Freyheit ietzt beraubet iſt/ ſondern auch gantz keine Gele-
genheit und Mittel zuentkommen/ oder ihm ſelbſt zuhelffen
ſihet/ weiß und gebrauchen kan. Jn dergleichen Angſt ſind
verſchloſſen die Belagerten/ die mit Hißkia zuklagen ha-
ben: Das iſt ein Tag der Noth/ ([verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]דצ Angſt) und2. Reg. 19,
v.
3.

Scheltens und Laͤſterns. Die Kinder ſind kommen an die
Geburt/ und iſt keine Krafft da zugebaͤren. Der ProphetZeph. 1, 15.
Zephanias nennet die Zeit der Belaͤgerung Jeruſalem von
den Babyloniern auch einen Tag des Grimmes/ einen
Tag der Truͤbſal ([verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]דצ) und Angſt/ u. ſ. f. Wie häuf-
fig und vielfaͤltig nun die Angſt ſolcher elenden/ verſperre-
ten Leute ſey/ was dabey fuͤr Unruhe/ Arbeit/ Furcht/
Schrecken/ und immerwaͤhrende Todes-Noth entſtehe/ laſſe
ſich der Unerfahrne andere alſo geaͤngſtete Hertzen predigen.
Wie ſonſt das Hebreiſche Wort דוצ auch ſo viel/ als bin-
den/ zuſammen ziehen/ druͤcken/ preſſen/ quetſchen/ und aufs
feindſeligſte tractiren heißt/ ſo wil David damit die man-
nigfaltige Grauſamkeit ſeiner Angſt angemercket haben/
wie er denn kein fuͤglicher Wort zufinden weiß/ als eben das

hieſi-
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0011" n="11"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Reichthum Go&#x0364;ttlicher Gu&#x0364;te.</hi></fw><lb/>
tra&#x0364;gt darinnen eine <hi rendition="#fr">ha&#x0364;uffige/ hertzliche/ und hefftige<lb/>
Ang&#x017F;t</hi> fu&#x0364;r.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Eine ha&#x0364;uffige Ang&#x017F;t. Die Ang&#x017F;t/</hi> &#x017F;agt er/<note place="right">Die 1. ha&#x0364;u-<lb/>
fig.</note><lb/><hi rendition="#fr">meines Hertzens i&#x017F;t groß.</hi> La&#x0364;&#x017F;&#x017F;ets auch dabey nicht<lb/>
bewenden/ &#x017F;ondern gibt &#x017F;olcher Ang&#x017F;t/ und deren vielfälti-<lb/>
gen Plage und Qual ferner unter&#x017F;chiedliche Namen/ nen-<lb/>
net &#x017F;ie No&#x0364;then/ Jammer/ Elend/ endlich auch Su&#x0364;nde/ al-<lb/>
les daru&#x0364;m/ daß er zuerkennen gebe/ wie ha&#x0364;uffig &#x017F;eine Ang&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ey? Und eben dis wil er bald anfänglich andeuten/ wann<lb/>
er die Ang&#x017F;t im Grund-Text <gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/>&#x05D5;&#x05D3;&#x05E6;, Aeng&#x017F;te nennet.<lb/>
Das <gap reason="lost" unit="chars" quantity="1"/>&#x05D3;&#x05E6; von &#x05D3;&#x05D5;&#x05E6; hei&#x017F;&#x017F;et freylich Ang&#x017F;t/ dadurch ein<lb/>
Men&#x017F;ch ins enge gebracht wird/ daß er nicht allein aller<lb/>
Freyheit ietzt beraubet i&#x017F;t/ &#x017F;ondern auch gantz keine Gele-<lb/>
genheit und Mittel zuentkommen/ oder ihm &#x017F;elb&#x017F;t zuhelffen<lb/>
&#x017F;ihet/ weiß und gebrauchen kan. Jn dergleichen Ang&#x017F;t &#x017F;ind<lb/>
ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en die Belagerten/ die mit Hißkia zuklagen ha-<lb/>
ben: Das i&#x017F;t ein Tag der Noth/ (<gap reason="lost" unit="chars" quantity="1"/>&#x05D3;&#x05E6; Ang&#x017F;t) und<note place="right">2. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Reg.</hi> 19,<lb/><hi rendition="#i">v.</hi></hi> 3.</note><lb/>
Scheltens und La&#x0364;&#x017F;terns. Die Kinder &#x017F;ind kommen an die<lb/>
Geburt/ und i&#x017F;t keine Krafft da zugeba&#x0364;ren. Der Prophet<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Zeph.</hi></hi> 1, 15.</note><lb/>
Zephanias nennet die Zeit der Bela&#x0364;gerung Jeru&#x017F;alem von<lb/>
den Babyloniern auch einen Tag des Grimmes/ einen<lb/>
Tag der Tru&#x0364;b&#x017F;al (<gap reason="lost" unit="chars" quantity="1"/>&#x05D3;&#x05E6;) und Ang&#x017F;t/ u. &#x017F;. f. Wie häuf-<lb/>
fig und vielfa&#x0364;ltig nun die Ang&#x017F;t &#x017F;olcher elenden/ ver&#x017F;perre-<lb/>
ten Leute &#x017F;ey/ was dabey fu&#x0364;r Unruhe/ Arbeit/ Furcht/<lb/>
Schrecken/ und immerwa&#x0364;hrende Todes-Noth ent&#x017F;tehe/ la&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ich der Unerfahrne andere al&#x017F;o gea&#x0364;ng&#x017F;tete Hertzen predigen.<lb/>
Wie &#x017F;on&#x017F;t das Hebrei&#x017F;che Wort &#x05D3;&#x05D5;&#x05E6; auch &#x017F;o viel/ als bin-<lb/>
den/ zu&#x017F;ammen ziehen/ dru&#x0364;cken/ pre&#x017F;&#x017F;en/ quet&#x017F;chen/ und aufs<lb/>
feind&#x017F;elig&#x017F;te <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren heißt/ &#x017F;o wil David damit die man-<lb/>
nigfaltige Grau&#x017F;amkeit &#x017F;einer Ang&#x017F;t angemercket haben/<lb/>
wie er denn kein fu&#x0364;glicher Wort zufinden weiß/ als eben das<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">B 2</fw><fw type="catch" place="bottom">hie&#x017F;i-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0011] Reichthum Goͤttlicher Guͤte. traͤgt darinnen eine haͤuffige/ hertzliche/ und hefftige Angſt fuͤr. Eine haͤuffige Angſt. Die Angſt/ ſagt er/ meines Hertzens iſt groß. Laͤſſets auch dabey nicht bewenden/ ſondern gibt ſolcher Angſt/ und deren vielfälti- gen Plage und Qual ferner unterſchiedliche Namen/ nen- net ſie Noͤthen/ Jammer/ Elend/ endlich auch Suͤnde/ al- les daruͤm/ daß er zuerkennen gebe/ wie haͤuffig ſeine Angſt ſey? Und eben dis wil er bald anfänglich andeuten/ wann er die Angſt im Grund-Text _ודצ, Aengſte nennet. Das _דצ von דוצ heiſſet freylich Angſt/ dadurch ein Menſch ins enge gebracht wird/ daß er nicht allein aller Freyheit ietzt beraubet iſt/ ſondern auch gantz keine Gele- genheit und Mittel zuentkommen/ oder ihm ſelbſt zuhelffen ſihet/ weiß und gebrauchen kan. Jn dergleichen Angſt ſind verſchloſſen die Belagerten/ die mit Hißkia zuklagen ha- ben: Das iſt ein Tag der Noth/ (_דצ Angſt) und Scheltens und Laͤſterns. Die Kinder ſind kommen an die Geburt/ und iſt keine Krafft da zugebaͤren. Der Prophet Zephanias nennet die Zeit der Belaͤgerung Jeruſalem von den Babyloniern auch einen Tag des Grimmes/ einen Tag der Truͤbſal (_דצ) und Angſt/ u. ſ. f. Wie häuf- fig und vielfaͤltig nun die Angſt ſolcher elenden/ verſperre- ten Leute ſey/ was dabey fuͤr Unruhe/ Arbeit/ Furcht/ Schrecken/ und immerwaͤhrende Todes-Noth entſtehe/ laſſe ſich der Unerfahrne andere alſo geaͤngſtete Hertzen predigen. Wie ſonſt das Hebreiſche Wort דוצ auch ſo viel/ als bin- den/ zuſammen ziehen/ druͤcken/ preſſen/ quetſchen/ und aufs feindſeligſte tractiren heißt/ ſo wil David damit die man- nigfaltige Grauſamkeit ſeiner Angſt angemercket haben/ wie er denn kein fuͤglicher Wort zufinden weiß/ als eben das hieſi- Die 1. haͤu- fig. 2. Reg. 19, v. 3. Zeph. 1, 15. B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508612
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508612/11
Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/11>, abgerufen am 19.04.2024.