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Busch und Rosenbusch, Hanns Christoph von: Es verändert sich alles in der Welt! Görlitz, 1696.

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Abdanckungs-Rede.
füllet: daß auch Jhr vormahls höchst-geliebter/ nu-
mehro schmertzlichst-betrübter Ehe-Herr/ der
Hoch- und Wohl-Edle/ Vest und Hoch-
Gelahrte Herr Johann Knorr/ Vor-
nehmer
JCtus, dardurch in die aller-empfindlich-
ste Liebes-Veränderung gerathen.

Unsere Selige/ welche vorhin gewohnet/ in
stiller Einsamkeit mit Gebeth und Arbeit GOTT
zu dienen/ änderte zwar diese gute Gewohnheit nicht:
aber doch/ weil Sie aus der Gemüths-Gleichheit
eine sonderliche Gegen-Liebe empfand; und des
Höchsten Ausspruch wol wuste; daß es nicht gut/
daß der Mensch alleine sey; den biß daher geführ-
ten einsamen Stand so viel behertzter: weil diese
wichtigste Veränderung/ nach des liebsten Herrn
Vatern Rath resolvirt, das gröste Vergnügen nach
sich ziehen muste. Mit was vor Rechte so wohl
die geist- als weltlichen Gesetze das Frauenzimmer
der Unbeständigkeit beschuldigen können/ lasse dahin
gestellet seyn. Genung! daß nicht wenig Exempel
derjenigen Weibes-Bilder zu finden: welche die
Mannes-Personen an Standhafftigkeit übertref-

fen:
b

Abdanckungs-Rede.
fuͤllet: daß auch Jhr vormahls hoͤchſt-geliebter/ nu-
mehro ſchmertzlichſt-betruͤbter Ehe-Herr/ der
Hoch- und Wohl-Edle/ Veſt und Hoch-
Gelahrte Herr Johann Knorr/ Vor-
nehmer
JCtus, dardurch in die aller-empfindlich-
ſte Liebes-Veraͤnderung gerathen.

Unſere Selige/ welche vorhin gewohnet/ in
ſtiller Einſamkeit mit Gebeth und Arbeit GOTT
zu dienen/ aͤnderte zwar dieſe gute Gewohnheit nicht:
aber doch/ weil Sie aus der Gemuͤths-Gleichheit
eine ſonderliche Gegen-Liebe empfand; und des
Hoͤchſten Ausſpruch wol wuſte; daß es nicht gut/
daß der Menſch alleine ſey; den biß daher gefuͤhr-
ten einſamen Stand ſo viel behertzter: weil dieſe
wichtigſte Veraͤnderung/ nach des liebſten Herrn
Vatern Rath reſolvirt, das groͤſte Vergnuͤgen nach
ſich ziehen muſte. Mit was vor Rechte ſo wohl
die geiſt- als weltlichen Geſetze das Frauenzimmer
der Unbeſtaͤndigkeit beſchuldigen koͤnnen/ laſſe dahin
geſtellet ſeyn. Genung! daß nicht wenig Exempel
derjenigen Weibes-Bilder zu finden: welche die
Mannes-Perſonen an Standhafftigkeit uͤbertref-

fen:
b
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[9/0009] Abdanckungs-Rede. fuͤllet: daß auch Jhr vormahls hoͤchſt-geliebter/ nu- mehro ſchmertzlichſt-betruͤbter Ehe-Herr/ der Hoch- und Wohl-Edle/ Veſt und Hoch- Gelahrte Herr Johann Knorr/ Vor- nehmer JCtus, dardurch in die aller-empfindlich- ſte Liebes-Veraͤnderung gerathen. Unſere Selige/ welche vorhin gewohnet/ in ſtiller Einſamkeit mit Gebeth und Arbeit GOTT zu dienen/ aͤnderte zwar dieſe gute Gewohnheit nicht: aber doch/ weil Sie aus der Gemuͤths-Gleichheit eine ſonderliche Gegen-Liebe empfand; und des Hoͤchſten Ausſpruch wol wuſte; daß es nicht gut/ daß der Menſch alleine ſey; den biß daher gefuͤhr- ten einſamen Stand ſo viel behertzter: weil dieſe wichtigſte Veraͤnderung/ nach des liebſten Herrn Vatern Rath reſolvirt, das groͤſte Vergnuͤgen nach ſich ziehen muſte. Mit was vor Rechte ſo wohl die geiſt- als weltlichen Geſetze das Frauenzimmer der Unbeſtaͤndigkeit beſchuldigen koͤnnen/ laſſe dahin geſtellet ſeyn. Genung! daß nicht wenig Exempel derjenigen Weibes-Bilder zu finden: welche die Mannes-Perſonen an Standhafftigkeit uͤbertref- fen: b

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Zitationshilfe: Busch und Rosenbusch, Hanns Christoph von: Es verändert sich alles in der Welt! Görlitz, 1696, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509979/9>, abgerufen am 28.03.2024.