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Eckard, Melchior: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1601.

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Christliche Leichpredigt.
ment mit seinen außerwehleten fuhre. Nemlich/ 1. timoria.
2. dokimasia. vnd 3. marturion. Da würden sich gelehrte
zuhörer bald erinnern können/ was ich mit diesen dreyen
worten meinete/ vnd wohin ich sie gewiesen haben wolle.
Weil aber das gröste vnd meiste theil vnserer zuhörer/ sol-
ches dero gestalt/ wie die gelehrten/ nicht verstehet/ als er-
fodert die noth/ das wir jhnen solches mit guten deutschen
vnd verstendlichen worten erkleren. So geschicht nun sol-
ches darumb/ 1. Weil auch bey den Christgleubigen viel1.
vnd mancherley sünden/ mehr als sechs oder sieben gefun-
den werden/ so muß auch Gott mit sechs vnd sieben trüb-
salen bey jhnen anhalten. 2. Gott thut es darumb/ das2.
sie sollen haben viel vnd mancherley vbung jhres Christen-
thumbs. 3. Das sie daraus sollen nemen viel vnd man-3.
cherley zeugnis der liebe vnd gnaden Gottes. Was nun
eine jede/ aus diesen drey vrsachen/ auff sich habe/ vnd wie
weit sie sich erstrecke/ wil ich vermittelst Göttlicher hülffe
auffs kürtzeste erkleren vnd darthun.

Von der ersten vrsache.

WIr hören offters in Predigten/ daß das
Creutz vnd Trübsal der Menschenkinder/ welches
sie in dieser Welt ausstehen müssen/ eine woluer-
diente straffe der sünden sey/ Wo nun viel sünde ist/ da ist
auch viel straffe/ da findet sich auch viel vnd mancherley
Creutz vnd trübsal. Da gehe nun ein jeder in sich selbst/
vnd prüfe sich/ vnd neme für sich den Spiegel der heiligen
zehen Gebot/ da wird er gnugsam befinden/ wie viel seiner
sünden vnd schulden sein/ da wird er mit König Dauid
bekennen müssen/ das seine Sünde jhm gehen vber sein

heupt/
B ij

Chriſtliche Leichpredigt.
ment mit ſeinen außerwehleten fůhre. Nemlich/ 1. τιμωρία.
2. δοκιμασία. vnd 3. μαρτύριον. Da wuͤrden ſich gelehrte
zuhoͤrer bald erinnern koͤnnen/ was ich mit dieſen dreyen
worten meinete/ vnd wohin ich ſie gewieſen haben wolle.
Weil aber das groͤſte vnd meiſte theil vnſerer zuhoͤrer/ ſol-
ches dero geſtalt/ wie die gelehrten/ nicht verſtehet/ als er-
fodert die noth/ das wir jhnen ſolches mit guten deutſchen
vnd verſtendlichen worten erkleren. So geſchicht nun ſol-
ches darumb/ 1. Weil auch bey den Chriſtgleubigen viel1.
vnd mancherley ſuͤnden/ mehr als ſechs oder ſieben gefun-
den werden/ ſo muß auch Gott mit ſechs vnd ſieben truͤb-
ſalen bey jhnen anhalten. 2. Gott thut es darumb/ das2.
ſie ſollen haben viel vnd mancherley vbung jhres Chriſten-
thumbs. 3. Das ſie daraus ſollen nemen viel vnd man-3.
cherley zeugnis der liebe vnd gnaden Gottes. Was nun
eine jede/ aus dieſen drey vrſachen/ auff ſich habe/ vnd wie
weit ſie ſich erſtrecke/ wil ich vermittelſt Goͤttlicher huͤlffe
auffs kuͤrtzeſte erkleren vnd darthun.

Von der erſten vrſache.

WIr hoͤren offters in Predigten/ daß das
Creutz vnd Truͤbſal der Menſchenkinder/ welches
ſie in dieſer Welt ausſtehen muͤſſen/ eine woluer-
diente ſtraffe der ſuͤnden ſey/ Wo nun viel ſuͤnde iſt/ da iſt
auch viel ſtraffe/ da findet ſich auch viel vnd mancherley
Creutz vnd truͤbſal. Da gehe nun ein jeder in ſich ſelbſt/
vnd pruͤfe ſich/ vnd neme fuͤr ſich den Spiegel der heiligen
zehen Gebot/ da wird er gnugſam befinden/ wie viel ſeiner
ſuͤnden vnd ſchulden ſein/ da wird er mit Koͤnig Dauid
bekennen muͤſſen/ das ſeine Suͤnde jhm gehen vber ſein

heupt/
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[[11]/0011] Chriſtliche Leichpredigt. ment mit ſeinen außerwehleten fůhre. Nemlich/ 1. τιμωρία. 2. δοκιμασία. vnd 3. μαρτύριον. Da wuͤrden ſich gelehrte zuhoͤrer bald erinnern koͤnnen/ was ich mit dieſen dreyen worten meinete/ vnd wohin ich ſie gewieſen haben wolle. Weil aber das groͤſte vnd meiſte theil vnſerer zuhoͤrer/ ſol- ches dero geſtalt/ wie die gelehrten/ nicht verſtehet/ als er- fodert die noth/ das wir jhnen ſolches mit guten deutſchen vnd verſtendlichen worten erkleren. So geſchicht nun ſol- ches darumb/ 1. Weil auch bey den Chriſtgleubigen viel vnd mancherley ſuͤnden/ mehr als ſechs oder ſieben gefun- den werden/ ſo muß auch Gott mit ſechs vnd ſieben truͤb- ſalen bey jhnen anhalten. 2. Gott thut es darumb/ das ſie ſollen haben viel vnd mancherley vbung jhres Chriſten- thumbs. 3. Das ſie daraus ſollen nemen viel vnd man- cherley zeugnis der liebe vnd gnaden Gottes. Was nun eine jede/ aus dieſen drey vrſachen/ auff ſich habe/ vnd wie weit ſie ſich erſtrecke/ wil ich vermittelſt Goͤttlicher huͤlffe auffs kuͤrtzeſte erkleren vnd darthun. 1. 2. 3. Von der erſten vrſache. WIr hoͤren offters in Predigten/ daß das Creutz vnd Truͤbſal der Menſchenkinder/ welches ſie in dieſer Welt ausſtehen muͤſſen/ eine woluer- diente ſtraffe der ſuͤnden ſey/ Wo nun viel ſuͤnde iſt/ da iſt auch viel ſtraffe/ da findet ſich auch viel vnd mancherley Creutz vnd truͤbſal. Da gehe nun ein jeder in ſich ſelbſt/ vnd pruͤfe ſich/ vnd neme fuͤr ſich den Spiegel der heiligen zehen Gebot/ da wird er gnugſam befinden/ wie viel ſeiner ſuͤnden vnd ſchulden ſein/ da wird er mit Koͤnig Dauid bekennen muͤſſen/ das ſeine Suͤnde jhm gehen vber ſein heupt/ B ij

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Zitationshilfe: Eckard, Melchior: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1601, S. [11]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510288/11>, abgerufen am 28.03.2024.