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Vietor, Johannes: Quousque Davidicum. Darmstadt, 1617.

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Vber den 13. Psalmen Davids.

Haben wir solch drey Gesetzlein nothtürfftiglich mit einander
betrachtet/ sollen dann auch die fürnembste stück deß Davidischen
Liedleins vff den Herrn Marschaln seligen/ der es hie in diesem Le-
ben wacker außgesungen/ vnd an dem schönen Final desselben der
Seelen nach/ im ewigen Leben vnd Himmlischen Cantorey vnder
den lieben H. Engelein noch innstendig quidulirt vnnd arbeitet/ ge-
bürender massen applicirt werden.

Der gütige barmhertzige Gott erwecke vnsere Hertzen vnnd
Ohren/ vnd verley hierzu allerseyts von oben herab deß H. Geistes
kräfftige Assistentz vnd Beystand/ vmb Jesu Christi willen/ Amen.

I.

Das erst Gesetz vom Liedlein lautet im abgelesenen Klagpsal-
men Davids also: HERR/ wie lang wiltu mein so gar ver-
gessen? wie lang verbirgestu dein Antlitz für mir? wie
lang sol ich sorgen in meiner Seelen vnd mich ängsten
in meinem Hertzen täglich? wie lang sol sich mein Feind
vber mich erheben?
Jst vnter allen Heiligen Gottes jrgend ei-
ner/ der wunderbarlich geführet/ vnd in der Creutzschul recht geübt
vnd gepantzerfeget worden/ so ist es in Warheit der liebe David.
Dann da war ja kein leibliche Trübsal so klein oder groß/ daran
er nit auch sein Theil vnd quotam gehabt hett/ wie einen mächti-
gen Widersacher/ hat er doch an seinem eygenen Schwehervatter
dem König Saul? als der jhm das gebrandte Leyd anthet/ vnnd
von einem Ort zum andern jämmerlich verfolgete? Da hatte ers
zuthun mit falschen/ verräterischen blutdürstigen Leuten zu Hof
vnd auff dem Lande/ zuthun hat er es mit seinen eygnen Kindern/
die jhm groß Hertzenleyd machten/ in dem sie sich vntereinander
schendeten vnd würgeten/ zum theil auch jhn auß dem Königreich
von Land vnd Leuten jagten. Jn Summa der Vorraht von leib-
lichem Creutz vnnd Widerstand war bey jhm so groß/ daß er auch

im
Vber den 13. Pſalmen Davids.

Haben wir ſolch drey Geſetzlein nothtuͤrfftiglich mit einander
betrachtet/ ſollen dann auch die fuͤrnembſte ſtuͤck deß Davidiſchen
Liedleins vff den Herꝛn Marſchaln ſeligen/ der es hie in dieſem Le-
ben wacker außgeſungen/ vnd an dem ſchoͤnen Final deſſelben der
Seelen nach/ im ewigen Leben vnd Himmliſchen Cantorey vnder
den lieben H. Engelein noch innſtendig quidulirt vnnd arbeitet/ ge-
buͤrender maſſen applicirt werden.

Der guͤtige barmhertzige Gott erwecke vnſere Hertzen vnnd
Ohren/ vnd verley hierzu allerſeyts von oben herab deß H. Geiſtes
kraͤfftige Aſſiſtentz vnd Beyſtand/ vmb Jeſu Chriſti willen/ Amen.

I.

Das erſt Geſetz vom Liedlein lautet im abgeleſenen Klagpſal-
men Davids alſo: HERR/ wie lang wiltu mein ſo gar ver-
geſſen? wie lang verbirgeſtu dein Antlitz fuͤr mir? wie
lang ſol ich ſorgen in meiner Seelen vnd mich aͤngſten
in meinem Hertzen taͤglich? wie lang ſol ſich mein Feind
vber mich erheben?
Jſt vnter allen Heiligen Gottes jrgend ei-
ner/ der wunderbarlich gefuͤhret/ vnd in der Creutzſchul recht geuͤbt
vnd gepantzerfeget worden/ ſo iſt es in Warheit der liebe David.
Dann da war ja kein leibliche Truͤbſal ſo klein oder groß/ daran
er nit auch ſein Theil vnd quotam gehabt hett/ wie einen maͤchti-
gen Widerſacher/ hat er doch an ſeinem eygenen Schwehervatter
dem Koͤnig Saul? als der jhm das gebrandte Leyd anthet/ vnnd
von einem Ort zum andern jaͤmmerlich verfolgete? Da hatte ers
zuthun mit falſchen/ verꝛaͤteriſchen blutduͤrſtigen Leuten zu Hof
vnd auff dem Lande/ zuthun hat er es mit ſeinen eygnen Kindern/
die jhm groß Hertzenleyd machten/ in dem ſie ſich vntereinander
ſchendeten vnd wuͤrgeten/ zum theil auch jhn auß dem Koͤnigreich
von Land vnd Leuten jagten. Jn Summa der Vorꝛaht von leib-
lichem Creutz vnnd Widerſtand war bey jhm ſo groß/ daß er auch

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[7/0007] Vber den 13. Pſalmen Davids. Haben wir ſolch drey Geſetzlein nothtuͤrfftiglich mit einander betrachtet/ ſollen dann auch die fuͤrnembſte ſtuͤck deß Davidiſchen Liedleins vff den Herꝛn Marſchaln ſeligen/ der es hie in dieſem Le- ben wacker außgeſungen/ vnd an dem ſchoͤnen Final deſſelben der Seelen nach/ im ewigen Leben vnd Himmliſchen Cantorey vnder den lieben H. Engelein noch innſtendig quidulirt vnnd arbeitet/ ge- buͤrender maſſen applicirt werden. Der guͤtige barmhertzige Gott erwecke vnſere Hertzen vnnd Ohren/ vnd verley hierzu allerſeyts von oben herab deß H. Geiſtes kraͤfftige Aſſiſtentz vnd Beyſtand/ vmb Jeſu Chriſti willen/ Amen. I. Das erſt Geſetz vom Liedlein lautet im abgeleſenen Klagpſal- men Davids alſo: HERR/ wie lang wiltu mein ſo gar ver- geſſen? wie lang verbirgeſtu dein Antlitz fuͤr mir? wie lang ſol ich ſorgen in meiner Seelen vnd mich aͤngſten in meinem Hertzen taͤglich? wie lang ſol ſich mein Feind vber mich erheben? Jſt vnter allen Heiligen Gottes jrgend ei- ner/ der wunderbarlich gefuͤhret/ vnd in der Creutzſchul recht geuͤbt vnd gepantzerfeget worden/ ſo iſt es in Warheit der liebe David. Dann da war ja kein leibliche Truͤbſal ſo klein oder groß/ daran er nit auch ſein Theil vnd quotam gehabt hett/ wie einen maͤchti- gen Widerſacher/ hat er doch an ſeinem eygenen Schwehervatter dem Koͤnig Saul? als der jhm das gebrandte Leyd anthet/ vnnd von einem Ort zum andern jaͤmmerlich verfolgete? Da hatte ers zuthun mit falſchen/ verꝛaͤteriſchen blutduͤrſtigen Leuten zu Hof vnd auff dem Lande/ zuthun hat er es mit ſeinen eygnen Kindern/ die jhm groß Hertzenleyd machten/ in dem ſie ſich vntereinander ſchendeten vnd wuͤrgeten/ zum theil auch jhn auß dem Koͤnigreich von Land vnd Leuten jagten. Jn Summa der Vorꝛaht von leib- lichem Creutz vnnd Widerſtand war bey jhm ſo groß/ daß er auch im

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Zitationshilfe: Vietor, Johannes: Quousque Davidicum. Darmstadt, 1617, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523530/7>, abgerufen am 18.04.2024.