Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612].

Bild:
<< vorherige Seite

allen Menschen gemein gehabt/ vnd solche weder jhm
noch einigem andern seine Adeliche Geburt benemen
kan/ zur heiligen Tauffe als dem heilsamen Bade
Regenera-
tio per ba-
ptismum.
der Wiedergeburt befödert/ vnd dadurch dem Hertzo-
ge des lebens Christo Jesu/ als auch seiner Christli-
chen gemeine einverleibet/ vnd krafft seines vergosse-
nen Blutts von allen Sünden abgewaschen worden.

Puerilis
educatio.
Nach vnd neben der Tauffe vnd seiner
beföderung zu derselben haben ob vnd wolgedachte
seine Adeliche Eltern in jhrer Vater vnd Mutters-
pflicht jmmer weiter bey vnd an jhm fortgesetzt/ jhn
neben denen jhm zugeordneten Praeceptoribus vnd
durch dieselbten in aller zucht vnd Gottesfurcht er-
zogen/ im Christlichen Catechismo vnd Kinderleh-
re treulich vnterwiesen/ doch eben früe vnd zeitlich
von sich verschicket: ohne zweifel aus erwegung
dessen/ was nicht allein der Poet saget: a teneris
assuescere multum est,
Es lieget viel daran/ wie
einer von jugend auff gewehnet werde: sondern auch
dessen was man im sprichworte saget: Ein heimge-
zogen Kind/ ist bey ander Leuten wie ein Rind.
Denn er bald im 7. Jahr seines Alters/ oder nach
dem ers erst hinter sich gebracht gegen der Lignitz
in das Fürstliche Hofelager verschicket/ vnd daselbst
dem Frauenzimmer zu diensten bestellet worden/
welcher Dienste er auch treulichen mit ruhm vnd eh-
ren abgewartet/ daselbsten auch in moribus vnd gut-
ten sitten mercklichen gebessert/ vnd traun nicht allein
mit seiner früzeitigen verlassung seines Väterlichen
Hauses vnd Hofehaltung: sondern auch seinem wol-
halten gar manchen heutiges tages beschemet. Denn
solten heute zu tage Eltern auch wol schlechte gemei-
ne Leute jhre Kinder so jung vnd klein von sich lassen
vnd verschicken/ ja wol nur aus der Stuben allein in

Hoff

allen Menſchen gemein gehabt/ vnd ſolche weder jhm
noch einigem andern ſeine Adeliche Geburt benemen
kan/ zur heiligen Tauffe als dem heilſamen Bade
Regenera-
tio per ba-
ptiſmum.
der Wiedergeburt befoͤdert/ vnd dadurch dem Hertzo-
ge des lebens Chriſto Jeſu/ als auch ſeiner Chriſtli-
chen gemeine einverleibet/ vnd krafft ſeines vergoſſe-
nen Blutts von allen Suͤnden abgewaſchen worden.

Puerilis
educatio.
Nach vnd neben der Tauffe vnd ſeiner
befoͤderung zu derſelben haben ob vnd wolgedachte
ſeine Adeliche Eltern in jhrer Vater vnd Mutters-
pflicht jmmer weiter bey vnd an jhm fortgeſetzt/ jhn
neben denen jhm zugeordneten Præceptoribus vnd
durch dieſelbten in aller zucht vnd Gottesfurcht er-
zogen/ im Chriſtlichen Catechiſmo vnd Kinderleh-
re treulich vnterwieſen/ doch eben fruͤe vnd zeitlich
von ſich verſchicket: ohne zweifel aus erwegung
deſſen/ was nicht allein der Poet ſaget: à teneris
aſſueſcere multum eſt,
Es lieget viel daran/ wie
einer von jugend auff gewehnet werde: ſondern auch
deſſen was man im ſprichworte ſaget: Ein heimge-
zogen Kind/ iſt bey ander Leuten wie ein Rind.
Denn er bald im 7. Jahr ſeines Alters/ oder nach
dem ers erſt hinter ſich gebracht gegen der Lignitz
in das Fuͤrſtliche Hofelager verſchicket/ vnd daſelbſt
dem Frauenzimmer zu dienſten beſtellet worden/
welcher Dienſte er auch treulichen mit ruhm vnd eh-
ren abgewartet/ daſelbſten auch in moribus vnd gut-
ten ſitten mercklichen gebeſſert/ vnd traun nicht allein
mit ſeiner fruͤzeitigen verlaſſung ſeines Vaͤterlichen
Hauſes vnd Hofehaltung: ſondern auch ſeinem wol-
halten gar manchen heutiges tages beſchemet. Denn
ſolten heute zu tage Eltern auch wol ſchlechte gemei-
ne Leute jhre Kinder ſo jung vnd klein von ſich laſſen
vnd verſchicken/ ja wol nur aus der Stuben allein in

Hoff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0044" n="[44]"/>
allen Men&#x017F;chen gemein gehabt/ vnd &#x017F;olche weder jhm<lb/>
noch einigem andern &#x017F;eine Adeliche Geburt benemen<lb/>
kan/ zur heiligen Tauffe als dem heil&#x017F;amen Bade<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Regenera-<lb/>
tio per ba-<lb/>
pti&#x017F;mum.</hi></note>der Wiedergeburt befo&#x0364;dert/ vnd dadurch dem Hertzo-<lb/>
ge des lebens Chri&#x017F;to Je&#x017F;u/ als auch &#x017F;einer Chri&#x017F;tli-<lb/>
chen gemeine einverleibet/ vnd krafft &#x017F;eines vergo&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
nen Blutts von allen Su&#x0364;nden abgewa&#x017F;chen worden.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head/>
            <p><note place="left"><hi rendition="#aq">Puerilis<lb/>
educatio.</hi></note><hi rendition="#fr">Nach vnd neben der Tauffe vnd &#x017F;einer</hi><lb/>
befo&#x0364;derung zu der&#x017F;elben haben ob vnd wolgedachte<lb/>
&#x017F;eine Adeliche Eltern in jhrer Vater vnd Mutters-<lb/>
pflicht jmmer weiter bey vnd an jhm fortge&#x017F;etzt/ jhn<lb/>
neben denen jhm zugeordneten <hi rendition="#aq">Præceptoribus</hi> vnd<lb/>
durch die&#x017F;elbten in aller zucht vnd Gottesfurcht er-<lb/>
zogen/ im Chri&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">Catechi&#x017F;mo</hi> vnd Kinderleh-<lb/>
re treulich vnterwie&#x017F;en/ doch eben fru&#x0364;e vnd zeitlich<lb/>
von &#x017F;ich ver&#x017F;chicket: ohne zweifel aus erwegung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en/ was nicht allein der Poet &#x017F;aget: <hi rendition="#aq">à teneris<lb/>
a&#x017F;&#x017F;ue&#x017F;cere multum e&#x017F;t,</hi> Es lieget viel daran/ wie<lb/>
einer von jugend auff gewehnet werde: &#x017F;ondern auch<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en was man im &#x017F;prichworte &#x017F;aget: Ein heimge-<lb/>
zogen Kind/ i&#x017F;t bey ander Leuten wie ein Rind.<lb/>
Denn er bald im 7. Jahr &#x017F;eines Alters/ oder nach<lb/>
dem ers er&#x017F;t hinter &#x017F;ich gebracht gegen der Lignitz<lb/>
in das Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Hofelager ver&#x017F;chicket/ vnd da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
dem Frauenzimmer zu dien&#x017F;ten be&#x017F;tellet worden/<lb/>
welcher Dien&#x017F;te er auch treulichen mit ruhm vnd eh-<lb/>
ren abgewartet/ da&#x017F;elb&#x017F;ten auch <hi rendition="#aq">in moribus</hi> vnd gut-<lb/>
ten &#x017F;itten mercklichen gebe&#x017F;&#x017F;ert/ vnd traun nicht allein<lb/>
mit &#x017F;einer fru&#x0364;zeitigen verla&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;eines Va&#x0364;terlichen<lb/>
Hau&#x017F;es vnd Hofehaltung: &#x017F;ondern auch &#x017F;einem wol-<lb/>
halten gar manchen heutiges tages be&#x017F;chemet. Denn<lb/>
&#x017F;olten heute zu tage Eltern auch wol &#x017F;chlechte gemei-<lb/>
ne Leute jhre Kinder &#x017F;o jung vnd klein von &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
vnd ver&#x017F;chicken/ ja wol nur aus der Stuben allein in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hoff</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[44]/0044] allen Menſchen gemein gehabt/ vnd ſolche weder jhm noch einigem andern ſeine Adeliche Geburt benemen kan/ zur heiligen Tauffe als dem heilſamen Bade der Wiedergeburt befoͤdert/ vnd dadurch dem Hertzo- ge des lebens Chriſto Jeſu/ als auch ſeiner Chriſtli- chen gemeine einverleibet/ vnd krafft ſeines vergoſſe- nen Blutts von allen Suͤnden abgewaſchen worden. Regenera- tio per ba- ptiſmum. Nach vnd neben der Tauffe vnd ſeiner befoͤderung zu derſelben haben ob vnd wolgedachte ſeine Adeliche Eltern in jhrer Vater vnd Mutters- pflicht jmmer weiter bey vnd an jhm fortgeſetzt/ jhn neben denen jhm zugeordneten Præceptoribus vnd durch dieſelbten in aller zucht vnd Gottesfurcht er- zogen/ im Chriſtlichen Catechiſmo vnd Kinderleh- re treulich vnterwieſen/ doch eben fruͤe vnd zeitlich von ſich verſchicket: ohne zweifel aus erwegung deſſen/ was nicht allein der Poet ſaget: à teneris aſſueſcere multum eſt, Es lieget viel daran/ wie einer von jugend auff gewehnet werde: ſondern auch deſſen was man im ſprichworte ſaget: Ein heimge- zogen Kind/ iſt bey ander Leuten wie ein Rind. Denn er bald im 7. Jahr ſeines Alters/ oder nach dem ers erſt hinter ſich gebracht gegen der Lignitz in das Fuͤrſtliche Hofelager verſchicket/ vnd daſelbſt dem Frauenzimmer zu dienſten beſtellet worden/ welcher Dienſte er auch treulichen mit ruhm vnd eh- ren abgewartet/ daſelbſten auch in moribus vnd gut- ten ſitten mercklichen gebeſſert/ vnd traun nicht allein mit ſeiner fruͤzeitigen verlaſſung ſeines Vaͤterlichen Hauſes vnd Hofehaltung: ſondern auch ſeinem wol- halten gar manchen heutiges tages beſchemet. Denn ſolten heute zu tage Eltern auch wol ſchlechte gemei- ne Leute jhre Kinder ſo jung vnd klein von ſich laſſen vnd verſchicken/ ja wol nur aus der Stuben allein in Hoff Puerilis educatio.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/524370
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/524370/44
Zitationshilfe: Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612], S. [44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524370/44>, abgerufen am 24.04.2024.