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Droschki, Wolfgang: Gaykypikron [gr.] Wider die betrübte bittere TrawerKlage. Leipzig, 1615.

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Christliche LeichPredigt.
elend jämmerlich ding vmb aller Menschen leben/
von Mutterleibe an/ biß sie in die Erde begraben
werden/ die vnser aller Mutter ist/ da ist jmmer Sor-
ge/ Furcht/ Hoffnung/ vnd zu letzt der Tod/ so wol
bey dem/ der in hohen Ehren sitzt/ als bey dem ge-
ringsten auff Erden.
Augustinus: Vita haec est vi-
ta dubia, coeca, aerumnosa, qvam humores tumidant,
dolores extenuant ardores exiccant, aera morbidant,
escae inflant, jejunia macerant, joci dissolvunt, tristi-
ciae consumunt, sollicitudo coarctat, securitas hebe-
tat, divitiae jactitant, paupertas dejicit, juventus ex-
tollit, senectus incurvat, infirmitas frangit, moeror
deprimit, & post hec omnia mors interimit, univer-
sis gaudiis finem imponit.
Vnd Secundus der Philo-
sophus
gibt diesen Außschlag/ daß der Mensch in seinem
mühe samen Leben/ sey eine arbeitsame Seele/ eine baw-
fellige Wohnung/ nur auff kurtze zeit ein Anschawer
des Lebens/ kan offt kaum recht einen blick darein thun/
ein stetsreisender Wandersmann vnd Pilgram/ ein
Gast der stete/ vnd Knecht des Todes. Daher wir frey-
lich alle/ wenn wir es recht behertzigen/ vrsach genung-
sam haben/ mit S. Paulo zu winseln vnd zu klagen/ Ro-
man. 7. Ich elender Mensch/ wer wird mich erlö-
sen von dem Leibe dieses Todes?
Je der from-
me Gott/ der so getrew ist/ daß er niemand vber
vermögen versuchen lest/
1. Corinth. 10. der wil es
thun/ der wil vns aufflösen vnd aus dem Joch außspan-
nen/ durch einen seligen Todt/ wie Paulus Philip. am
1. cap. es begeret/ wann wir in vnsern Beruffsgeschäff-
ten vns müde gezogen vnd gearbeitet haben/ der wil vns

außm
C ij

Chriſtliche LeichPredigt.
elend jaͤmmerlich ding vmb aller Menſchen leben/
von Mutterleibe an/ biß ſie in die Erde begraben
werden/ die vnſer aller Mutter iſt/ da iſt jmmer Sor-
ge/ Furcht/ Hoffnung/ vnd zu letzt der Tod/ ſo wol
bey dem/ der in hohen Ehꝛen ſitzt/ als bey dem ge-
ringſten auff Erden.
Auguſtinus: Vita hæc eſt vi-
ta dubia, cœca, ærumnoſa, qvam humores tumidant,
dolores extenuant ardores exiccant, aëra morbidant,
eſcæ inflant, jejunia macerant, joci diſſolvunt, triſti-
ciæ conſumunt, ſollicitudo coarctat, ſecuritas hebe-
tat, divitiæ jactitant, paupertas dejicit, juventus ex-
tollit, ſenectus incurvat, infirmitas frangit, mœror
deprimit, & poſt hęc omnia mors interimit, univer-
ſis gaudiis finem imponit.
Vnd Secundus der Philo-
ſophus
gibt dieſen Außſchlag/ daß der Menſch in ſeinem
muͤhe ſamen Leben/ ſey eine arbeitſame Seele/ eine baw-
fellige Wohnung/ nur auff kurtze zeit ein Anſchawer
des Lebens/ kan offt kaum recht einen blick darein thun/
ein ſtetsreiſender Wandersmann vnd Pilgram/ ein
Gaſt der ſtete/ vnd Knecht des Todes. Daher wir frey-
lich alle/ wenn wir es recht behertzigen/ vrſach genung-
ſam haben/ mit S. Paulo zu winſeln vnd zu klagen/ Ro-
man. 7. Ich elender Menſch/ wer wird mich erloͤ-
ſen von dem Leibe dieſes Todes?
Je der from-
me Gott/ der ſo getrew iſt/ daß er niemand vber
vermoͤgen verſuchen leſt/
1. Corinth. 10. der wil es
thun/ der wil vns auffloͤſen vnd aus dem Joch außſpan-
nen/ durch einen ſeligen Todt/ wie Paulus Philip. am
1. cap. es begeret/ wann wir in vnſern Beruffsgeſchaͤff-
ten vns muͤde gezogen vnd gearbeitet haben/ der wil vns

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[15/0019] Chriſtliche LeichPredigt. elend jaͤmmerlich ding vmb aller Menſchen leben/ von Mutterleibe an/ biß ſie in die Erde begraben werden/ die vnſer aller Mutter iſt/ da iſt jm̃er Sor- ge/ Furcht/ Hoffnung/ vnd zu letzt der Tod/ ſo wol bey dem/ der in hohen Ehꝛen ſitzt/ als bey dem ge- ringſten auff Erden. Auguſtinus: Vita hæc eſt vi- ta dubia, cœca, ærumnoſa, qvam humores tumidant, dolores extenuant ardores exiccant, aëra morbidant, eſcæ inflant, jejunia macerant, joci diſſolvunt, triſti- ciæ conſumunt, ſollicitudo coarctat, ſecuritas hebe- tat, divitiæ jactitant, paupertas dejicit, juventus ex- tollit, ſenectus incurvat, infirmitas frangit, mœror deprimit, & poſt hęc omnia mors interimit, univer- ſis gaudiis finem imponit. Vnd Secundus der Philo- ſophus gibt dieſen Außſchlag/ daß der Menſch in ſeinem muͤhe ſamen Leben/ ſey eine arbeitſame Seele/ eine baw- fellige Wohnung/ nur auff kurtze zeit ein Anſchawer des Lebens/ kan offt kaum recht einen blick darein thun/ ein ſtetsreiſender Wandersmann vnd Pilgram/ ein Gaſt der ſtete/ vnd Knecht des Todes. Daher wir frey- lich alle/ wenn wir es recht behertzigen/ vrſach genung- ſam haben/ mit S. Paulo zu winſeln vnd zu klagen/ Ro- man. 7. Ich elender Menſch/ wer wird mich erloͤ- ſen von dem Leibe dieſes Todes? Je der from- me Gott/ der ſo getrew iſt/ daß er niemand vber vermoͤgen verſuchen leſt/ 1. Corinth. 10. der wil es thun/ der wil vns auffloͤſen vnd aus dem Joch außſpan- nen/ durch einen ſeligen Todt/ wie Paulus Philip. am 1. cap. es begeret/ wann wir in vnſern Beruffsgeſchaͤff- ten vns muͤde gezogen vnd gearbeitet haben/ der wil vns außm C ij

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Zitationshilfe: Droschki, Wolfgang: Gaykypikron [gr.] Wider die betrübte bittere TrawerKlage. Leipzig, 1615, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524584/19>, abgerufen am 28.03.2024.