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Muling, Michael: Eine Christliche Leichpredigt. Wittenberg, 1615.

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Christliche Leichpredigt.
noch geboren werden/ man lebe/ so lang man kan/ es seynd ze-
hen/ hundert oder tausent Jahr: Jn Betrachtung/ das man
im Todte nicht frage/ wie lang einer gelebt habe/ dorumb nie-
mand wider Gottes Willen zu sterben sich wegen sol.

NV vom ersten vnd dritten Stücke zur an-
derer Gelegenheit: Jetzo lasset vns im Namen des
HErrn das ander vnnd mittel theil was weiter zu er-
wegen/ vor vns nehmen/ vnd solches darumb/ Sintemal die
Edle/ Ehrnvieltugentsame Fraw Hippolyta/ wegen lang-
wiriger Leibsschwachheit/ offtermals des Todtes vnd seligen
Abschieds sehnlichen begehret: Wie zum end dieser Leichpre-
digt/ meldung geschehen sol.

Propositio.Wolan von denen/ so der Todt ein wilkommener
Gast ist/ wollen wir nach anleitung des abgelesenen Sterb-
sprüchlein/ handeln vnd hören.

[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]khe.Gott der allmächtige wolle ferner seine Gnade vnnd
heiligen Geist hierzu verleihen vmb Jesu Christi willen/
Amen.

ergasia.

Tractatio tri-
membris.
Dreyerley werden vns in dem angehörten Syrachs-
sprüchlein zu betrachten vorgehalten: 1. Wer der Gott sey:
2. Wie wol er thue: 3. Welchen Menschenkindern.

Propositionis
1. Subjectum:
Wer ist der Gast oder Gutthäter? Der Todt: Der
Todt so allhier Figurlicher vnnd verblumter weise/ als ein
sichtbarliches/ leibliches vnnd verständiges wesen angespro-
chen vnd eingeführet wird: Daher die Maler den Todt in
folgender abschewlicher gestalt entwerffen vnnd darstellen/
mit einem kalen Haarscheddel/ tieffen Augenlöchern/ abge-
fressenen Gesicht/ geel bleckenden Zeenen/ außgestreckten

Arm/

Chriſtliche Leichpredigt.
noch geboren werden/ man lebe/ ſo lang man kan/ es ſeynd ze-
hen/ hundert oder tauſent Jahr: Jn Betrachtung/ das man
im Todte nicht frage/ wie lang einer gelebt habe/ dorumb nie-
mand wider Gottes Willen zu ſterben ſich wegen ſol.

NV vom erſten vnd dritten Stuͤcke zur an-
derer Gelegenheit: Jetzo laſſet vns im Namen des
HErrn das ander vnnd mittel theil was weiter zu er-
wegen/ vor vns nehmen/ vnd ſolches darumb/ Sintemal die
Edle/ Ehrnvieltugentſame Fraw Hippolyta/ wegen lang-
wiriger Leibsſchwachheit/ offtermals des Todtes vnd ſeligen
Abſchieds ſehnlichen begehret: Wie zum end dieſer Leichpre-
digt/ meldung geſchehen ſol.

Propoſitio.Wolan von denen/ ſo der Todt ein wilkommener
Gaſt iſt/ wollen wir nach anleitung des abgeleſenen Sterb-
ſpruͤchlein/ handeln vnd hoͤren.

[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]χή.Gott der allmaͤchtige wolle ferner ſeine Gnade vnnd
heiligen Geiſt hierzu verleihen vmb Jeſu Chriſti willen/
Amen.

ἐργασία.

Tractatio tri-
membris.
Dreyerley werden vns in dem angehoͤrten Syrachs-
ſpruͤchlein zu betrachten vorgehalten: 1. Wer der Gott ſey:
2. Wie wol er thue: 3. Welchen Menſchenkindern.

Propoſitionis
1. Subjectum:
Wer iſt der Gaſt oder Gutthaͤter? Der Todt: Der
Todt ſo allhier Figurlicher vnnd verblumter weiſe/ als ein
ſichtbarliches/ leibliches vnnd verſtaͤndiges weſen angeſpro-
chen vnd eingefuͤhret wird: Daher die Maler den Todt in
folgender abſchewlicher geſtalt entwerffen vnnd darſtellen/
mit einem kalen Haarſcheddel/ tieffen Augenloͤchern/ abge-
freſſenen Geſicht/ geel bleckenden Zeenen/ außgeſtreckten

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Zitationshilfe: Muling, Michael: Eine Christliche Leichpredigt. Wittenberg, 1615, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524586/8>, abgerufen am 19.04.2024.