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Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647.

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der Gerechtigkeit/ als wie mit einem Kleide bekleidet wird/
der bedeckt sich allenthalben mit guten Wercken/ und lässet
der
Sünden kein Theil oder stück seines thuns bloß. Denn wer
in etlichen verrichtungen gerecht ist/ in den andern ungerecht/
der bedeckt gleichsam diese stücke/ hat aber jene entblößet/ und
sind nun nicht mehr gute Wercke/ welche durch andere entstan-
dene böse Wercke beflecket werden. (Qui justitia sicut vestimente
vestitur, se undi bono opere protegit, & nullam partem actionis
suae peccato nudam relinquit. Nam qui in alijs actionibus justus
est, in aliis injustus, quasi hoc latus cooperit, illud nudavit: Ne
jam bona sunt opera, quae subortis aliis pravis operibus inquinan-
tur.)

Wir schreiten fort zur betrachtung der Anderen guten ei-
genschafft/ umb welcher willen Job/ als ein besonderer Löblicher
Richter/ zu preisen ist/ nemlich wegen seiner

II. Weißheit.

Das einem Regenten allerdings nöthig
sey die Weißheit/ ist an sich selbst klar und offenbar. Darumb
auch der Junge König Salomo/ da er ins Regiment trat/ und
Gott der Herr jhm frey stellte/ zu bitten/ was er jhm geben
sollte/ nicht umb langes leben bat/ noch umb Reichthumb/ noch
umb seiner Feinde Seele/ sondern umb Verstand/ Gericht zu
hören/ umb ein Weises und Verständiges Hertz/
1. Buch der1 Buch der
Kön: 3. v.

König: 3. So ist auch solche Weißheit und Verstand in Poli-
cey Wesen/ höchst nützlich/ also das wohl ein armer Weiser
Mann durch seine Weißheit eine Stadt erretten kan/ und dero-
wegen Weißheit ja besser ist/ denn Stärcke/ wie abermahls Sa-
lomo schleußt Predig: 9. Solche Weißheit hat sich auch erei-Prediger
Salom: 9.
verß 15. 16

gnet bey dem Job/ wie er denn davon meldet in den Worten die
nun zu erklären ordentlich folgen: Jch war des Blinden Au-
ge/ und des Lahmen Füsse.
Nach dem Ebreischen lautet es
von Wort zu Wort also: Jch war die Augen dem Blinden/ und
die Füsse dem Lahmen war Jch. (Enajim hajithi laivver ve-
raglajim lappisseach ani.)
Zeiget also an/ das er die Re-

giments-

der Gerechtigkeit/ als wie mit einem Kleide bekleidet wird/
der bedeckt ſich allenthalben mit guten Wercken/ und laͤſſet
der
Suͤnden kein Theil oder ſtuͤck ſeines thuns bloß. Denn wer
in etlichen verrichtungen gerecht iſt/ in den andern ungerecht/
der bedeckt gleichſam dieſe ſtuͤcke/ hat aber jene entbloͤßet/ und
ſind nun nicht mehr gute Wercke/ welche durch andere entſtan-
dene boͤſe Wercke beflecket werden. (Qui juſtitiâ ſicut veſtimente
veſtitur, ſe undiꝙ́ bono opere protegit, & nullam partem actionis
ſuæ peccato nudam relinquit. Nam qui in alijs actionibus juſtus
eſt, in aliis injuſtus, quaſi hoc latus cooperit, illud nudavit: Neꝙ́
jam bona ſunt opera, quæ ſubortis aliis pravis operibus inquinan-
tur.)

Wir ſchreiten fort zur betrachtung der Anderen guten ei-
genſchafft/ umb welcher willen Job/ als ein beſonderer Loͤblicher
Richter/ zu preiſen iſt/ nemlich wegen ſeiner

II. Weißheit.

Das einem Regenten allerdings noͤthig
ſey die Weißheit/ iſt an ſich ſelbſt klar und offenbar. Darumb
auch der Junge Koͤnig Salomo/ da er ins Regiment trat/ und
Gott der Herr jhm frey ſtellte/ zu bitten/ was er jhm geben
ſollte/ nicht umb langes leben bat/ noch umb Reichthumb/ noch
umb ſeiner Feinde Seele/ ſondern umb Verſtand/ Gericht zu
hoͤren/ umb ein Weiſes und Verſtaͤndiges Hertz/
1. Buch der1 Buch der
Koͤn: 3. v.

Koͤnig: 3. So iſt auch ſolche Weißheit und Verſtand in Poli-
cey Weſen/ hoͤchſt nuͤtzlich/ alſo das wohl ein armer Weiſer
Mann durch ſeine Weißheit eine Stadt erretten kan/ und dero-
wegen Weißheit ja beſſer iſt/ denn Staͤrcke/ wie abermahls Sa-
lomo ſchleußt Predig: 9. Solche Weißheit hat ſich auch erei-Prediger
Salom: 9.
verß 15. 16

gnet bey dem Job/ wie er denn davon meldet in den Worten die
nun zu erklaͤren ordentlich folgen: Jch war des Blinden Au-
ge/ und des Lahmen Fuͤſſe.
Nach dem Ebreiſchen lautet es
von Wort zu Wort alſo: Jch war die Augen dem Blinden/ und
die Fuͤſſe dem Lahmen war Jch. (Enájim hajíthi laivvér ve-
raglájim lappisſéach aní.)
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[[31]/0031] der Gerechtigkeit/ als wie mit einem Kleide bekleidet wird/ der bedeckt ſich allenthalben mit guten Wercken/ und laͤſſet der Suͤnden kein Theil oder ſtuͤck ſeines thuns bloß. Denn wer in etlichen verrichtungen gerecht iſt/ in den andern ungerecht/ der bedeckt gleichſam dieſe ſtuͤcke/ hat aber jene entbloͤßet/ und ſind nun nicht mehr gute Wercke/ welche durch andere entſtan- dene boͤſe Wercke beflecket werden. (Qui juſtitiâ ſicut veſtimente veſtitur, ſe undiꝙ́ bono opere protegit, & nullam partem actionis ſuæ peccato nudam relinquit. Nam qui in alijs actionibus juſtus eſt, in aliis injuſtus, quaſi hoc latus cooperit, illud nudavit: Neꝙ́ jam bona ſunt opera, quæ ſubortis aliis pravis operibus inquinan- tur.) Wir ſchreiten fort zur betrachtung der Anderen guten ei- genſchafft/ umb welcher willen Job/ als ein beſonderer Loͤblicher Richter/ zu preiſen iſt/ nemlich wegen ſeiner II. Weißheit. Das einem Regenten allerdings noͤthig ſey die Weißheit/ iſt an ſich ſelbſt klar und offenbar. Darumb auch der Junge Koͤnig Salomo/ da er ins Regiment trat/ und Gott der Herr jhm frey ſtellte/ zu bitten/ was er jhm geben ſollte/ nicht umb langes leben bat/ noch umb Reichthumb/ noch umb ſeiner Feinde Seele/ ſondern umb Verſtand/ Gericht zu hoͤren/ umb ein Weiſes und Verſtaͤndiges Hertz/ 1. Buch der Koͤnig: 3. So iſt auch ſolche Weißheit und Verſtand in Poli- cey Weſen/ hoͤchſt nuͤtzlich/ alſo das wohl ein armer Weiſer Mann durch ſeine Weißheit eine Stadt erretten kan/ und dero- wegen Weißheit ja beſſer iſt/ denn Staͤrcke/ wie abermahls Sa- lomo ſchleußt Predig: 9. Solche Weißheit hat ſich auch erei- gnet bey dem Job/ wie er denn davon meldet in den Worten die nun zu erklaͤren ordentlich folgen: Jch war des Blinden Au- ge/ und des Lahmen Fuͤſſe. Nach dem Ebreiſchen lautet es von Wort zu Wort alſo: Jch war die Augen dem Blinden/ und die Fuͤſſe dem Lahmen war Jch. (Enájim hajíthi laivvér ve- raglájim lappisſéach aní.) Zeiget alſo an/ das er die Re- giments- 1 Buch der Koͤn: 3. v. Prediger Salom: 9. verß 15. 16

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Zitationshilfe: Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647, S. [31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/537788/31>, abgerufen am 28.03.2024.