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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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PERSONALIEN.

ES ist eine bekannte Sache, daß der heutige 21 Tag des Monats
April in sehr vielen, wo nicht den meisten Calendern, den
Nahmen Fortunatus führet, und also ein beglückter Tag
heisset. Woher diese Benennung entstanden sey, wollen wir
anietzo nicht untersuchen. Wir sagen nur so viel, daß er die-
sen Nahmen insonderheit als der Begräbniß-Tag unserer Wohlseligen,
zu deren letzten Ehren wir allhier erschienen sind, mit gutem Rechte behau-
pten könne, ja daß, ausser demselben, auch Jhr Sterbe-Tag und noch
viel andere in Jhrem wohlgeführten Leben vorkommende Tage, den Nah-
men der glückseligen Tage, mit eben diesem, wo nicht mit noch besserem
Rechte, verdienen.

Zwar wissen wir, als erleuchtete Christen, aus dem geoffenbahrten
Worte GOttes, daß, nach der innerlichen und natürlichen Beschaffenheit,
ein Tag so gut als der andere ser, weil sie alle von dem grossen GOTT
gleich gut erschaffen worden, weßwegen diejenigen eines Aberglaubens zu
beschuldigen seyn würden, welche sich als Tage-Wähler, nach alter Egy-
ptischer Art, einen Tag vor dem andern glücklich oder unglücklich einbilden
wolten: Nichts desto weniger können wir in Ansehung der äusserlichen Zu-
fälle, und nach Beschaffenheit der Dinge, welche darinnen vorgehen,
diejenigen Tage vor andern glückliche Tage nennen, an welchen uns was
gutes nnd fröliches begegnet, oder ein sonderbahres Glück wiederfähret.

Es sey aber ferne/ daß wir durch das Glück mit den Heyden eine blin-
de Göttin, und von derselben herrührenden plumpen und ohngefehr sich
begebenden Zufall, oder ein Stoisches Geschick aller Dinge, welches in
den menschlichen Begebenheiten die Herrschafft führe, andeuten wolten:
Vielmehr verstehen wir hierdurch die gnädige Vorsorge und weise Regie-
rung des allmächtigen Schöpffers und gütigsten Vaters im Himmel,
und nennen also denjen gen Tag einen recht glückseligen Tag, an wel-
chem uns der grosse GOTT Gutes und Barmhertzigkeit reichlich
wiederfahren lässet.

Und in diesem der Christlichen Religion gemässen Verstande können
wir mit Grund der Wahrheit sagen, daß unsere Wohlselige bey ih-

res
PERSONALIEN.

ES iſt eine bekannte Sache, daß der heutige 21 Tag des Monats
April in ſehr vielen, wo nicht den meiſten Calendern, den
Nahmen Fortunatus fuͤhret, und alſo ein begluͤckter Tag
heiſſet. Woher dieſe Benennung entſtanden ſey, wollen wir
anietzo nicht unterſuchen. Wir ſagen nur ſo viel, daß er die-
ſen Nahmen inſonderheit als der Begraͤbniß-Tag unſerer Wohlſeligen,
zu deren letzten Ehren wir allhier erſchienen ſind, mit gutem Rechte behau-
pten koͤnne, ja daß, auſſer demſelben, auch Jhr Sterbe-Tag und noch
viel andere in Jhrem wohlgefuͤhrten Leben vorkommende Tage, den Nah-
men der gluͤckſeligen Tage, mit eben dieſem, wo nicht mit noch beſſerem
Rechte, verdienen.

Zwar wiſſen wir, als erleuchtete Chriſten, aus dem geoffenbahrten
Worte GOttes, daß, nach der innerlichen und natuͤrlichen Beſchaffenheit,
ein Tag ſo gut als der andere ſer, weil ſie alle von dem groſſen GOTT
gleich gut erſchaffen worden, weßwegen diejenigen eines Aberglaubens zu
beſchuldigen ſeyn wuͤrden, welche ſich als Tage-Waͤhler, nach alter Egy-
ptiſcher Art, einen Tag vor dem andern gluͤcklich oder ungluͤcklich einbilden
wolten: Nichts deſto weniger koͤnnen wir in Anſehung der aͤuſſerlichen Zu-
faͤlle, und nach Beſchaffenheit der Dinge, welche darinnen vorgehen,
diejenigen Tage vor andern gluͤckliche Tage nennen, an welchen uns was
gutes nnd froͤliches begegnet, oder ein ſonderbahres Gluͤck wiederfaͤhret.

Es ſey aber ferne/ daß wir durch das Gluͤck mit den Heyden eine blin-
de Goͤttin, und von derſelben herruͤhrenden plumpen und ohngefehr ſich
begebenden Zufall, oder ein Stoiſches Geſchick aller Dinge, welches in
den menſchlichen Begebenheiten die Herrſchafft fuͤhre, andeuten wolten:
Vielmehr verſtehen wir hierdurch die gnaͤdige Vorſorge und weiſe Regie-
rung des allmaͤchtigen Schoͤpffers und guͤtigſten Vaters im Himmel,
und nennen alſo denjen gen Tag einen recht gluͤckſeligen Tag, an wel-
chem uns der groſſe GOTT Gutes und Barmhertzigkeit reichlich
wiederfahren laͤſſet.

Und in dieſem der Chriſtlichen Religion gemaͤſſen Verſtande koͤnnen
wir mit Grund der Wahrheit ſagen, daß unſere Wohlſelige bey ih-

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[15/0015] PERSONALIEN. ES iſt eine bekannte Sache, daß der heutige 21 Tag des Monats April in ſehr vielen, wo nicht den meiſten Calendern, den Nahmen Fortunatus fuͤhret, und alſo ein begluͤckter Tag heiſſet. Woher dieſe Benennung entſtanden ſey, wollen wir anietzo nicht unterſuchen. Wir ſagen nur ſo viel, daß er die- ſen Nahmen inſonderheit als der Begraͤbniß-Tag unſerer Wohlſeligen, zu deren letzten Ehren wir allhier erſchienen ſind, mit gutem Rechte behau- pten koͤnne, ja daß, auſſer demſelben, auch Jhr Sterbe-Tag und noch viel andere in Jhrem wohlgefuͤhrten Leben vorkommende Tage, den Nah- men der gluͤckſeligen Tage, mit eben dieſem, wo nicht mit noch beſſerem Rechte, verdienen. Zwar wiſſen wir, als erleuchtete Chriſten, aus dem geoffenbahrten Worte GOttes, daß, nach der innerlichen und natuͤrlichen Beſchaffenheit, ein Tag ſo gut als der andere ſer, weil ſie alle von dem groſſen GOTT gleich gut erſchaffen worden, weßwegen diejenigen eines Aberglaubens zu beſchuldigen ſeyn wuͤrden, welche ſich als Tage-Waͤhler, nach alter Egy- ptiſcher Art, einen Tag vor dem andern gluͤcklich oder ungluͤcklich einbilden wolten: Nichts deſto weniger koͤnnen wir in Anſehung der aͤuſſerlichen Zu- faͤlle, und nach Beſchaffenheit der Dinge, welche darinnen vorgehen, diejenigen Tage vor andern gluͤckliche Tage nennen, an welchen uns was gutes nnd froͤliches begegnet, oder ein ſonderbahres Gluͤck wiederfaͤhret. Es ſey aber ferne/ daß wir durch das Gluͤck mit den Heyden eine blin- de Goͤttin, und von derſelben herruͤhrenden plumpen und ohngefehr ſich begebenden Zufall, oder ein Stoiſches Geſchick aller Dinge, welches in den menſchlichen Begebenheiten die Herrſchafft fuͤhre, andeuten wolten: Vielmehr verſtehen wir hierdurch die gnaͤdige Vorſorge und weiſe Regie- rung des allmaͤchtigen Schoͤpffers und guͤtigſten Vaters im Himmel, und nennen alſo denjen gen Tag einen recht gluͤckſeligen Tag, an wel- chem uns der groſſe GOTT Gutes und Barmhertzigkeit reichlich wiederfahren laͤſſet. Und in dieſem der Chriſtlichen Religion gemaͤſſen Verſtande koͤnnen wir mit Grund der Wahrheit ſagen, daß unſere Wohlſelige bey ih- res

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/15>, abgerufen am 19.04.2024.