Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierzehntes Kapitel.
Im Grunewald.

"Sie waren zu eilig."

"Ich lasse nie auf mich warten," entgegnete der
Legationsrath dem noch sehr jungen Manne, welcher
diese Frage that, und dessen Aeußeres unverkennbar
den Franzosen verrieth; wir setzen hinzu: auch den
Diplomaten, wenn gleich die Diplomatie jener Zeit
noch nicht ganz wieder die Parure der untergegan¬
genen angenommen hatte, und die moderne noch nicht
erfunden war.

Der junge Franzos stand unter einem Baum.
Zwei Paar Pistolen lagen auf einem über dem Erd¬
reich ausgebreiteten Mantel, daneben eine Pulverbüchse,
ein Kugelbeutel und was sonst zu den Vorbereitungen
eines Geschäfts gehört, welches unzweifelhaft am Aus¬
gange des Kiefernwaldes im Werke war. Die Pi¬
stolen waren noch nicht geladen; der junge Mann
prüfte, den Hahn abdrückend, die Schärfe der Feuer¬
steine. Sie schlugen helle Funken, Alles war im
guten Stande.

Vierzehntes Kapitel.
Im Grunewald.

„Sie waren zu eilig.“

„Ich laſſe nie auf mich warten,“ entgegnete der
Legationsrath dem noch ſehr jungen Manne, welcher
dieſe Frage that, und deſſen Aeußeres unverkennbar
den Franzoſen verrieth; wir ſetzen hinzu: auch den
Diplomaten, wenn gleich die Diplomatie jener Zeit
noch nicht ganz wieder die Parure der untergegan¬
genen angenommen hatte, und die moderne noch nicht
erfunden war.

Der junge Franzos ſtand unter einem Baum.
Zwei Paar Piſtolen lagen auf einem über dem Erd¬
reich ausgebreiteten Mantel, daneben eine Pulverbüchſe,
ein Kugelbeutel und was ſonſt zu den Vorbereitungen
eines Geſchäfts gehört, welches unzweifelhaft am Aus¬
gange des Kiefernwaldes im Werke war. Die Pi¬
ſtolen waren noch nicht geladen; der junge Mann
prüfte, den Hahn abdrückend, die Schärfe der Feuer¬
ſteine. Sie ſchlugen helle Funken, Alles war im
guten Stande.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0262" n="[252]"/>
      <div n="1">
        <head>Vierzehntes Kapitel.<lb/><hi rendition="#b #g">Im Grunewald.</hi><lb/></head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>&#x201E;Sie waren zu eilig.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich la&#x017F;&#x017F;e nie auf mich warten,&#x201C; entgegnete der<lb/>
Legationsrath dem noch &#x017F;ehr jungen Manne, welcher<lb/>
die&#x017F;e Frage that, und de&#x017F;&#x017F;en Aeußeres unverkennbar<lb/>
den Franzo&#x017F;en verrieth; wir &#x017F;etzen hinzu: auch den<lb/>
Diplomaten, wenn gleich die Diplomatie jener Zeit<lb/>
noch nicht ganz wieder die Parure der untergegan¬<lb/>
genen angenommen hatte, und die moderne noch nicht<lb/>
erfunden war.</p><lb/>
        <p>Der junge Franzos &#x017F;tand unter einem Baum.<lb/>
Zwei Paar Pi&#x017F;tolen lagen auf einem über dem Erd¬<lb/>
reich ausgebreiteten Mantel, daneben eine Pulverbüch&#x017F;e,<lb/>
ein Kugelbeutel und was &#x017F;on&#x017F;t zu den Vorbereitungen<lb/>
eines Ge&#x017F;chäfts gehört, welches unzweifelhaft am Aus¬<lb/>
gange des Kiefernwaldes im Werke war. Die Pi¬<lb/>
&#x017F;tolen waren noch nicht geladen; der junge Mann<lb/>
prüfte, den Hahn abdrückend, die Schärfe der Feuer¬<lb/>
&#x017F;teine. Sie &#x017F;chlugen helle Funken, Alles war im<lb/>
guten Stande.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[252]/0262] Vierzehntes Kapitel. Im Grunewald. „Sie waren zu eilig.“ „Ich laſſe nie auf mich warten,“ entgegnete der Legationsrath dem noch ſehr jungen Manne, welcher dieſe Frage that, und deſſen Aeußeres unverkennbar den Franzoſen verrieth; wir ſetzen hinzu: auch den Diplomaten, wenn gleich die Diplomatie jener Zeit noch nicht ganz wieder die Parure der untergegan¬ genen angenommen hatte, und die moderne noch nicht erfunden war. Der junge Franzos ſtand unter einem Baum. Zwei Paar Piſtolen lagen auf einem über dem Erd¬ reich ausgebreiteten Mantel, daneben eine Pulverbüchſe, ein Kugelbeutel und was ſonſt zu den Vorbereitungen eines Geſchäfts gehört, welches unzweifelhaft am Aus¬ gange des Kiefernwaldes im Werke war. Die Pi¬ ſtolen waren noch nicht geladen; der junge Mann prüfte, den Hahn abdrückend, die Schärfe der Feuer¬ ſteine. Sie ſchlugen helle Funken, Alles war im guten Stande.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/262
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. [252]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/262>, abgerufen am 28.03.2024.