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Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Bernhard Abeken wurde am 27. März 1826 in Braunschweig geboren, studirte in den Jahren 1845 -- 1819 in Heidelberg, Bonn und Berlin die Rechte, wurde 1850 Auditor, 1856 Advocat in seiner Vaterstadt, gab aber die Advocatur nach einigen Jahren wieder auf, um sich belletristischen und journalistischen Arbeiten zuzuwenden. Im Januar 1874 wurde er als Abgeordneter für den zweiten Wahlkreis des Herzogthums Braunschweig in den Reichstag gewählt, in welchem er sich der national-liberalen Partei anschloß.

Die Novelle, die wir hier mittheilen, entstand in Folge einer Preisausschreibung von Seiten der Redaktion der Westermann'schen illustrirten Monatshefte. Sie ist ungekrönt geblieben, vielleicht gerade wegen der Vorzüge, die sie uns der Aufnahme in den Novellenschatz würdig erscheinen ließen: Jener feinen Schlichtheit und Klarheit des Tones, die fast an eine frühere Epoche, an die Stilfarbe Rumohr's und Geistesverwandter erinnert. Hierzu kommt der überaus glücklich durchgeführte bescheidene Humor, der schon in der Fassung der Aufgabe hervortritt. Eine Reihe bedeutsamer Abenteuer aus kriegerisch bewegter Zeit werden von einem Manne des Friedens erzählt, der seine eigene Aengstlichkeit, seinen Mangel an physischem Muth treuherzig eingesteht, und dennoch unseren Antheil zu gewinnen weiß, da er in den entscheidenden Augenblicken das Herz immer auf dem rechten Flecke hat. Auch die Charakteristik der übrigen Personen und die Führung der Handlung zeigen eine so sichere Hand, daß man in dem Pseudonymus "Ernst Andolt" mit gutem Recht einen gereiften Novellisten vermuthen durfte. Um so überraschender war die Entdeckung, daß die Novelle eine Erstlingsarbeit eines in ganz anderem Berufe thätigen Dilettanten sei, und zwar zugleich die

Bernhard Abeken wurde am 27. März 1826 in Braunschweig geboren, studirte in den Jahren 1845 — 1819 in Heidelberg, Bonn und Berlin die Rechte, wurde 1850 Auditor, 1856 Advocat in seiner Vaterstadt, gab aber die Advocatur nach einigen Jahren wieder auf, um sich belletristischen und journalistischen Arbeiten zuzuwenden. Im Januar 1874 wurde er als Abgeordneter für den zweiten Wahlkreis des Herzogthums Braunschweig in den Reichstag gewählt, in welchem er sich der national-liberalen Partei anschloß.

Die Novelle, die wir hier mittheilen, entstand in Folge einer Preisausschreibung von Seiten der Redaktion der Westermann'schen illustrirten Monatshefte. Sie ist ungekrönt geblieben, vielleicht gerade wegen der Vorzüge, die sie uns der Aufnahme in den Novellenschatz würdig erscheinen ließen: Jener feinen Schlichtheit und Klarheit des Tones, die fast an eine frühere Epoche, an die Stilfarbe Rumohr's und Geistesverwandter erinnert. Hierzu kommt der überaus glücklich durchgeführte bescheidene Humor, der schon in der Fassung der Aufgabe hervortritt. Eine Reihe bedeutsamer Abenteuer aus kriegerisch bewegter Zeit werden von einem Manne des Friedens erzählt, der seine eigene Aengstlichkeit, seinen Mangel an physischem Muth treuherzig eingesteht, und dennoch unseren Antheil zu gewinnen weiß, da er in den entscheidenden Augenblicken das Herz immer auf dem rechten Flecke hat. Auch die Charakteristik der übrigen Personen und die Führung der Handlung zeigen eine so sichere Hand, daß man in dem Pseudonymus „Ernst Andolt“ mit gutem Recht einen gereiften Novellisten vermuthen durfte. Um so überraschender war die Entdeckung, daß die Novelle eine Erstlingsarbeit eines in ganz anderem Berufe thätigen Dilettanten sei, und zwar zugleich die

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Zitationshilfe: Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andolt_nacht_1910/5>, abgerufen am 29.03.2024.