Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

Schöne Regeln
vberwinden vnd versöhnen. Denn mit
Rachgier/ Zorn vnd Wiederschelten ge-
Sieg[:]ste-
het im Lei
den.
winnet man keinen Feind/ aus Vrsach:
In virtute est victoria, non in vitio,
In der Tugend ist der Sieg/ nicht in
dem Laster. Zorn/ Rachgier vnd Wie-
derschelten ist Sünde vnd Laster/ vnnd
dadurch wird mann nicht vberwinden/
sondern mit Tugend. Gleich wie kein
Teuffel denn andern austreibet: So
wird auch kein Laster das ander vertrei-
ben/ vnd kein Rachgier vnnd Schelten
Schön
Gleichnis.
deinen Lästerer vberwinden/ sondern
jmmer ärger machen. Wenn einer einen
Menschen sehe/ der vol Schweren were/
vnd voll böser Blattern/ vnnd er wolte
denselben mit Fäusten schlagen/ würde
er jhn auch heilen? Mit nichten: Also
ist ein böser gifftiger Mensch voller
Schweren/ darumb muß man jhn mit
Gelindigkeit heilen. Sehet was Gott
der Herr selbst für eine Art hat vns
zu vberwinden. Vberwindet er nicht
vnser Bosheit mit Gütigkeit/ vnsern
Zorn mit Liebe? Locket vns nicht seine

Gütig-

Schoͤne Regeln
vberwinden vnd verſoͤhnen. Denn mit
Rachgier/ Zorn vñ Wiederſchelten ge-
Sieg[:]ſte-
het im Lei
den.
winnet man keinen Feind/ aus Vrſach:
In virtute eſt victoria, non in vitio,
In der Tugend iſt der Sieg/ nicht in
dem Laſter. Zorn/ Rachgier vnd Wie-
derſchelten iſt Suͤnde vnd Laſter/ vnnd
dadurch wird mann nicht vberwinden/
ſondern mit Tugend. Gleich wie kein
Teuffel denn andern austreibet: So
wird auch kein Laſter das ander vertrei-
ben/ vnd kein Rachgier vnnd Schelten
Schoͤn
Gleichnis.
deinen Laͤſterer vberwinden/ ſondern
jmmer aͤrger machen. Wenn einer einẽ
Menſchen ſehe/ der vol Schwerẽ were/
vnd voll boͤſer Blattern/ vnnd er wolte
denſelben mit Faͤuſten ſchlagen/ wuͤrde
er jhn auch heilen? Mit nichten: Alſo
iſt ein boͤſer gifftiger Menſch voller
Schweren/ darumb muß man jhn mit
Gelindigkeit heilen. Sehet was Gott
der Herr ſelbſt fuͤr eine Art hat vns
zu vberwinden. Vberwindet er nicht
vnſer Bosheit mit Guͤtigkeit/ vnſern
Zorn mit Liebe? Locket vns nicht ſeine

Guͤtig-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0472" n="440"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Scho&#x0364;ne Regeln</hi></fw><lb/>
vberwinden vnd ver&#x017F;o&#x0364;hnen. Denn mit<lb/>
Rachgier/ Zorn vn&#x0303; Wieder&#x017F;chelten ge-<lb/><note place="left">Sieg<supplied>:</supplied>&#x017F;te-<lb/>
het im Lei<lb/>
den.</note>winnet man keinen Feind/ aus Vr&#x017F;ach:<lb/><hi rendition="#aq">In virtute e&#x017F;t victoria, non in vitio,</hi><lb/>
In der Tugend i&#x017F;t der Sieg/ nicht in<lb/>
dem La&#x017F;ter. Zorn/ Rachgier vnd Wie-<lb/>
der&#x017F;chelten i&#x017F;t Su&#x0364;nde vnd La&#x017F;ter/ vnnd<lb/>
dadurch wird mann nicht vberwinden/<lb/>
&#x017F;ondern mit Tugend. Gleich wie kein<lb/>
Teuffel denn andern austreibet: So<lb/>
wird auch kein La&#x017F;ter das ander vertrei-<lb/>
ben/ vnd kein Rachgier vnnd Schelten<lb/><note place="left">Scho&#x0364;n<lb/>
Gleichnis.</note>deinen La&#x0364;&#x017F;terer vberwinden/ &#x017F;ondern<lb/>
jmmer a&#x0364;rger machen. Wenn einer eine&#x0303;<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;ehe/ der vol Schwere&#x0303; were/<lb/>
vnd voll bo&#x0364;&#x017F;er Blattern/ vnnd er wolte<lb/>
den&#x017F;elben mit Fa&#x0364;u&#x017F;ten &#x017F;chlagen/ wu&#x0364;rde<lb/>
er jhn auch heilen? Mit nichten: Al&#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t ein bo&#x0364;&#x017F;er gifftiger Men&#x017F;ch voller<lb/>
Schweren/ darumb muß man jhn mit<lb/>
Gelindigkeit heilen. Sehet was Gott<lb/>
der <hi rendition="#k">Herr</hi> &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r eine Art hat vns<lb/>
zu vberwinden. Vberwindet er nicht<lb/>
vn&#x017F;er Bosheit mit Gu&#x0364;tigkeit/ vn&#x017F;ern<lb/>
Zorn mit Liebe? Locket vns nicht &#x017F;eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Gu&#x0364;tig-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[440/0472] Schoͤne Regeln vberwinden vnd verſoͤhnen. Denn mit Rachgier/ Zorn vñ Wiederſchelten ge- winnet man keinen Feind/ aus Vrſach: In virtute eſt victoria, non in vitio, In der Tugend iſt der Sieg/ nicht in dem Laſter. Zorn/ Rachgier vnd Wie- derſchelten iſt Suͤnde vnd Laſter/ vnnd dadurch wird mann nicht vberwinden/ ſondern mit Tugend. Gleich wie kein Teuffel denn andern austreibet: So wird auch kein Laſter das ander vertrei- ben/ vnd kein Rachgier vnnd Schelten deinen Laͤſterer vberwinden/ ſondern jmmer aͤrger machen. Wenn einer einẽ Menſchen ſehe/ der vol Schwerẽ were/ vnd voll boͤſer Blattern/ vnnd er wolte denſelben mit Faͤuſten ſchlagen/ wuͤrde er jhn auch heilen? Mit nichten: Alſo iſt ein boͤſer gifftiger Menſch voller Schweren/ darumb muß man jhn mit Gelindigkeit heilen. Sehet was Gott der Herr ſelbſt fuͤr eine Art hat vns zu vberwinden. Vberwindet er nicht vnſer Bosheit mit Guͤtigkeit/ vnſern Zorn mit Liebe? Locket vns nicht ſeine Guͤtig- Sieg:ſte- het im Lei den. Schoͤn Gleichnis.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Urausgabe" des ersten Teils von Johann Arndt… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/472
Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/472>, abgerufen am 19.04.2024.