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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Schöne Regeln
Elend gehalten/ vnd dadurch vns von
vnserm Elend erlöset? Darumb S.
Paulus spricht: Einer trage das an-
dern Last/ so werdet Ihr das Gesetz
Christi erfüllen/ Gal. 6.

XII.

Von der Liebe vnd von dem Haß
des Nechsten/ soltu diesen Vnterscheid
mercken: Daß du zwar die Sünde vnd
Hasse die
Laster/ die
Person be
weine.
Laster in dem Menschen hassen solt/ als
ein Werck des Teuffels/ aber den Men-
schen an jm selbst soltu nicht hassen/ son-
dern dich vber jn erbarmen/ darumb dz
Vmb der
Sünde
willen kein
Menschzu
hassen/ son
dern zu be
klagen.
solche Laster in jm wohnen/ vnd GOTt
für jhn bitten/ wie der Herr Christug
am Creutz für die Vbeltheter gebeten
hat. Auch soltu wissen/ dz kein Mensch
Gott wolgefallen kan/ der seinen Nech-
sten an jhm selbst hasset. Denn Gottes
wollgefalle ist/ das allen Menschen ge-
holffen werde. Wenn du nu eines Men-
schen Verderben suchest/ das ist wider
GOtt/ vnd wider GOTtes wolgefal-
len. Darumb kan kein Mensch GOtt

wol-

Schoͤne Regeln
Elend gehalten/ vnd dadurch vns von
vnſerm Elend erloͤſet? Darumb S.
Paulus ſpricht: Einer trage das an-
dern Laſt/ ſo werdet Ihr das Geſetz
Chriſti erfuͤllen/ Gal. 6.

XII.

Von der Liebe vnd von dem Haß
des Nechſten/ ſoltu dieſen Vnterſcheid
mercken: Daß du zwar die Suͤnde vnd
Haſſe die
Laſter/ die
Perſon be
weine.
Laſter in dem Menſchen haſſen ſolt/ als
ein Werck des Teuffels/ aber den Men-
ſchen an jm ſelbſt ſoltu nicht haſſẽ/ ſon-
dern dich vber jn erbarmen/ darumb dz
Vmb der
Suͤnde
willẽ kein
Menſchzu
haſſen/ ſon
dern zu be
klagen.
ſolche Laſter in jm wohnẽ/ vnd GOTt
fuͤr jhn bitten/ wie der Herr Chriſtug
am Creutz fuͤr die Vbeltheter gebeten
hat. Auch ſoltu wiſſen/ dz kein Menſch
Gott wolgefallen kan/ der ſeinen Nech-
ſten an jhm ſelbſt haſſet. Denn Gottes
wollgefalle iſt/ das allen Menſchen ge-
holffen werde. Wenn du nu eines Men-
ſchen Verderben ſucheſt/ das iſt wider
GOtt/ vnd wider GOTtes wolgefal-
len. Darumb kan kein Menſch GOtt

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[442/0474] Schoͤne Regeln Elend gehalten/ vnd dadurch vns von vnſerm Elend erloͤſet? Darumb S. Paulus ſpricht: Einer trage das an- dern Laſt/ ſo werdet Ihr das Geſetz Chriſti erfuͤllen/ Gal. 6. XII. Von der Liebe vnd von dem Haß des Nechſten/ ſoltu dieſen Vnterſcheid mercken: Daß du zwar die Suͤnde vnd Laſter in dem Menſchen haſſen ſolt/ als ein Werck des Teuffels/ aber den Men- ſchen an jm ſelbſt ſoltu nicht haſſẽ/ ſon- dern dich vber jn erbarmen/ darumb dz ſolche Laſter in jm wohnẽ/ vnd GOTt fuͤr jhn bitten/ wie der Herr Chriſtug am Creutz fuͤr die Vbeltheter gebeten hat. Auch ſoltu wiſſen/ dz kein Menſch Gott wolgefallen kan/ der ſeinen Nech- ſten an jhm ſelbſt haſſet. Denn Gottes wollgefalle iſt/ das allen Menſchen ge- holffen werde. Wenn du nu eines Men- ſchen Verderben ſucheſt/ das iſt wider GOtt/ vnd wider GOTtes wolgefal- len. Darumb kan kein Menſch GOtt wol- Haſſe die Laſter/ die Perſon be weine. Vmb der Suͤnde willẽ kein Menſchzu haſſen/ ſon dern zu be klagen.

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/474>, abgerufen am 29.03.2024.