Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Lied vom Landgrafen.

(Lebensbeschreibung Sebastian Schärtlins. Frankfurt, 1777. Beylagen
S. 34.)

Zu singen will ich fangen an,
Zum Lob der Kayserlichen Kron,
Dem Landgrafen zu Leide,
Wie es ihm dann ergangen ist
Vor Ingolstadt, in kurzer Frist,
Das machte uns viel Freude.
An einem schönen Morgen fruh,
Der Landgraf rückte schnell herzu,
Sein Lager thät er schlagen
In weitem Feld vor Ingolstadt,
Er meint der Römisch Kaiser drat
Würd ihn von Stund an fliehen.
Zu morgen hub er zu schiessen an
Wol über die Kaiserlichen Kron,
Mit Kartaunen und Schlangen,
Das trieb er wohl drey ganze Tag,
Die weil er dann vor Ingolstadt lag,
Der Schimpf der wolt sich machen.
So will ich auch nicht grausen schon!
Da sprach die Kaiserliche Kron,
Meins Unglücks muß ich lachen;
Schieß her, schieß her, lieber Landgraf,
Mein Glück das steht in Gotteskraft,
Erst wolln wir tapfer fechten.

Das Lied vom Landgrafen.

(Lebensbeſchreibung Sebaſtian Schaͤrtlins. Frankfurt, 1777. Beylagen
S. 34.)

Zu ſingen will ich fangen an,
Zum Lob der Kayſerlichen Kron,
Dem Landgrafen zu Leide,
Wie es ihm dann ergangen iſt
Vor Ingolſtadt, in kurzer Friſt,
Das machte uns viel Freude.
An einem ſchoͤnen Morgen fruh,
Der Landgraf ruͤckte ſchnell herzu,
Sein Lager thaͤt er ſchlagen
In weitem Feld vor Ingolſtadt,
Er meint der Roͤmiſch Kaiſer drat
Wuͤrd ihn von Stund an fliehen.
Zu morgen hub er zu ſchieſſen an
Wol uͤber die Kaiſerlichen Kron,
Mit Kartaunen und Schlangen,
Das trieb er wohl drey ganze Tag,
Die weil er dann vor Ingolſtadt lag,
Der Schimpf der wolt ſich machen.
So will ich auch nicht grauſen ſchon!
Da ſprach die Kaiſerliche Kron,
Meins Ungluͤcks muß ich lachen;
Schieß her, ſchieß her, lieber Landgraf,
Mein Gluͤck das ſteht in Gotteskraft,
Erſt wolln wir tapfer fechten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0128" n="116"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Das Lied vom Landgrafen</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Lebensbe&#x017F;chreibung Seba&#x017F;tian Scha&#x0364;rtlins. Frankfurt, 1777. Beylagen<lb/>
S. 34.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">Z</hi>u &#x017F;ingen will ich fangen an,</l><lb/>
              <l>Zum Lob der Kay&#x017F;erlichen Kron,</l><lb/>
              <l>Dem Landgrafen zu Leide,</l><lb/>
              <l>Wie es ihm dann ergangen i&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Vor Ingol&#x017F;tadt, in kurzer Fri&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Das machte uns viel Freude.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>An einem &#x017F;cho&#x0364;nen Morgen fruh,</l><lb/>
              <l>Der Landgraf ru&#x0364;ckte &#x017F;chnell herzu,</l><lb/>
              <l>Sein Lager tha&#x0364;t er &#x017F;chlagen</l><lb/>
              <l>In weitem Feld vor Ingol&#x017F;tadt,</l><lb/>
              <l>Er meint der Ro&#x0364;mi&#x017F;ch Kai&#x017F;er drat</l><lb/>
              <l>Wu&#x0364;rd ihn von Stund an fliehen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Zu morgen hub er zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en an</l><lb/>
              <l>Wol u&#x0364;ber die Kai&#x017F;erlichen Kron,</l><lb/>
              <l>Mit Kartaunen und Schlangen,</l><lb/>
              <l>Das trieb er wohl drey ganze Tag,</l><lb/>
              <l>Die weil er dann vor Ingol&#x017F;tadt lag,</l><lb/>
              <l>Der Schimpf der wolt &#x017F;ich machen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>So will ich auch nicht grau&#x017F;en &#x017F;chon!</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;prach die Kai&#x017F;erliche Kron,</l><lb/>
              <l>Meins Unglu&#x0364;cks muß ich lachen;</l><lb/>
              <l>Schieß her, &#x017F;chieß her, lieber Landgraf,</l><lb/>
              <l>Mein Glu&#x0364;ck das &#x017F;teht in Gotteskraft,</l><lb/>
              <l>Er&#x017F;t wolln wir tapfer fechten.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0128] Das Lied vom Landgrafen. (Lebensbeſchreibung Sebaſtian Schaͤrtlins. Frankfurt, 1777. Beylagen S. 34.) Zu ſingen will ich fangen an, Zum Lob der Kayſerlichen Kron, Dem Landgrafen zu Leide, Wie es ihm dann ergangen iſt Vor Ingolſtadt, in kurzer Friſt, Das machte uns viel Freude. An einem ſchoͤnen Morgen fruh, Der Landgraf ruͤckte ſchnell herzu, Sein Lager thaͤt er ſchlagen In weitem Feld vor Ingolſtadt, Er meint der Roͤmiſch Kaiſer drat Wuͤrd ihn von Stund an fliehen. Zu morgen hub er zu ſchieſſen an Wol uͤber die Kaiſerlichen Kron, Mit Kartaunen und Schlangen, Das trieb er wohl drey ganze Tag, Die weil er dann vor Ingolſtadt lag, Der Schimpf der wolt ſich machen. So will ich auch nicht grauſen ſchon! Da ſprach die Kaiſerliche Kron, Meins Ungluͤcks muß ich lachen; Schieß her, ſchieß her, lieber Landgraf, Mein Gluͤck das ſteht in Gotteskraft, Erſt wolln wir tapfer fechten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/128
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/128>, abgerufen am 28.03.2024.