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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Er legt uns ein gewaltigen Haufen ins Feld,
Es soll kein Lanzknecht trauren um Geld,
Er will uns ehrlich lohnen
Mit Stüwern und Sonnenkronen.

Der Herzog aus Burgunde,
Derselbig treulose Mann,
Wollt uns den edlen Franzosen
Schändlich verrathen han,
Das schaffet Gott durch seine Güt,
Gott woll uns den edlen König behüt,
Er ist ein edler Herre,
Wir dienen ihm allzeit gerne.
Beym Bauren muß ich dreschen
Und essen saure Milch,
Beym König trag ich volle Fleschen,
Beym Bauren ein groben Zwilch,
Beym König tret ich ganz tapfer ins Feld,
Zieh daher als ein freyer Held,
Zerhauen und zerschnitten,
Nach adelichen Sitten.
Es soll kein Lanzknecht garten
Vor eines Bauren Haus,
Denn er muß rotten und harken,
Daß ihm der Schweiß bricht aus,
Dazu das Mark in seim Gebein;
Viel lieber diene ich dem König allein,
Denn einem reichen Bauren,
Er giebt uns das Geld mit Trauren.

Er legt uns ein gewaltigen Haufen ins Feld,
Es ſoll kein Lanzknecht trauren um Geld,
Er will uns ehrlich lohnen
Mit Stuͤwern und Sonnenkronen.

Der Herzog aus Burgunde,
Derſelbig treuloſe Mann,
Wollt uns den edlen Franzoſen
Schaͤndlich verrathen han,
Das ſchaffet Gott durch ſeine Guͤt,
Gott woll uns den edlen Koͤnig behuͤt,
Er iſt ein edler Herre,
Wir dienen ihm allzeit gerne.
Beym Bauren muß ich dreſchen
Und eſſen ſaure Milch,
Beym Koͤnig trag ich volle Fleſchen,
Beym Bauren ein groben Zwilch,
Beym Koͤnig tret ich ganz tapfer ins Feld,
Zieh daher als ein freyer Held,
Zerhauen und zerſchnitten,
Nach adelichen Sitten.
Es ſoll kein Lanzknecht garten
Vor eines Bauren Haus,
Denn er muß rotten und harken,
Daß ihm der Schweiß bricht aus,
Dazu das Mark in ſeim Gebein;
Viel lieber diene ich dem Koͤnig allein,
Denn einem reichen Bauren,
Er giebt uns das Geld mit Trauren.

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[150/0162] Er legt uns ein gewaltigen Haufen ins Feld, Es ſoll kein Lanzknecht trauren um Geld, Er will uns ehrlich lohnen Mit Stuͤwern und Sonnenkronen. Der Herzog aus Burgunde, Derſelbig treuloſe Mann, Wollt uns den edlen Franzoſen Schaͤndlich verrathen han, Das ſchaffet Gott durch ſeine Guͤt, Gott woll uns den edlen Koͤnig behuͤt, Er iſt ein edler Herre, Wir dienen ihm allzeit gerne. Beym Bauren muß ich dreſchen Und eſſen ſaure Milch, Beym Koͤnig trag ich volle Fleſchen, Beym Bauren ein groben Zwilch, Beym Koͤnig tret ich ganz tapfer ins Feld, Zieh daher als ein freyer Held, Zerhauen und zerſchnitten, Nach adelichen Sitten. Es ſoll kein Lanzknecht garten Vor eines Bauren Haus, Denn er muß rotten und harken, Daß ihm der Schweiß bricht aus, Dazu das Mark in ſeim Gebein; Viel lieber diene ich dem Koͤnig allein, Denn einem reichen Bauren, Er giebt uns das Geld mit Trauren.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/162>, abgerufen am 28.03.2024.