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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Frau Gräfin, was jagt ihr so früh schon hinaus?
O reitet mit eurem fein Liebchen nach Haus,
Der Pfalzgraf kommt selber gleich zu euch hinab,
Sie tragen ihn morgen hinunter ins Grab:
Es hat ihn eine Kugel so tödtlich verwundt,
Da starb er sogleich in der nämlichen Stund,
Da schickt er dem Fräulein ein Ringelein fein,
Soll seiner beim Scheiden noch eingedenk sein.
Hat dich o Pfalzgraf, die Kugel getroffen,
Wär ich viel lleber im Neckar ersoffen;
Trägt man den Liebsten zum Kirchhof herein,
Steig ich wohl mit ihm ins Brautbett hinein.
Will reichen ihm meinen jungfräulichen Kranz,
Will sterben und scheiden von Güter und Glanz;
Lieb Mutter, sez du mir den Kranz in das Haar,
Auf daß ich schön ruhen kann auf der Bahr.
Steck mir an den Finger das Ringlein fein,
Es mit mir soll liegen ins Grab hinein,
Ein schneeweisses Hemdelein zieh du mir an,
Auf daß ich kann schlafen bei meinem Mann.
Auf Töchterleins Grab sollst legen ein Stein,
Drauf sollen die Worte geschrieben seyn;
Hier ruhet der Pfalzgraf und seine Braut;
Da hat man den beiden das Brautbett gebaut.


Die Nachtwandler.
Konrad, der Degenfelder hat
Sein edles Fräulein in die Stadt
Frau Graͤfin, was jagt ihr ſo fruͤh ſchon hinaus?
O reitet mit eurem fein Liebchen nach Haus,
Der Pfalzgraf kommt ſelber gleich zu euch hinab,
Sie tragen ihn morgen hinunter ins Grab:
Es hat ihn eine Kugel ſo toͤdtlich verwundt,
Da ſtarb er ſogleich in der naͤmlichen Stund,
Da ſchickt er dem Fraͤulein ein Ringelein fein,
Soll ſeiner beim Scheiden noch eingedenk ſein.
Hat dich o Pfalzgraf, die Kugel getroffen,
Waͤr ich viel lleber im Neckar erſoffen;
Traͤgt man den Liebſten zum Kirchhof herein,
Steig ich wohl mit ihm ins Brautbett hinein.
Will reichen ihm meinen jungfraͤulichen Kranz,
Will ſterben und ſcheiden von Guͤter und Glanz;
Lieb Mutter, ſez du mir den Kranz in das Haar,
Auf daß ich ſchoͤn ruhen kann auf der Bahr.
Steck mir an den Finger das Ringlein fein,
Es mit mir ſoll liegen ins Grab hinein,
Ein ſchneeweiſſes Hemdelein zieh du mir an,
Auf daß ich kann ſchlafen bei meinem Mann.
Auf Toͤchterleins Grab ſollſt legen ein Stein,
Drauf ſollen die Worte geſchrieben ſeyn;
Hier ruhet der Pfalzgraf und ſeine Braut;
Da hat man den beiden das Brautbett gebaut.


Die Nachtwandler.
Konrad, der Degenfelder hat
Sein edles Fraͤulein in die Stadt
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[263/0275] Frau Graͤfin, was jagt ihr ſo fruͤh ſchon hinaus? O reitet mit eurem fein Liebchen nach Haus, Der Pfalzgraf kommt ſelber gleich zu euch hinab, Sie tragen ihn morgen hinunter ins Grab: Es hat ihn eine Kugel ſo toͤdtlich verwundt, Da ſtarb er ſogleich in der naͤmlichen Stund, Da ſchickt er dem Fraͤulein ein Ringelein fein, Soll ſeiner beim Scheiden noch eingedenk ſein. Hat dich o Pfalzgraf, die Kugel getroffen, Waͤr ich viel lleber im Neckar erſoffen; Traͤgt man den Liebſten zum Kirchhof herein, Steig ich wohl mit ihm ins Brautbett hinein. Will reichen ihm meinen jungfraͤulichen Kranz, Will ſterben und ſcheiden von Guͤter und Glanz; Lieb Mutter, ſez du mir den Kranz in das Haar, Auf daß ich ſchoͤn ruhen kann auf der Bahr. Steck mir an den Finger das Ringlein fein, Es mit mir ſoll liegen ins Grab hinein, Ein ſchneeweiſſes Hemdelein zieh du mir an, Auf daß ich kann ſchlafen bei meinem Mann. Auf Toͤchterleins Grab ſollſt legen ein Stein, Drauf ſollen die Worte geſchrieben ſeyn; Hier ruhet der Pfalzgraf und ſeine Braut; Da hat man den beiden das Brautbett gebaut. Die Nachtwandler. Konrad, der Degenfelder hat Sein edles Fraͤulein in die Stadt

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/275>, abgerufen am 29.03.2024.