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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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"Das so gewaltig schlägt und beisset,
"Den Haber an die Erden schmeisset,
"Nichts frißt als glühende Kohlen und Dorn,
"Beym Heu geräth in grossen Zorn;
"Es sattelt sich auch gar zu schwer"
Herr Thedel sagt:"Bey meiner Ehr
"Ich habs gefunden auf der Haard."
Denn er gedachte wohl daran,
Was ihm gesagt der schwarze Mann:
Ihm solle alles Glück zukommen,
So lang er sich in acht genommen,
Doch wenn er sagt, wie ers gekriegt,
Der Tod ihn in drey Tag besiegt.



III. Der gehangene Pferdedieb.
Der edle Thedel Unversehrt
Nach Braunschweig eilt auf seinem Pferd,
Zu Herzog Heinrichs Ehgemahl,
Und ihren Kindern sprach im Saal:
"Der Herzog wünscht euch so viel gute Nacht
"Als manch roth Mündlein in dem Jahre lacht,
"So viel als grüne Grasstiel sind,
"Die man am Weg zum Grabe findt,
"Von wo er diese Briefe sandt,
"Die übergiebt euch meine Hand."
Die Fürstin küßt die Brief fürwahr,
Mit Weinen, Seufzen spricht sie dar:
"Gott lohn es dir, mein edler Herr,
"Ich glaubt ihn todt und weinte sehr,
"Aus seinen Schreiben ich befind,

„Das ſo gewaltig ſchlaͤgt und beiſſet,
„Den Haber an die Erden ſchmeiſſet,
„Nichts frißt als gluͤhende Kohlen und Dorn,
„Beym Heu geraͤth in groſſen Zorn;
„Es ſattelt ſich auch gar zu ſchwer“
Herr Thedel ſagt:„Bey meiner Ehr
„Ich habs gefunden auf der Haard.“
Denn er gedachte wohl daran,
Was ihm geſagt der ſchwarze Mann:
Ihm ſolle alles Gluͤck zukommen,
So lang er ſich in acht genommen,
Doch wenn er ſagt, wie ers gekriegt,
Der Tod ihn in drey Tag beſiegt.



III. Der gehangene Pferdedieb.
Der edle Thedel Unverſehrt
Nach Braunſchweig eilt auf ſeinem Pferd,
Zu Herzog Heinrichs Ehgemahl,
Und ihren Kindern ſprach im Saal:
„Der Herzog wuͤnſcht euch ſo viel gute Nacht
„Als manch roth Muͤndlein in dem Jahre lacht,
„So viel als gruͤne Grasſtiel ſind,
„Die man am Weg zum Grabe findt,
„Von wo er dieſe Briefe ſandt,
„Die uͤbergiebt euch meine Hand.“
Die Fuͤrſtin kuͤßt die Brief fuͤrwahr,
Mit Weinen, Seufzen ſpricht ſie dar:
„Gott lohn es dir, mein edler Herr,
„Ich glaubt ihn todt und weinte ſehr,
„Aus ſeinen Schreiben ich befind,
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[309/0321] „Das ſo gewaltig ſchlaͤgt und beiſſet, „Den Haber an die Erden ſchmeiſſet, „Nichts frißt als gluͤhende Kohlen und Dorn, „Beym Heu geraͤth in groſſen Zorn; „Es ſattelt ſich auch gar zu ſchwer“ Herr Thedel ſagt:„Bey meiner Ehr „Ich habs gefunden auf der Haard.“ Denn er gedachte wohl daran, Was ihm geſagt der ſchwarze Mann: Ihm ſolle alles Gluͤck zukommen, So lang er ſich in acht genommen, Doch wenn er ſagt, wie ers gekriegt, Der Tod ihn in drey Tag beſiegt. III. Der gehangene Pferdedieb. Der edle Thedel Unverſehrt Nach Braunſchweig eilt auf ſeinem Pferd, Zu Herzog Heinrichs Ehgemahl, Und ihren Kindern ſprach im Saal: „Der Herzog wuͤnſcht euch ſo viel gute Nacht „Als manch roth Muͤndlein in dem Jahre lacht, „So viel als gruͤne Grasſtiel ſind, „Die man am Weg zum Grabe findt, „Von wo er dieſe Briefe ſandt, „Die uͤbergiebt euch meine Hand.“ Die Fuͤrſtin kuͤßt die Brief fuͤrwahr, Mit Weinen, Seufzen ſpricht ſie dar: „Gott lohn es dir, mein edler Herr, „Ich glaubt ihn todt und weinte ſehr, „Aus ſeinen Schreiben ich befind,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/321>, abgerufen am 19.04.2024.