Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Wohl über funfzig Dörfer und Städt,
Des Junker Thedels Panner weht,
Und gingen nun den geraden Weg
Und nahmen alles Vieh hinweg;
Der Bischof auch gefangen ward,
Und sitzt in Lotter wohl ein Jahr,
Er wollt das Vieh gern wieder haben,
Und mußt dazu das Salz bezahlen.



VI. Zug nach Liefland, Heidentaufe, Tod.
Nach diesem Zug des Thedels Weib,
Verschied aus dieser Zeitlichkeit.
Er brachte sie mit grosser Pracht
Bey Fackelschein in schwarzer Nacht,
Nach Goslar in die Kaiserstadt,
Berief da einen edlen Rath
Und übergab da seinem Sohn
Die Güter all und zog davon.
Er zog auf seinem schwarzen Pferd
Zum Orden von dem heilgen Schwerdt
Nach Liefland, Heyden zu bekehren,
Darin war er ganz unverfehren,
In kurzer Zeit das ganz Liefland
Kam meist durch ihn in Ordenshand.
Der Deutschmeister ihn den Unverfehrt
Vor allen hielt so lieb und werth,
Er ließ den Heiden keine Ruh,
Er taufte sie nur immer zu,
Es mußten dran, arm oder reich,

Wohl uͤber funfzig Doͤrfer und Staͤdt,
Des Junker Thedels Panner weht,
Und gingen nun den geraden Weg
Und nahmen alles Vieh hinweg;
Der Biſchof auch gefangen ward,
Und ſitzt in Lotter wohl ein Jahr,
Er wollt das Vieh gern wieder haben,
Und mußt dazu das Salz bezahlen.



VI. Zug nach Liefland, Heidentaufe, Tod.
Nach dieſem Zug des Thedels Weib,
Verſchied aus dieſer Zeitlichkeit.
Er brachte ſie mit groſſer Pracht
Bey Fackelſchein in ſchwarzer Nacht,
Nach Goslar in die Kaiſerſtadt,
Berief da einen edlen Rath
Und uͤbergab da ſeinem Sohn
Die Guͤter all und zog davon.
Er zog auf ſeinem ſchwarzen Pferd
Zum Orden von dem heilgen Schwerdt
Nach Liefland, Heyden zu bekehren,
Darin war er ganz unverfehren,
In kurzer Zeit das ganz Liefland
Kam meiſt durch ihn in Ordenshand.
Der Deutſchmeiſter ihn den Unverfehrt
Vor allen hielt ſo lieb und werth,
Er ließ den Heiden keine Ruh,
Er taufte ſie nur immer zu,
Es mußten dran, arm oder reich,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <pb facs="#f0329" n="317"/>
                <l>Wohl u&#x0364;ber funfzig Do&#x0364;rfer und Sta&#x0364;dt,</l><lb/>
                <l>Des Junker Thedels Panner weht,</l><lb/>
                <l>Und gingen nun den geraden Weg</l><lb/>
                <l>Und nahmen alles Vieh hinweg;</l><lb/>
                <l>Der Bi&#x017F;chof auch gefangen ward,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;itzt in Lotter wohl ein Jahr,</l><lb/>
                <l>Er wollt das Vieh gern wieder haben,</l><lb/>
                <l>Und mußt dazu das Salz bezahlen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">VI.</hi><hi rendition="#g">Zug nach Liefland</hi>, <hi rendition="#g">Heidentaufe</hi>, <hi rendition="#g">Tod</hi>.</head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">N</hi>ach die&#x017F;em Zug des Thedels Weib,</l><lb/>
                <l>Ver&#x017F;chied aus die&#x017F;er Zeitlichkeit.</l><lb/>
                <l>Er brachte &#x017F;ie mit gro&#x017F;&#x017F;er Pracht</l><lb/>
                <l>Bey Fackel&#x017F;chein in &#x017F;chwarzer Nacht,</l><lb/>
                <l>Nach Goslar in die Kai&#x017F;er&#x017F;tadt,</l><lb/>
                <l>Berief da einen edlen Rath</l><lb/>
                <l>Und u&#x0364;bergab da &#x017F;einem Sohn</l><lb/>
                <l>Die Gu&#x0364;ter all und zog davon.</l><lb/>
                <l>Er zog auf &#x017F;einem &#x017F;chwarzen Pferd</l><lb/>
                <l>Zum Orden von dem heilgen Schwerdt</l><lb/>
                <l>Nach Liefland, Heyden zu bekehren,</l><lb/>
                <l>Darin war er ganz unverfehren,</l><lb/>
                <l>In kurzer Zeit das ganz Liefland</l><lb/>
                <l>Kam mei&#x017F;t durch ihn in Ordenshand.</l><lb/>
                <l>Der Deut&#x017F;chmei&#x017F;ter ihn den Unverfehrt</l><lb/>
                <l>Vor allen hielt &#x017F;o lieb und werth,</l><lb/>
                <l>Er ließ den Heiden keine Ruh,</l><lb/>
                <l>Er taufte &#x017F;ie nur immer zu,</l><lb/>
                <l>Es mußten dran, arm oder reich,</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0329] Wohl uͤber funfzig Doͤrfer und Staͤdt, Des Junker Thedels Panner weht, Und gingen nun den geraden Weg Und nahmen alles Vieh hinweg; Der Biſchof auch gefangen ward, Und ſitzt in Lotter wohl ein Jahr, Er wollt das Vieh gern wieder haben, Und mußt dazu das Salz bezahlen. VI. Zug nach Liefland, Heidentaufe, Tod. Nach dieſem Zug des Thedels Weib, Verſchied aus dieſer Zeitlichkeit. Er brachte ſie mit groſſer Pracht Bey Fackelſchein in ſchwarzer Nacht, Nach Goslar in die Kaiſerſtadt, Berief da einen edlen Rath Und uͤbergab da ſeinem Sohn Die Guͤter all und zog davon. Er zog auf ſeinem ſchwarzen Pferd Zum Orden von dem heilgen Schwerdt Nach Liefland, Heyden zu bekehren, Darin war er ganz unverfehren, In kurzer Zeit das ganz Liefland Kam meiſt durch ihn in Ordenshand. Der Deutſchmeiſter ihn den Unverfehrt Vor allen hielt ſo lieb und werth, Er ließ den Heiden keine Ruh, Er taufte ſie nur immer zu, Es mußten dran, arm oder reich,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/329
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/329>, abgerufen am 20.04.2024.