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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Da sprach der Wein: Bin ich so fein,
Man trägt mich in die Schlacht hinein,
Zu Königen und auch Fürsten,
Daß sie nicht mögen verdürsten.
Da sprach das Wasser: Bin ich so fein,
Man braucht mich in den Badstüblein,
Darin manch schöne Jungfraue
Sich badet kühl und auch laue.
Da sprach der Wein: Bin ich so fein,
Bürgermeister und Rath insgemein
Den Hut vor mir abnehmen,
Im Rathskeller zu Bremen.
Da sprach das Wasser: Bin ich so fein,
Man gießt mich in die Flamm hinein,
Mit Spritz und Eimer man rennet,
Daß Schloß und Haus nicht verbrennet.
Da sprach der Wein: Bin ich so fein,
Man schenkt mich den Doktoren ein,
Wenns Lichtlein nit will leuchten,
Gehn sie bei mir zur Beichte.
Da sprach das Wasser: Bin ich so fein,
Zu Nürnberg auf dem Kunstbrünnlein,
Spring ich mit feinen Listen
Den Meerweiblein aus den Brüsten.
Da sprach der Wein: Bin ich so fein,
Ich spring aus Marmorbrünnelein,
Wenn sie den Kaiser krönen,
Zu Frankfurt wohl auf dem Römer.

Da ſprach der Wein: Bin ich ſo fein,
Man traͤgt mich in die Schlacht hinein,
Zu Koͤnigen und auch Fuͤrſten,
Daß ſie nicht moͤgen verduͤrſten.
Da ſprach das Waſſer: Bin ich ſo fein,
Man braucht mich in den Badſtuͤblein,
Darin manch ſchoͤne Jungfraue
Sich badet kuͤhl und auch laue.
Da ſprach der Wein: Bin ich ſo fein,
Buͤrgermeiſter und Rath insgemein
Den Hut vor mir abnehmen,
Im Rathskeller zu Bremen.
Da ſprach das Waſſer: Bin ich ſo fein,
Man gießt mich in die Flamm hinein,
Mit Spritz und Eimer man rennet,
Daß Schloß und Haus nicht verbrennet.
Da ſprach der Wein: Bin ich ſo fein,
Man ſchenkt mich den Doktoren ein,
Wenns Lichtlein nit will leuchten,
Gehn ſie bei mir zur Beichte.
Da ſprach das Waſſer: Bin ich ſo fein,
Zu Nuͤrnberg auf dem Kunſtbruͤnnlein,
Spring ich mit feinen Liſten
Den Meerweiblein aus den Bruͤſten.
Da ſprach der Wein: Bin ich ſo fein,
Ich ſpring aus Marmorbruͤnnelein,
Wenn ſie den Kaiſer kroͤnen,
Zu Frankfurt wohl auf dem Roͤmer.

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[38/0050] Da ſprach der Wein: Bin ich ſo fein, Man traͤgt mich in die Schlacht hinein, Zu Koͤnigen und auch Fuͤrſten, Daß ſie nicht moͤgen verduͤrſten. Da ſprach das Waſſer: Bin ich ſo fein, Man braucht mich in den Badſtuͤblein, Darin manch ſchoͤne Jungfraue Sich badet kuͤhl und auch laue. Da ſprach der Wein: Bin ich ſo fein, Buͤrgermeiſter und Rath insgemein Den Hut vor mir abnehmen, Im Rathskeller zu Bremen. Da ſprach das Waſſer: Bin ich ſo fein, Man gießt mich in die Flamm hinein, Mit Spritz und Eimer man rennet, Daß Schloß und Haus nicht verbrennet. Da ſprach der Wein: Bin ich ſo fein, Man ſchenkt mich den Doktoren ein, Wenns Lichtlein nit will leuchten, Gehn ſie bei mir zur Beichte. Da ſprach das Waſſer: Bin ich ſo fein, Zu Nuͤrnberg auf dem Kunſtbruͤnnlein, Spring ich mit feinen Liſten Den Meerweiblein aus den Bruͤſten. Da ſprach der Wein: Bin ich ſo fein, Ich ſpring aus Marmorbruͤnnelein, Wenn ſie den Kaiſer kroͤnen, Zu Frankfurt wohl auf dem Roͤmer.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/50>, abgerufen am 29.03.2024.