Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Will ich mit schönen Knaben reden,
Sie neigen sich in Demuth gleich,
Und merkens nicht, wie gern ich jedem
Sogleich den Mund zum Küssen reich. Ach dacht etc.
Was schöne Spässe muß ich sehen
Von Knecht und Magd auf offner Straß,
Doch muß ich gleich vom Fenster gehen,
Wenn die Mamsell erblickt den Spaß. Ach dacht etc.
Drum will ich meinen Stand verwandeln,
Will eine Bauerdirne seyn,
Damit ich nicht modest muß wandern,
Und krank ins Fräuleinstift hinein;
Bald denke ich nun gar nicht mehr,
Daß ich ein Fräulein war und wär.


Zierlichkeit des Schäferlebens.

(Fliegendes Blat.)

Nichts kann auf Erden
Verglichen werden
Der Schäfers Lust,
Auf grünen Heiden,
Verblümten Weiden,
Giebts wahre Freuden,
Mir ists bewust.
Bey kühlen Bronnen,
Bey heisser Sonnen
Bestrahlet seyn,
Will ich mit ſchoͤnen Knaben reden,
Sie neigen ſich in Demuth gleich,
Und merkens nicht, wie gern ich jedem
Sogleich den Mund zum Kuͤſſen reich. Ach dacht etc.
Was ſchoͤne Spaͤſſe muß ich ſehen
Von Knecht und Magd auf offner Straß,
Doch muß ich gleich vom Fenſter gehen,
Wenn die Mamſell erblickt den Spaß. Ach dacht etc.
Drum will ich meinen Stand verwandeln,
Will eine Bauerdirne ſeyn,
Damit ich nicht modeſt muß wandern,
Und krank ins Fraͤuleinſtift hinein;
Bald denke ich nun gar nicht mehr,
Daß ich ein Fraͤulein war und waͤr.


Zierlichkeit des Schaͤferlebens.

(Fliegendes Blat.)

Nichts kann auf Erden
Verglichen werden
Der Schaͤfers Luſt,
Auf gruͤnen Heiden,
Verbluͤmten Weiden,
Giebts wahre Freuden,
Mir iſts bewuſt.
Bey kuͤhlen Bronnen,
Bey heiſſer Sonnen
Beſtrahlet ſeyn,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0059" n="47"/>
            <lg n="5">
              <l>Will ich mit &#x017F;cho&#x0364;nen Knaben reden,</l><lb/>
              <l>Sie neigen &#x017F;ich in Demuth gleich,</l><lb/>
              <l>Und merkens nicht, wie gern ich jedem</l><lb/>
              <l>Sogleich den Mund zum Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en reich. Ach dacht etc.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Was &#x017F;cho&#x0364;ne Spa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e muß ich &#x017F;ehen</l><lb/>
              <l>Von Knecht und Magd auf offner Straß,</l><lb/>
              <l>Doch muß ich gleich vom Fen&#x017F;ter gehen,</l><lb/>
              <l>Wenn die Mam&#x017F;ell erblickt den Spaß. Ach dacht etc.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Drum will ich meinen Stand verwandeln,</l><lb/>
              <l>Will eine Bauerdirne &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Damit ich nicht mode&#x017F;t muß wandern,</l><lb/>
              <l>Und krank ins Fra&#x0364;ulein&#x017F;tift hinein;</l><lb/>
              <l>Bald denke ich nun gar nicht mehr,</l><lb/>
              <l>Daß ich ein Fra&#x0364;ulein war und wa&#x0364;r.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Zierlichkeit des Scha&#x0364;ferlebens</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Fliegendes Blat.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">N</hi>ichts kann auf Erden</l><lb/>
              <l>Verglichen werden</l><lb/>
              <l>Der Scha&#x0364;fers Lu&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Auf gru&#x0364;nen Heiden,</l><lb/>
              <l>Verblu&#x0364;mten Weiden,</l><lb/>
              <l>Giebts wahre Freuden,</l><lb/>
              <l>Mir i&#x017F;ts bewu&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Bey ku&#x0364;hlen Bronnen,</l><lb/>
              <l>Bey hei&#x017F;&#x017F;er Sonnen</l><lb/>
              <l>Be&#x017F;trahlet &#x017F;eyn,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0059] Will ich mit ſchoͤnen Knaben reden, Sie neigen ſich in Demuth gleich, Und merkens nicht, wie gern ich jedem Sogleich den Mund zum Kuͤſſen reich. Ach dacht etc. Was ſchoͤne Spaͤſſe muß ich ſehen Von Knecht und Magd auf offner Straß, Doch muß ich gleich vom Fenſter gehen, Wenn die Mamſell erblickt den Spaß. Ach dacht etc. Drum will ich meinen Stand verwandeln, Will eine Bauerdirne ſeyn, Damit ich nicht modeſt muß wandern, Und krank ins Fraͤuleinſtift hinein; Bald denke ich nun gar nicht mehr, Daß ich ein Fraͤulein war und waͤr. Zierlichkeit des Schaͤferlebens. (Fliegendes Blat.) Nichts kann auf Erden Verglichen werden Der Schaͤfers Luſt, Auf gruͤnen Heiden, Verbluͤmten Weiden, Giebts wahre Freuden, Mir iſts bewuſt. Bey kuͤhlen Bronnen, Bey heiſſer Sonnen Beſtrahlet ſeyn,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/59
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/59>, abgerufen am 28.03.2024.