Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünf Wagen voll Kohlen, kannst auch bei mir holen,
Teichmispeln und Biren will ich dir zuführen,
Mit Käse und Ankhen gar höflich abdanken,
Dem Buben ein Saufell werden soll.



Taille douce eines süßen Herrn in bittrer
Manier von 1650
.
Hört zu, ein neuer Pantalon ist auf dem Markt an-
kommen,
Den Charletan jagt er davon, hat selbst den Platz ge-
nommen,
Der seltsam Kund in einer Stund wird tausend Possen
reißen,
Bist du ein Mann, trutz schau ihn an und's Lachen thu'
verbeißen.
Was ist das für ein Strobelhaar, sind's Igel oder
Ratzen?
Vielleicht nur einmal in dem Jahr thu'n kämmen ihn die
Katzen.
Sein Haar ist g'wiß ein Storchennest, krumm hin und
wieder bogen,
Er hat ein Schopf wie ein Wiedhopf, viel Volks darein
erzogen.
Am linken Ohr hängt ihm herab ein a la Mode Zot-
ten,
Den darf er gar nicht stutzen ab, bey Leibstraf ists ver-
boten,

Fuͤnf Wagen voll Kohlen, kannſt auch bei mir holen,
Teichmiſpeln und Biren will ich dir zufuͤhren,
Mit Kaͤſe und Ankhen gar hoͤflich abdanken,
Dem Buben ein Saufell werden ſoll.



Taille douce eines ſuͤßen Herrn in bittrer
Manier von 1650
.
Hoͤrt zu, ein neuer Pantalon iſt auf dem Markt an-
kommen,
Den Charletan jagt er davon, hat ſelbſt den Platz ge-
nommen,
Der ſeltſam Kund in einer Stund wird tauſend Poſſen
reißen,
Biſt du ein Mann, trutz ſchau ihn an und's Lachen thu'
verbeißen.
Was iſt das fuͤr ein Strobelhaar, ſind's Igel oder
Ratzen?
Vielleicht nur einmal in dem Jahr thu'n kaͤmmen ihn die
Katzen.
Sein Haar iſt g'wiß ein Storchenneſt, krumm hin und
wieder bogen,
Er hat ein Schopf wie ein Wiedhopf, viel Volks darein
erzogen.
Am linken Ohr haͤngt ihm herab ein a la Mode Zot-
ten,
Den darf er gar nicht ſtutzen ab, bey Leibſtraf iſts ver-
boten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="16">
              <pb facs="#f0094" n="82"/>
              <l>Fu&#x0364;nf Wagen voll Kohlen, kann&#x017F;t auch bei mir holen,</l><lb/>
              <l>Teichmi&#x017F;peln und Biren will ich dir zufu&#x0364;hren,</l><lb/>
              <l>Mit Ka&#x0364;&#x017F;e und Ankhen gar ho&#x0364;flich abdanken,</l><lb/>
              <l>Dem Buben ein Saufell werden &#x017F;oll.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Taille douce eines &#x017F;u&#x0364;ßen Herrn in bittrer<lb/>
Manier von 1650</hi>.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>o&#x0364;rt zu, ein neuer Pantalon i&#x017F;t auf dem Markt an-</l><lb/>
              <l>kommen,</l><lb/>
              <l>Den Charletan jagt er davon, hat &#x017F;elb&#x017F;t den Platz ge-</l><lb/>
              <l>nommen,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;elt&#x017F;am Kund in einer Stund wird tau&#x017F;end Po&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>reißen,</l><lb/>
              <l>Bi&#x017F;t du ein Mann, trutz &#x017F;chau ihn an und's Lachen thu'</l><lb/>
              <l>verbeißen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Was i&#x017F;t das fu&#x0364;r ein Strobelhaar, &#x017F;ind's Igel oder</l><lb/>
              <l>Ratzen?</l><lb/>
              <l>Vielleicht nur einmal in dem Jahr thu'n ka&#x0364;mmen ihn die</l><lb/>
              <l>Katzen.</l><lb/>
              <l>Sein Haar i&#x017F;t g'wiß ein Storchenne&#x017F;t, krumm hin und</l><lb/>
              <l>wieder bogen,</l><lb/>
              <l>Er hat ein Schopf wie ein Wiedhopf, viel Volks darein</l><lb/>
              <l>erzogen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Am linken Ohr ha&#x0364;ngt ihm herab ein a la Mode Zot-</l><lb/>
              <l>ten,</l><lb/>
              <l>Den darf er gar nicht &#x017F;tutzen ab, bey Leib&#x017F;traf i&#x017F;ts ver-</l><lb/>
              <l>boten,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0094] Fuͤnf Wagen voll Kohlen, kannſt auch bei mir holen, Teichmiſpeln und Biren will ich dir zufuͤhren, Mit Kaͤſe und Ankhen gar hoͤflich abdanken, Dem Buben ein Saufell werden ſoll. Taille douce eines ſuͤßen Herrn in bittrer Manier von 1650. Hoͤrt zu, ein neuer Pantalon iſt auf dem Markt an- kommen, Den Charletan jagt er davon, hat ſelbſt den Platz ge- nommen, Der ſeltſam Kund in einer Stund wird tauſend Poſſen reißen, Biſt du ein Mann, trutz ſchau ihn an und's Lachen thu' verbeißen. Was iſt das fuͤr ein Strobelhaar, ſind's Igel oder Ratzen? Vielleicht nur einmal in dem Jahr thu'n kaͤmmen ihn die Katzen. Sein Haar iſt g'wiß ein Storchenneſt, krumm hin und wieder bogen, Er hat ein Schopf wie ein Wiedhopf, viel Volks darein erzogen. Am linken Ohr haͤngt ihm herab ein a la Mode Zot- ten, Den darf er gar nicht ſtutzen ab, bey Leibſtraf iſts ver- boten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/94
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/94>, abgerufen am 28.03.2024.