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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.

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digen Schluchten siebenfaches Echo zurückgeben, wag'
ich nicht Deinen Namen preiß zu geben; ich will nicht
hören eine Stimme, die eben so heiß so eindringend
Dir ruft.

O Du! Du selbst! -- ich will Dir's nicht sagen,
daß Du es selbst bist; drum will ich dem Buch Deinen
Namen nicht vertrauen, wie ich dem Echo ihm nicht
vertraue.

Ach, Deinen Namen berühre ich nicht! so ganz ent-
blößt von irdischem Besitzthum nenne ich Dich mein.



Nicht schlafen gehen, ohne mit Dir zu sprechen --
so müde wie ich auch bin! Die Augenlieder sinken, und
trennen mich von Dir; Mich trennen nicht die Berge
und die Flüsse, und nicht die Zeiten, und nicht Deine
eigne Kälte, und daß Du nichts weißt von mir, wie
ich Dich liebe. -- Und mich trennt der Schlaf? --
Warum denn trennen? ich wühle mich in Deinen Bu-
sen, diese Liebesflammen umzingeln Dein Herz, und so
schlafe ich ein.

1*

digen Schluchten ſiebenfaches Echo zurückgeben, wag'
ich nicht Deinen Namen preiß zu geben; ich will nicht
hören eine Stimme, die eben ſo heiß ſo eindringend
Dir ruft.

O Du! Du ſelbſt! — ich will Dir's nicht ſagen,
daß Du es ſelbſt biſt; drum will ich dem Buch Deinen
Namen nicht vertrauen, wie ich dem Echo ihm nicht
vertraue.

Ach, Deinen Namen berühre ich nicht! ſo ganz ent-
blößt von irdiſchem Beſitzthum nenne ich Dich mein.



Nicht ſchlafen gehen, ohne mit Dir zu ſprechen —
ſo müde wie ich auch bin! Die Augenlieder ſinken, und
trennen mich von Dir; Mich trennen nicht die Berge
und die Flüſſe, und nicht die Zeiten, und nicht Deine
eigne Kälte, und daß Du nichts weißt von mir, wie
ich Dich liebe. — Und mich trennt der Schlaf? —
Warum denn trennen? ich wühle mich in Deinen Bu-
ſen, dieſe Liebesflammen umzingeln Dein Herz, und ſo
ſchlafe ich ein.

1*
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[3/0013] digen Schluchten ſiebenfaches Echo zurückgeben, wag' ich nicht Deinen Namen preiß zu geben; ich will nicht hören eine Stimme, die eben ſo heiß ſo eindringend Dir ruft. O Du! Du ſelbſt! — ich will Dir's nicht ſagen, daß Du es ſelbſt biſt; drum will ich dem Buch Deinen Namen nicht vertrauen, wie ich dem Echo ihm nicht vertraue. Ach, Deinen Namen berühre ich nicht! ſo ganz ent- blößt von irdiſchem Beſitzthum nenne ich Dich mein. Ems. Nicht ſchlafen gehen, ohne mit Dir zu ſprechen — ſo müde wie ich auch bin! Die Augenlieder ſinken, und trennen mich von Dir; Mich trennen nicht die Berge und die Flüſſe, und nicht die Zeiten, und nicht Deine eigne Kälte, und daß Du nichts weißt von mir, wie ich Dich liebe. — Und mich trennt der Schlaf? — Warum denn trennen? ich wühle mich in Deinen Bu- ſen, dieſe Liebesflammen umzingeln Dein Herz, und ſo ſchlafe ich ein. 1*

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Zitationshilfe: [Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/13>, abgerufen am 28.03.2024.