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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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durch diese alte Hallen, durch diese erebische Nacht her¬
einbrechen.

Erodion Wenn ich der Mann bin deiner Weissa¬
gungen, Mädchen oder Göttin! wie ich dich nennen
soll, so glaube, du bist die innerste Ahnung des Her¬
zens mir.

Immortalita. Sage, wer bist du, wie heißest
du, und wo fandst du den Weg zum pfadlosen Ge¬
stade hierher? -- wo Schatten nicht, noch Menschen
wandlen dürfen, nur unterirdische Götter.

Erodion. Ungern möcht' ich zu dir von an¬
derm reden, als nur von meiner Liebe. Aber red ich dir
von meiner Liebe so ists ja mein Leben. Höre mich
denn: Eros Sohn bin ich und seiner Mutter Aphro¬
dite, der Liebe und Schönheit Doppelverein hatte in
mein Dasein schon die Idee jenes Genusses gelegt, den
ich nirgend fand, und überall doch ahnete und suchte.
Lange war ich ein Fremdling auf Erden, von ihren
Schattengütern mocht ich nichts genießen, bis träumend
mir durch deine Eingebung eine dunkle Vorstellung von
dir in die Seele kam. Überall geleitete mich dieser
Idee Abglanz von dir, überall verfolgte ich ihre ge¬
liebte Spur, auch wenn sie mir untertauchte im Land
der Träume, und so führte sie mich zu den Thoren der

durch dieſe alte Hallen, durch dieſe erebiſche Nacht her¬
einbrechen.

Erodion Wenn ich der Mann bin deiner Weiſſa¬
gungen, Mädchen oder Göttin! wie ich dich nennen
ſoll, ſo glaube, du biſt die innerſte Ahnung des Her¬
zens mir.

Immortalita. Sage, wer biſt du, wie heißeſt
du, und wo fandſt du den Weg zum pfadloſen Ge¬
ſtade hierher? — wo Schatten nicht, noch Menſchen
wandlen dürfen, nur unterirdiſche Götter.

Erodion. Ungern möcht' ich zu dir von an¬
derm reden, als nur von meiner Liebe. Aber red ich dir
von meiner Liebe ſo iſts ja mein Leben. Höre mich
denn: Eros Sohn bin ich und ſeiner Mutter Aphro¬
dite, der Liebe und Schönheit Doppelverein hatte in
mein Daſein ſchon die Idee jenes Genuſſes gelegt, den
ich nirgend fand, und überall doch ahnete und ſuchte.
Lange war ich ein Fremdling auf Erden, von ihren
Schattengütern mocht ich nichts genießen, bis träumend
mir durch deine Eingebung eine dunkle Vorſtellung von
dir in die Seele kam. Überall geleitete mich dieſer
Idee Abglanz von dir, überall verfolgte ich ihre ge¬
liebte Spur, auch wenn ſie mir untertauchte im Land
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[100/0116] durch dieſe alte Hallen, durch dieſe erebiſche Nacht her¬ einbrechen. Erodion Wenn ich der Mann bin deiner Weiſſa¬ gungen, Mädchen oder Göttin! wie ich dich nennen ſoll, ſo glaube, du biſt die innerſte Ahnung des Her¬ zens mir. Immortalita. Sage, wer biſt du, wie heißeſt du, und wo fandſt du den Weg zum pfadloſen Ge¬ ſtade hierher? — wo Schatten nicht, noch Menſchen wandlen dürfen, nur unterirdiſche Götter. Erodion. Ungern möcht' ich zu dir von an¬ derm reden, als nur von meiner Liebe. Aber red ich dir von meiner Liebe ſo iſts ja mein Leben. Höre mich denn: Eros Sohn bin ich und ſeiner Mutter Aphro¬ dite, der Liebe und Schönheit Doppelverein hatte in mein Daſein ſchon die Idee jenes Genuſſes gelegt, den ich nirgend fand, und überall doch ahnete und ſuchte. Lange war ich ein Fremdling auf Erden, von ihren Schattengütern mocht ich nichts genießen, bis träumend mir durch deine Eingebung eine dunkle Vorſtellung von dir in die Seele kam. Überall geleitete mich dieſer Idee Abglanz von dir, überall verfolgte ich ihre ge¬ liebte Spur, auch wenn ſie mir untertauchte im Land der Träume, und ſo führte ſie mich zu den Thoren der

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/116>, abgerufen am 28.03.2024.