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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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theri willen und Protestation vor wahre Lutheraner ansgeben/ welche
doch in lehr und leben nicht die geringste krafft und frucht von Lutheri er-
stem lauterm sinn auffweisen können. Und daß dahero auch kein Evangeli-
scher Christ/ der das wesen des Evangelii von JEsu CHristo hat und ge-
neust/ sich nach jener gemeinen mißbrauch und falschem ruhm/ in diesem ih-
rem sectirischem sinn ihnen zu gefallen aus menschlicher furcht oder hofnung
Lutherisch nennen könne/ zu mahlen/ nachdem dieser name zu einer so offen-
bahren sectirerey/ eigener erhebung und verdam mung aller andern men-
schen durch die gantze welt mißbrauchet worden/ daß nach obigen gründen
§. 5. 6. 7. nichts gesundes/ oder nach Lutheri sinn schmeckendes mehr dar-
an geblieben ist. Sintemal dieser an demim 6. §. benenntem ortgar wol
schreibet: Wenn secten und rotten auffhören/ und manrecht in ei-
nerley geist/ glauben/ wort und wesen GOtt dienet/ so heist denn
GOtt Einer/ und sein name Einer.

14. Hiezu kommt ferner (VI) das klare allgemeine verboth in
der Schrifft aus I. Cor. III. 4. welches Luther selbst anziehet/ und nir-
mand verdrehen oder unkräfftig machen kan/ so wenig als des HErrn JE-
su befehl Matth. XXIII. 8. einige einschränckung bey denen leidet/ die
noch einige veneration vor GOttes wort haben. Wie denn die sectiri sche
namen auch denen hefftigsten eifferern so gar greulich bißweilen vorkommen
sind/ daß Epiphanius selbst (Haeresi LXX. num. 15.) aus drücklich von
denen Audaeanern saget: Es sey recht entsetzlich/ daß die/ welche
doch in der kirche wären/ den namen der Christen veränderten.
Da doch diese
NB. allein mit benamung Christi unter Christen
vergnügetsey/ und
NB. alle fremde namen verwersse. Anstatt
dieses namens aber nennen jene sich also
NB von ihrem urheber/
und fodern ein kennzeichen von
NB dem namen eines blossen
menschen/ welches
NB durchaus nicht zuzugeben ist. Dieser kla-
re außspruch eines alten berühmten ketzermachers und sectirers solte Herr
Cypriani fein reifflicher bedacht haben/ ehe er seinen elenden sinn p. 17. u. f.
so gar sehr bloß gegeben/ und durchaus einen secten-namen allen leuten
auffzuhengen und anzuhefften den namen Christi aber wider Lutheri sinn
auszurotten/ sich unterstanden hätte.

15. Zumal (VII) man ihn ja billich erst fragen müste: Zu welcher
parthey derer Lutheraner man sich denn nun halten solle?
Ob zu
denen/ die noch zu Wittenberg auff Luthers catheder sitzen und trotzen/
und sich deswegen vor gnesios oder auffrichtige Lutheraner ausgeben: oder
zu den Helmstädtern? Item: Ob man das Corpus Julium oder die For-

mulam
C 2

theri willen und Proteſtation vor wahre Lutheraner ansgeben/ welche
doch in lehr und leben nicht die geringſte krafft und frucht von Lutheri er-
ſtem lauterm ſinn auffweiſen koͤnnen. Und daß dahero auch kein Evangeli-
ſcher Chriſt/ der das weſen des Evangelii von JEſu CHriſto hat und ge-
neuſt/ ſich nach jener gemeinen mißbrauch und falſchem ruhm/ in dieſem ih-
rem ſectiriſchem ſinn ihnen zu gefallen aus menſchlicheꝛ furcht oder hofnung
Lutheriſch nennen koͤnne/ zu mahlen/ nachdem dieſer name zu einer ſo offen-
bahren ſectirerey/ eigener erhebung und verdam mung aller andern men-
ſchen durch die gantze welt mißbrauchet worden/ daß nach obigen gruͤnden
§. 5. 6. 7. nichts geſundes/ oder nach Lutheri ſinn ſchmeckendes mehr dar-
an geblieben iſt. Sintemal dieſer an demim 6. §. benenntem ortgar wol
ſchreibet: Wenn ſecten und rotten auffhoͤren/ und manrecht in ei-
nerley geiſt/ glauben/ wort und weſen GOtt dienet/ ſo heiſt denn
GOtt Einer/ und ſein name Einer.

14. Hiezu kommt ferner (VI) das klare allgemeine verboth in
der Schrifft aus I. Cor. III. 4. welches Luther ſelbſt anziehet/ und nir-
mand verdrehen oder unkraͤfftig machen kan/ ſo wenig als des HErꝛn JE-
ſu befehl Matth. XXIII. 8. einige einſchraͤnckung bey denen leidet/ die
noch einige veneration vor GOttes wort haben. Wie denn die ſectiri ſche
namen auch denen hefftigſten eifferern ſo gar greulich bißweilen vorkom̃en
ſind/ daß Epiphanius ſelbſt (Hæreſi LXX. num. 15.) aus druͤcklich von
denen Audæanern ſaget: Es ſey recht entſetzlich/ daß die/ welche
doch in der kirche waͤren/ den namen der Chriſten veraͤnderten.
Da doch dieſe
NB. allein mit benamung Chriſti unter Chriſten
vergnuͤgetſey/ und
NB. alle fremde namen verwerſſe. Anſtatt
dieſes namens aber nennen jene ſich alſo
NB von ihrem urheber/
und fodern ein kennzeichen von
NB dem namen eines bloſſen
menſchen/ welches
NB durchaus nicht zuzugeben iſt. Dieſer kla-
re außſpruch eines alten beruͤhmten ketzermachers und ſectirers ſolte Herꝛ
Cypriani fein reifflicher bedacht haben/ ehe er ſeinen elenden ſinn p. 17. u. f.
ſo gar ſehr bloß gegeben/ und durchaus einen ſecten-namen allen leuten
auffzuhengen und anzuhefften den namen Chriſti aber wider Lutheri ſinn
auszurotten/ ſich unterſtanden haͤtte.

15. Zumal (VII) man ihn ja billich erſt fragen muͤſte: Zu welcher
parthey derer Lutheraner man ſich denn nun halten ſolle?
Ob zu
denen/ die noch zu Wittenberg auff Luthers catheder ſitzen und trotzen/
und ſich deswegen vor γνησίως oder auffrichtige Lutheraner ausgeben: oder
zu den Helmſtaͤdtern? Item: Ob man das Corpus Julium oder die For-

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[19/0020] theri willen und Proteſtation vor wahre Lutheraner ansgeben/ welche doch in lehr und leben nicht die geringſte krafft und frucht von Lutheri er- ſtem lauterm ſinn auffweiſen koͤnnen. Und daß dahero auch kein Evangeli- ſcher Chriſt/ der das weſen des Evangelii von JEſu CHriſto hat und ge- neuſt/ ſich nach jener gemeinen mißbrauch und falſchem ruhm/ in dieſem ih- rem ſectiriſchem ſinn ihnen zu gefallen aus menſchlicheꝛ furcht oder hofnung Lutheriſch nennen koͤnne/ zu mahlen/ nachdem dieſer name zu einer ſo offen- bahren ſectirerey/ eigener erhebung und verdam mung aller andern men- ſchen durch die gantze welt mißbrauchet worden/ daß nach obigen gruͤnden §. 5. 6. 7. nichts geſundes/ oder nach Lutheri ſinn ſchmeckendes mehr dar- an geblieben iſt. Sintemal dieſer an demim 6. §. benenntem ortgar wol ſchreibet: Wenn ſecten und rotten auffhoͤren/ und manrecht in ei- nerley geiſt/ glauben/ wort und weſen GOtt dienet/ ſo heiſt denn GOtt Einer/ und ſein name Einer. 14. Hiezu kommt ferner (VI) das klare allgemeine verboth in der Schrifft aus I. Cor. III. 4. welches Luther ſelbſt anziehet/ und nir- mand verdrehen oder unkraͤfftig machen kan/ ſo wenig als des HErꝛn JE- ſu befehl Matth. XXIII. 8. einige einſchraͤnckung bey denen leidet/ die noch einige veneration vor GOttes wort haben. Wie denn die ſectiri ſche namen auch denen hefftigſten eifferern ſo gar greulich bißweilen vorkom̃en ſind/ daß Epiphanius ſelbſt (Hæreſi LXX. num. 15.) aus druͤcklich von denen Audæanern ſaget: Es ſey recht entſetzlich/ daß die/ welche doch in der kirche waͤren/ den namen der Chriſten veraͤnderten. Da doch dieſe NB. allein mit benamung Chriſti unter Chriſten vergnuͤgetſey/ und NB. alle fremde namen verwerſſe. Anſtatt dieſes namens aber nennen jene ſich alſo NB von ihrem urheber/ und fodern ein kennzeichen von NB dem namen eines bloſſen menſchen/ welches NB durchaus nicht zuzugeben iſt. Dieſer kla- re außſpruch eines alten beruͤhmten ketzermachers und ſectirers ſolte Herꝛ Cypriani fein reifflicher bedacht haben/ ehe er ſeinen elenden ſinn p. 17. u. f. ſo gar ſehr bloß gegeben/ und durchaus einen ſecten-namen allen leuten auffzuhengen und anzuhefften den namen Chriſti aber wider Lutheri ſinn auszurotten/ ſich unterſtanden haͤtte. 15. Zumal (VII) man ihn ja billich erſt fragen muͤſte: Zu welcher parthey derer Lutheraner man ſich denn nun halten ſolle? Ob zu denen/ die noch zu Wittenberg auff Luthers catheder ſitzen und trotzen/ und ſich deswegen vor γνησίως oder auffrichtige Lutheraner ausgeben: oder zu den Helmſtaͤdtern? Item: Ob man das Corpus Julium oder die For- mulam C 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/20>, abgerufen am 18.04.2024.