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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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ersten Christen) halten/ bezeugen diese seine folgende und andere worte/
aus demselben Tomo p. 101. a.

18. Er wolle denen nicht verwehren/ die beyderley gestalt
geniessen können/ es sey heimlich oder offenbar/ ohne daß sie es

NB. besondersthun/ NB. nicht auff einem gemeinen Altar. --
Sey aber jemand schwach/ daß er lieber des gantzen Sacra-
ments entbehren wolle/ den solle man auch dulden/ und ihn sei-
nes gewissens leben lassen.
Und anderswo zeiget er deutlich an/ daß
die Prediger schuldig seyn/ die ärgernisse und den verkehrten gebrauch beym
Abendmahl abzuschaffen/ und folglich/ daß gewissenhaffte seelen sonst nicht
dazu könten beredet/ vielweniger gezwungen werden: Man könte an-
richten/
schreibet er/ und dahin bringen/ daß man die/ so da recht
glauben/ könte auff einen ortsondern/ -- Das Sacrament soll
man nicht also unter die leute im hauffen werffen/ -- Da muß
ichs nicht in zweiffel schlagen/ daß der/ dem ich das Sacrament
gebe/ das Evangelium gewiß gefasset habe/ und rechtschaffen
glaube.
Tom. III. Germ. Jen. p. 158. b. Wenn man diese lehre woltrie-
be/ da würdestu sehen/ daß wo jetzt 1000. zum Sacrament gehen/
da würdenihrer kaum 100 hingehen/ also würden
NB. der greu-
lichen sünden weniger/ -- Die wir jetzt fast eitel heiden sind/
unter Christlichem namen. Denn könten wir von uns sondern/
die wir an ihren worten erkenneten/ u. s. f.
Tom. II. Jen. Germ. p.
103. b.

19. Es wird freilich hiebey dieses denen meisten/ als etwas unge-
wöhnliches und bey der heutigen unbeschreiblichen vermischung aller greu-
el unmögliches vorkommen/ daß man entweder in denen kirchen auch nur ei-
nigen unterscheid und sonderung der gottlosen von den andern machen/
oder in dessen ausbleibung die Christliche freyheit in sonderbahrem brauch
dieses gedächtnüsses behaupten könne und solle: Jch wills auch keinem
blinden/ und blinden leiter verdencken/ wenn er dawieder eiffert und lä-
stert: Weil mir der unermeßliche abgrund der verderbten blinden natur be-
kandt ist/ welche/ (weil sie von kindes beinen an nichts bessers gelernet und
gesehen) fast nichts anders kan/ als lästern/ was sie nicht verstehet. Jn-
dessen aber läst man andere davon disputiren und scrupuliren/ so lange sie
wollen: und geniesset indessen würcklich und wesentlich allen geistlichen
seegen in himmlischen gütern durch CHristum/ welchen weder tyrannen/
noch disputirer (suzutetai) und Schrifftgelehrten/ oder buchstäbler
(grammateis,) 1. Cor. I. 20. weder diebe noch motten rauben können:

Machts

erſten Chriſten) halten/ bezeugen dieſe ſeine folgende und andere worte/
aus demſelben Tomo p. 101. a.

18. Er wolle denen nicht verwehren/ die beyderley geſtalt
genieſſen koͤnnen/ es ſey heimlich oder offenbar/ ohne daß ſie es

NB. beſondersthun/ NB. nicht auff einem gemeinen Altar. —
Sey aber jemand ſchwach/ daß er lieber des gantzen Sacra-
ments entbehren wolle/ den ſolle man auch dulden/ und ihn ſei-
nes gewiſſens leben laſſen.
Und anderswo zeiget er deutlich an/ daß
die Prediger ſchuldig ſeyn/ die aͤrgerniſſe und den verkehrten gebrauch beym
Abendmahl abzuſchaffen/ und folglich/ daß gewiſſenhaffte ſeelen ſonſt nicht
dazu koͤnten beredet/ vielweniger gezwungen werden: Man koͤnte an-
richten/
ſchreibet er/ und dahin bringen/ daß man die/ ſo da recht
glauben/ koͤnte auff einen ortſondern/ — Das Sacrament ſoll
man nicht alſo unter die leute im hauffen werffen/ — Da muß
ichs nicht in zweiffel ſchlagen/ daß der/ dem ich das Sacrament
gebe/ das Evangelium gewiß gefaſſet habe/ und rechtſchaffen
glaube.
Tom. III. Germ. Jen. p. 158. b. Wenn man dieſe lehre woltrie-
be/ da wuͤrdeſtu ſehen/ daß wo jetzt 1000. zum Sacrament gehen/
da wuͤrdenihrer kaum 100 hingehen/ alſo wuͤrden
NB. der greu-
lichen ſuͤnden weniger/ — Die wir jetzt faſt eitel heiden ſind/
unter Chriſtlichem namen. Denn koͤnten wir von uns ſondern/
die wir an ihren worten erkenneten/ u. ſ. f.
Tom. II. Jen. Germ. p.
103. b.

19. Es wird freilich hiebey dieſes denen meiſten/ als etwas unge-
woͤhnliches und bey der heutigen unbeſchreiblichen vermiſchung aller greu-
el unmoͤgliches vorkommen/ daß man entweder in denen kirchen auch nur ei-
nigen unterſcheid und ſonderung der gottloſen von den andern machen/
oder in deſſen ausbleibung die Chriſtliche freyheit in ſonderbahrem brauch
dieſes gedaͤchtnuͤſſes behaupten koͤnne und ſolle: Jch wills auch keinem
blinden/ und blinden leiter verdencken/ wenn er dawieder eiffert und laͤ-
ſtert: Weil mir der unermeßliche abgrund der verderbten blinden natur be-
kandt iſt/ welche/ (weil ſie von kindes beinen an nichts beſſers gelernet und
geſehen) faſt nichts anders kan/ als laͤſtern/ was ſie nicht verſtehet. Jn-
deſſen aber laͤſt man andere davon diſputiren und ſcrupuliren/ ſo lange ſie
wollen: und genieſſet indeſſen wuͤrcklich und weſentlich allen geiſtlichen
ſeegen in himmliſchen guͤtern durch CHriſtum/ welchen weder tyrannen/
noch diſputirer (συζυτήται) und Schrifftgelehrten/ oder buchſtaͤbler
(γραμματεῖς,) 1. Cor. I. 20. weder diebe noch motten rauben koͤnnen:

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[40/0041] erſten Chriſten) halten/ bezeugen dieſe ſeine folgende und andere worte/ aus demſelben Tomo p. 101. a. 18. Er wolle denen nicht verwehren/ die beyderley geſtalt genieſſen koͤnnen/ es ſey heimlich oder offenbar/ ohne daß ſie es NB. beſondersthun/ NB. nicht auff einem gemeinen Altar. — Sey aber jemand ſchwach/ daß er lieber des gantzen Sacra- ments entbehren wolle/ den ſolle man auch dulden/ und ihn ſei- nes gewiſſens leben laſſen. Und anderswo zeiget er deutlich an/ daß die Prediger ſchuldig ſeyn/ die aͤrgerniſſe und den verkehrten gebrauch beym Abendmahl abzuſchaffen/ und folglich/ daß gewiſſenhaffte ſeelen ſonſt nicht dazu koͤnten beredet/ vielweniger gezwungen werden: Man koͤnte an- richten/ ſchreibet er/ und dahin bringen/ daß man die/ ſo da recht glauben/ koͤnte auff einen ortſondern/ — Das Sacrament ſoll man nicht alſo unter die leute im hauffen werffen/ — Da muß ichs nicht in zweiffel ſchlagen/ daß der/ dem ich das Sacrament gebe/ das Evangelium gewiß gefaſſet habe/ und rechtſchaffen glaube. Tom. III. Germ. Jen. p. 158. b. Wenn man dieſe lehre woltrie- be/ da wuͤrdeſtu ſehen/ daß wo jetzt 1000. zum Sacrament gehen/ da wuͤrdenihrer kaum 100 hingehen/ alſo wuͤrden NB. der greu- lichen ſuͤnden weniger/ — Die wir jetzt faſt eitel heiden ſind/ unter Chriſtlichem namen. Denn koͤnten wir von uns ſondern/ die wir an ihren worten erkenneten/ u. ſ. f. Tom. II. Jen. Germ. p. 103. b. 19. Es wird freilich hiebey dieſes denen meiſten/ als etwas unge- woͤhnliches und bey der heutigen unbeſchreiblichen vermiſchung aller greu- el unmoͤgliches vorkommen/ daß man entweder in denen kirchen auch nur ei- nigen unterſcheid und ſonderung der gottloſen von den andern machen/ oder in deſſen ausbleibung die Chriſtliche freyheit in ſonderbahrem brauch dieſes gedaͤchtnuͤſſes behaupten koͤnne und ſolle: Jch wills auch keinem blinden/ und blinden leiter verdencken/ wenn er dawieder eiffert und laͤ- ſtert: Weil mir der unermeßliche abgrund der verderbten blinden natur be- kandt iſt/ welche/ (weil ſie von kindes beinen an nichts beſſers gelernet und geſehen) faſt nichts anders kan/ als laͤſtern/ was ſie nicht verſtehet. Jn- deſſen aber laͤſt man andere davon diſputiren und ſcrupuliren/ ſo lange ſie wollen: und genieſſet indeſſen wuͤrcklich und weſentlich allen geiſtlichen ſeegen in himmliſchen guͤtern durch CHriſtum/ welchen weder tyrannen/ noch diſputirer (συζυτήται) und Schrifftgelehrten/ oder buchſtaͤbler (γραμματεῖς,) 1. Cor. I. 20. weder diebe noch motten rauben koͤnnen: Machts

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/41>, abgerufen am 23.04.2024.