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Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

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ihr Bild. Und wenn sie auch ohne Eigenliebe sich zugestehen konnte, daß es reizend war -- so konnte dieß Geständniß doch kein Lächeln der Befriedigung hervorrufen. Ein echtes Weib ist nur dann eitel, wenn sie den Geliebten durch ihre Reize beseligen will. Was lag ihr Heute an ihrer Schönheit, da ihr Geliebter sie nicht bewundern konnte?

Ihr Anzug war einfach, aber schön. Sie trug ein weißes Blondenkleid, mit Rosa-Atlas gefüttert, einen Kranz von natürlichen Rosen in den langen braunen Locken, und um den marmorweißen Hals eine Schnur echter Perlen. "O Madame, wie engelsschön sind Sie heute," sprach die treue Lisette, die schon Jahrelang die Dienste einer Kammerjungfer versah; dabei musterte sie die holde Erscheinung von allen Seiten. "Wie werden die alten, häßlichen, vornehmen Damen noch häßlicher werden vor Neid, und gelber, als sie schon jetzt sind; und wie glücklich werden all' die schönen, feinen Fürsten und Grafen sein, wenn sie nur einen Blick von Ihnen erhaschen." "Schweig doch, Lisette, mit diesen albernen Reden; Du weißt es ja zu gut, wie traurig mein Herz

ihr Bild. Und wenn sie auch ohne Eigenliebe sich zugestehen konnte, daß es reizend war — so konnte dieß Geständniß doch kein Lächeln der Befriedigung hervorrufen. Ein echtes Weib ist nur dann eitel, wenn sie den Geliebten durch ihre Reize beseligen will. Was lag ihr Heute an ihrer Schönheit, da ihr Geliebter sie nicht bewundern konnte?

Ihr Anzug war einfach, aber schön. Sie trug ein weißes Blondenkleid, mit Rosa-Atlas gefüttert, einen Kranz von natürlichen Rosen in den langen braunen Locken, und um den marmorweißen Hals eine Schnur echter Perlen. „O Madame, wie engelsschön sind Sie heute,“ sprach die treue Lisette, die schon Jahrelang die Dienste einer Kammerjungfer versah; dabei musterte sie die holde Erscheinung von allen Seiten. „Wie werden die alten, häßlichen, vornehmen Damen noch häßlicher werden vor Neid, und gelber, als sie schon jetzt sind; und wie glücklich werden all' die schönen, feinen Fürsten und Grafen sein, wenn sie nur einen Blick von Ihnen erhaschen.“ „Schweig doch, Lisette, mit diesen albernen Reden; Du weißt es ja zu gut, wie traurig mein Herz

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[46/0058] ihr Bild. Und wenn sie auch ohne Eigenliebe sich zugestehen konnte, daß es reizend war — so konnte dieß Geständniß doch kein Lächeln der Befriedigung hervorrufen. Ein echtes Weib ist nur dann eitel, wenn sie den Geliebten durch ihre Reize beseligen will. Was lag ihr Heute an ihrer Schönheit, da ihr Geliebter sie nicht bewundern konnte? Ihr Anzug war einfach, aber schön. Sie trug ein weißes Blondenkleid, mit Rosa-Atlas gefüttert, einen Kranz von natürlichen Rosen in den langen braunen Locken, und um den marmorweißen Hals eine Schnur echter Perlen. „O Madame, wie engelsschön sind Sie heute,“ sprach die treue Lisette, die schon Jahrelang die Dienste einer Kammerjungfer versah; dabei musterte sie die holde Erscheinung von allen Seiten. „Wie werden die alten, häßlichen, vornehmen Damen noch häßlicher werden vor Neid, und gelber, als sie schon jetzt sind; und wie glücklich werden all' die schönen, feinen Fürsten und Grafen sein, wenn sie nur einen Blick von Ihnen erhaschen.“ „Schweig doch, Lisette, mit diesen albernen Reden; Du weißt es ja zu gut, wie traurig mein Herz

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/58>, abgerufen am 25.04.2024.