Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 49. Augsburg, 18. Februar 1840.

Bild:
erste Seite

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 49.
18 Februar 1840
Südamerika.

(Times.) Die Zeitungen aus Chili bis zum 3 Oct. enthalten nichts Interessantes in Betreff dieser Republik, dagegen geben sie unter der Rubrik Bolivia und Ecuador eine Menge Documente, die sich auf Angelegenheiten von einigem Interesse beziehen. Wie es scheint, hatte zwischen den neuen Behörden des ersteren Staates und dem General Ballivian (?), einem der Officiere von Santa Cruz, Streit geherrscht. An der Spitze einer starken Truppenabtheilung hatte er einige Fortschritte zum Sturze der Regierung gemacht, verschiedener Plätze sich bemächtigt und die Wiederherstellung des früheren Protectorats von Santa Cruz proclamirt, indessen soll er endlich in einem entscheidenden Treffen mit den Regierungstruppen bei Miraflores besiegt worden seyn. Was aus ihm geworden, läßt sich nicht ersehen, allein er ward als Verräther geächtet. Die Regierung schien sich sicher genug zu fühlen, um einige seiner mächtigeren Anhänger aus dem Gefängniß zu entlassen, und der interimistische Präsident der Republik hatte die außerordentlichen Gewalten, mit denen er bei dieser Gelegenheit betraut worden, förmlich niedergelegt. - Aus Guayaquil erfährt man, daß Santa Cruz sich annoch in Quits aufhält und eine Expedition nach Peru zur Wiedererlangung seiner verlornen Macht vorbereitet, zu welchem Ende er alle Waffen und Munition, die er finden konnte, aufgekauft hatte. General Miller soll zu demselben Zweck nach Central-Amerika geschickt worden seyn. Das Handelsboot Edmond war in Guayaquil gekauft und als Kriegsschiff ausgerüstet worden, um den beabsichtigten Zug nach Peru hinab zu unterstützen, der, wie man erwartete, stattfinden sollte, sobald Nachricht über die endliche Räumung Peru's durch das chilenische Heer eingegangen.

Mexico.

(Times.) Das Diario do Gobierno von Mexico vom 10 Nov. enthält einen sonderbaren Bericht über den Versuch einer abermaligen Betrügerei an der Regierung von Seite eines Franzosen, Rollan, der durch den Erfolg der früheren Versuche, für welche Admiral Baudin volle Genugthuung erzwungen hatte, hiezu aufgemuntert ward. Rollans Forderung betrug 40,000 Piaster, die ihm, seinen Aussagen nach, von den Föderalisten unter Urrea, zur Zeit des Aufstandes gegen die Regierung in Tampico, geraubt worden seyen. Bei näherer Untersuchung an Ort und Stelle fand sich, daß Rollan zur Zeit der französischen Blokade in gewissen Unterhandlungen zwischen Admiral Baudin und Urrea verwendet worden war, und daß ihm Urrea, in Anerkennung dieser Dienste, eine Anweisung auf 40,000 Piaster auf den Schatz zu Mexico, wo er mit Hülfe der Franzosen bald einzurücken hoffte, gegeben hatte. Nach der Zerstreuung der Föderalisten und der Flucht Urrea's verfaßte Rollan einen förmlichen Protest gegen diesen wegen gewaltsamer Wegnahme der 40,000 Piaster, und wandte sich zu gleicher Zeit zur Verificirung seines Protestes an die fremden Viceconsuln und zwei französische Kaufleute, die jedoch mit dieser Sache nichts zu thun haben wollten, da sie wußten, daß er die angeblich geraubte Summe nie besessen hatte. Der brittische Viceconsul lehnte ohne eidliche Bekräftigung, die nie erfolgte, die Unterzeichnung des Protestes ab. So verzichtete denn endlich selbst die französische Gesandtschaft, von welcher sie gestellt worden, auf die Forderung, und ertheilte Rollan den Befehl, Urrea's Anweisung der mexicanischen Regierung zu übergeben. Da er sich dessen aber weigerte, so wurden sowohl das Publicum als die Zollhäuser vor deren Annahme gewarnt.

Großbritannien.

Details und "weitere Details" und "Nachträge" über die königliche Hochzeit und die verschiedenen Festlichkeiten und Freudenbezeugungen, die am 10 Febr. zur Feier dieses glücklichen Ereignisses stattgefunden, füllen die großen Londoner Zeitungen. Diese Berichte schildern zum Theil mit einer mehr als Walter-Scott'schen - mit einer Richardson'schen Prolixität so ins Einzelne, daß sie hin und wieder ins Lächerliche fallen; ganze Spalten sind z. B. der Beschreibung einiger illuminirten Häuser gewidmet, deren Bewohner ihre loyale Phantasie bis zu einer transparenten Krone, einem Stern, den verschlungenen Initialen "V. A " u. dgl. angestrengt hatten. Das Erfreulichste an der Feier war, daß das ganze Volk, wenigstens zunächst der ganze tüchtige Mittelstand der Bevölkerung, welcher die Parteinamen Whig und Tory nicht schon als prädestinirende Malzeichen mit auf die Welt bringt, aus der Parteipolitik nicht förmlich Gewerbe macht, wie die höhern Stände, sondern nur gelegentlich, bei Parlamentswahlen u. dgl. mit in den Strudel gezogen wird, wo er sich dann seiner "Principien" erinnert und "hie Welf!" - "hie Waibling!" ruft, im Uebrigen aber, im festen Glauben an die brittische Verfassung und den brittischen Kattunhandel, mit Weib und


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 49.
18 Februar 1840
Südamerika.

(Times.) Die Zeitungen aus Chili bis zum 3 Oct. enthalten nichts Interessantes in Betreff dieser Republik, dagegen geben sie unter der Rubrik Bolivia und Ecuador eine Menge Documente, die sich auf Angelegenheiten von einigem Interesse beziehen. Wie es scheint, hatte zwischen den neuen Behörden des ersteren Staates und dem General Ballivian (?), einem der Officiere von Santa Cruz, Streit geherrscht. An der Spitze einer starken Truppenabtheilung hatte er einige Fortschritte zum Sturze der Regierung gemacht, verschiedener Plätze sich bemächtigt und die Wiederherstellung des früheren Protectorats von Santa Cruz proclamirt, indessen soll er endlich in einem entscheidenden Treffen mit den Regierungstruppen bei Miraflores besiegt worden seyn. Was aus ihm geworden, läßt sich nicht ersehen, allein er ward als Verräther geächtet. Die Regierung schien sich sicher genug zu fühlen, um einige seiner mächtigeren Anhänger aus dem Gefängniß zu entlassen, und der interimistische Präsident der Republik hatte die außerordentlichen Gewalten, mit denen er bei dieser Gelegenheit betraut worden, förmlich niedergelegt. – Aus Guayaquil erfährt man, daß Santa Cruz sich annoch in Quits aufhält und eine Expedition nach Peru zur Wiedererlangung seiner verlornen Macht vorbereitet, zu welchem Ende er alle Waffen und Munition, die er finden konnte, aufgekauft hatte. General Miller soll zu demselben Zweck nach Central-Amerika geschickt worden seyn. Das Handelsboot Edmond war in Guayaquil gekauft und als Kriegsschiff ausgerüstet worden, um den beabsichtigten Zug nach Peru hinab zu unterstützen, der, wie man erwartete, stattfinden sollte, sobald Nachricht über die endliche Räumung Peru's durch das chilenische Heer eingegangen.

Mexico.

(Times.) Das Diario do Gobierno von Mexico vom 10 Nov. enthält einen sonderbaren Bericht über den Versuch einer abermaligen Betrügerei an der Regierung von Seite eines Franzosen, Rollan, der durch den Erfolg der früheren Versuche, für welche Admiral Baudin volle Genugthuung erzwungen hatte, hiezu aufgemuntert ward. Rollàns Forderung betrug 40,000 Piaster, die ihm, seinen Aussagen nach, von den Föderalisten unter Urrea, zur Zeit des Aufstandes gegen die Regierung in Tampico, geraubt worden seyen. Bei näherer Untersuchung an Ort und Stelle fand sich, daß Rollan zur Zeit der französischen Blokade in gewissen Unterhandlungen zwischen Admiral Baudin und Urrea verwendet worden war, und daß ihm Urrea, in Anerkennung dieser Dienste, eine Anweisung auf 40,000 Piaster auf den Schatz zu Mexico, wo er mit Hülfe der Franzosen bald einzurücken hoffte, gegeben hatte. Nach der Zerstreuung der Föderalisten und der Flucht Urrea's verfaßte Rollan einen förmlichen Protest gegen diesen wegen gewaltsamer Wegnahme der 40,000 Piaster, und wandte sich zu gleicher Zeit zur Verificirung seines Protestes an die fremden Viceconsuln und zwei französische Kaufleute, die jedoch mit dieser Sache nichts zu thun haben wollten, da sie wußten, daß er die angeblich geraubte Summe nie besessen hatte. Der brittische Viceconsul lehnte ohne eidliche Bekräftigung, die nie erfolgte, die Unterzeichnung des Protestes ab. So verzichtete denn endlich selbst die französische Gesandtschaft, von welcher sie gestellt worden, auf die Forderung, und ertheilte Rollan den Befehl, Urrea's Anweisung der mexicanischen Regierung zu übergeben. Da er sich dessen aber weigerte, so wurden sowohl das Publicum als die Zollhäuser vor deren Annahme gewarnt.

Großbritannien.

Details und „weitere Details“ und „Nachträge“ über die königliche Hochzeit und die verschiedenen Festlichkeiten und Freudenbezeugungen, die am 10 Febr. zur Feier dieses glücklichen Ereignisses stattgefunden, füllen die großen Londoner Zeitungen. Diese Berichte schildern zum Theil mit einer mehr als Walter-Scott'schen – mit einer Richardson'schen Prolixität so ins Einzelne, daß sie hin und wieder ins Lächerliche fallen; ganze Spalten sind z. B. der Beschreibung einiger illuminirten Häuser gewidmet, deren Bewohner ihre loyale Phantasie bis zu einer transparenten Krone, einem Stern, den verschlungenen Initialen „V. A “ u. dgl. angestrengt hatten. Das Erfreulichste an der Feier war, daß das ganze Volk, wenigstens zunächst der ganze tüchtige Mittelstand der Bevölkerung, welcher die Parteinamen Whig und Tory nicht schon als prädestinirende Malzeichen mit auf die Welt bringt, aus der Parteipolitik nicht förmlich Gewerbe macht, wie die höhern Stände, sondern nur gelegentlich, bei Parlamentswahlen u. dgl. mit in den Strudel gezogen wird, wo er sich dann seiner „Principien“ erinnert und „hie Welf!“ – „hie Waibling!“ ruft, im Uebrigen aber, im festen Glauben an die brittische Verfassung und den brittischen Kattunhandel, mit Weib und

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="0385"/><lb/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/>
          <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>Dienstag</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <titlePart type="volume">Nr. 49.</titlePart><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>18 Februar 1840</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Südamerika.</hi> </head><lb/>
        <p>(<hi rendition="#g">Times</hi>.) Die Zeitungen aus <hi rendition="#b">Chili</hi> bis zum 3 Oct. enthalten nichts Interessantes in Betreff dieser Republik, dagegen geben sie unter der Rubrik Bolivia und Ecuador eine Menge Documente, die sich auf Angelegenheiten von einigem Interesse beziehen. Wie es scheint, hatte zwischen den neuen Behörden des ersteren Staates und dem General Ballivian (?), einem der Officiere von Santa Cruz, Streit geherrscht. An der Spitze einer starken Truppenabtheilung hatte er einige Fortschritte zum Sturze der Regierung gemacht, verschiedener Plätze sich bemächtigt und die Wiederherstellung des früheren Protectorats von Santa Cruz proclamirt, indessen soll er endlich in einem entscheidenden Treffen mit den Regierungstruppen bei Miraflores besiegt worden seyn. Was aus ihm geworden, läßt sich nicht ersehen, allein er ward als Verräther geächtet. Die Regierung schien sich sicher genug zu fühlen, um einige seiner mächtigeren Anhänger aus dem Gefängniß zu entlassen, und der interimistische Präsident der Republik hatte die außerordentlichen Gewalten, mit denen er bei dieser Gelegenheit betraut worden, förmlich niedergelegt. &#x2013; Aus <hi rendition="#b">Guayaquil</hi> erfährt man, daß Santa Cruz sich annoch in Quits aufhält und eine Expedition nach Peru zur Wiedererlangung seiner verlornen Macht vorbereitet, zu welchem Ende er alle Waffen und Munition, die er finden konnte, aufgekauft hatte. General Miller soll zu demselben Zweck nach Central-Amerika geschickt worden seyn. Das Handelsboot Edmond war in Guayaquil gekauft und als Kriegsschiff ausgerüstet worden, um den beabsichtigten Zug nach Peru hinab zu unterstützen, der, wie man erwartete, stattfinden sollte, sobald Nachricht über die endliche Räumung Peru's durch das chilenische Heer eingegangen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Mexico.</hi> </head><lb/>
        <p>(<hi rendition="#g">Times</hi>.) Das <hi rendition="#g">Diario do Gobierno</hi> von <hi rendition="#b">Mexico</hi> vom 10 Nov. enthält einen sonderbaren Bericht über den Versuch einer abermaligen Betrügerei an der Regierung von Seite eines Franzosen, Rollan, der durch den Erfolg der früheren Versuche, für welche Admiral Baudin volle Genugthuung erzwungen hatte, hiezu aufgemuntert ward. Rollàns Forderung betrug 40,000 Piaster, die ihm, seinen Aussagen nach, von den Föderalisten unter Urrea, zur Zeit des Aufstandes gegen die Regierung in Tampico, geraubt worden seyen. Bei näherer Untersuchung an Ort und Stelle fand sich, daß Rollan zur Zeit der französischen Blokade in gewissen Unterhandlungen zwischen Admiral Baudin und Urrea verwendet worden war, und daß ihm Urrea, in Anerkennung dieser Dienste, eine Anweisung auf 40,000 Piaster auf den Schatz zu Mexico, wo er mit Hülfe der Franzosen bald einzurücken hoffte, gegeben hatte. Nach der Zerstreuung der Föderalisten und der Flucht Urrea's verfaßte Rollan einen förmlichen Protest gegen diesen wegen gewaltsamer Wegnahme der 40,000 Piaster, und wandte sich zu gleicher Zeit zur Verificirung seines Protestes an die fremden Viceconsuln und zwei französische Kaufleute, die jedoch mit dieser Sache nichts zu thun haben wollten, da sie wußten, daß er die angeblich geraubte Summe nie besessen hatte. Der brittische Viceconsul lehnte ohne eidliche Bekräftigung, die nie erfolgte, die Unterzeichnung des Protestes ab. So verzichtete denn endlich selbst die französische Gesandtschaft, von welcher sie gestellt worden, auf die Forderung, und ertheilte Rollan den Befehl, Urrea's Anweisung der mexicanischen Regierung zu übergeben. Da er sich dessen aber weigerte, so wurden sowohl das Publicum als die Zollhäuser vor deren Annahme gewarnt.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 11 Febr.</dateline><lb/>
          <p>Details und &#x201E;weitere Details&#x201C; und &#x201E;Nachträge&#x201C; über die königliche Hochzeit und die verschiedenen Festlichkeiten und Freudenbezeugungen, die am 10 Febr. zur Feier dieses glücklichen Ereignisses stattgefunden, füllen die großen Londoner Zeitungen. Diese Berichte schildern zum Theil mit einer mehr als Walter-Scott'schen &#x2013; mit einer Richardson'schen Prolixität so ins Einzelne, daß sie hin und wieder ins Lächerliche fallen; ganze Spalten sind z. B. der Beschreibung einiger illuminirten Häuser gewidmet, deren Bewohner ihre loyale Phantasie bis zu einer transparenten Krone, einem Stern, den verschlungenen Initialen &#x201E;V. A &#x201C; u. dgl. angestrengt hatten. Das Erfreulichste an der Feier war, daß das ganze Volk, wenigstens zunächst der ganze tüchtige Mittelstand der Bevölkerung, welcher die Parteinamen Whig und Tory nicht schon als prädestinirende Malzeichen mit auf die Welt bringt, aus der Parteipolitik nicht förmlich Gewerbe macht, wie die höhern Stände, sondern nur gelegentlich, bei Parlamentswahlen u. dgl. mit in den Strudel gezogen wird, wo er sich dann seiner &#x201E;Principien&#x201C; erinnert und &#x201E;hie Welf!&#x201C; &#x2013; &#x201E;hie Waibling!&#x201C; ruft, im Uebrigen aber, im festen Glauben an die brittische Verfassung und den brittischen Kattunhandel, mit Weib und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0385/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Dienstag Nr. 49. 18 Februar 1840 Südamerika. (Times.) Die Zeitungen aus Chili bis zum 3 Oct. enthalten nichts Interessantes in Betreff dieser Republik, dagegen geben sie unter der Rubrik Bolivia und Ecuador eine Menge Documente, die sich auf Angelegenheiten von einigem Interesse beziehen. Wie es scheint, hatte zwischen den neuen Behörden des ersteren Staates und dem General Ballivian (?), einem der Officiere von Santa Cruz, Streit geherrscht. An der Spitze einer starken Truppenabtheilung hatte er einige Fortschritte zum Sturze der Regierung gemacht, verschiedener Plätze sich bemächtigt und die Wiederherstellung des früheren Protectorats von Santa Cruz proclamirt, indessen soll er endlich in einem entscheidenden Treffen mit den Regierungstruppen bei Miraflores besiegt worden seyn. Was aus ihm geworden, läßt sich nicht ersehen, allein er ward als Verräther geächtet. Die Regierung schien sich sicher genug zu fühlen, um einige seiner mächtigeren Anhänger aus dem Gefängniß zu entlassen, und der interimistische Präsident der Republik hatte die außerordentlichen Gewalten, mit denen er bei dieser Gelegenheit betraut worden, förmlich niedergelegt. – Aus Guayaquil erfährt man, daß Santa Cruz sich annoch in Quits aufhält und eine Expedition nach Peru zur Wiedererlangung seiner verlornen Macht vorbereitet, zu welchem Ende er alle Waffen und Munition, die er finden konnte, aufgekauft hatte. General Miller soll zu demselben Zweck nach Central-Amerika geschickt worden seyn. Das Handelsboot Edmond war in Guayaquil gekauft und als Kriegsschiff ausgerüstet worden, um den beabsichtigten Zug nach Peru hinab zu unterstützen, der, wie man erwartete, stattfinden sollte, sobald Nachricht über die endliche Räumung Peru's durch das chilenische Heer eingegangen. Mexico. (Times.) Das Diario do Gobierno von Mexico vom 10 Nov. enthält einen sonderbaren Bericht über den Versuch einer abermaligen Betrügerei an der Regierung von Seite eines Franzosen, Rollan, der durch den Erfolg der früheren Versuche, für welche Admiral Baudin volle Genugthuung erzwungen hatte, hiezu aufgemuntert ward. Rollàns Forderung betrug 40,000 Piaster, die ihm, seinen Aussagen nach, von den Föderalisten unter Urrea, zur Zeit des Aufstandes gegen die Regierung in Tampico, geraubt worden seyen. Bei näherer Untersuchung an Ort und Stelle fand sich, daß Rollan zur Zeit der französischen Blokade in gewissen Unterhandlungen zwischen Admiral Baudin und Urrea verwendet worden war, und daß ihm Urrea, in Anerkennung dieser Dienste, eine Anweisung auf 40,000 Piaster auf den Schatz zu Mexico, wo er mit Hülfe der Franzosen bald einzurücken hoffte, gegeben hatte. Nach der Zerstreuung der Föderalisten und der Flucht Urrea's verfaßte Rollan einen förmlichen Protest gegen diesen wegen gewaltsamer Wegnahme der 40,000 Piaster, und wandte sich zu gleicher Zeit zur Verificirung seines Protestes an die fremden Viceconsuln und zwei französische Kaufleute, die jedoch mit dieser Sache nichts zu thun haben wollten, da sie wußten, daß er die angeblich geraubte Summe nie besessen hatte. Der brittische Viceconsul lehnte ohne eidliche Bekräftigung, die nie erfolgte, die Unterzeichnung des Protestes ab. So verzichtete denn endlich selbst die französische Gesandtschaft, von welcher sie gestellt worden, auf die Forderung, und ertheilte Rollan den Befehl, Urrea's Anweisung der mexicanischen Regierung zu übergeben. Da er sich dessen aber weigerte, so wurden sowohl das Publicum als die Zollhäuser vor deren Annahme gewarnt. Großbritannien. _ London, 11 Febr. Details und „weitere Details“ und „Nachträge“ über die königliche Hochzeit und die verschiedenen Festlichkeiten und Freudenbezeugungen, die am 10 Febr. zur Feier dieses glücklichen Ereignisses stattgefunden, füllen die großen Londoner Zeitungen. Diese Berichte schildern zum Theil mit einer mehr als Walter-Scott'schen – mit einer Richardson'schen Prolixität so ins Einzelne, daß sie hin und wieder ins Lächerliche fallen; ganze Spalten sind z. B. der Beschreibung einiger illuminirten Häuser gewidmet, deren Bewohner ihre loyale Phantasie bis zu einer transparenten Krone, einem Stern, den verschlungenen Initialen „V. A “ u. dgl. angestrengt hatten. Das Erfreulichste an der Feier war, daß das ganze Volk, wenigstens zunächst der ganze tüchtige Mittelstand der Bevölkerung, welcher die Parteinamen Whig und Tory nicht schon als prädestinirende Malzeichen mit auf die Welt bringt, aus der Parteipolitik nicht förmlich Gewerbe macht, wie die höhern Stände, sondern nur gelegentlich, bei Parlamentswahlen u. dgl. mit in den Strudel gezogen wird, wo er sich dann seiner „Principien“ erinnert und „hie Welf!“ – „hie Waibling!“ ruft, im Uebrigen aber, im festen Glauben an die brittische Verfassung und den brittischen Kattunhandel, mit Weib und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_049_18400218
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_049_18400218/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 49. Augsburg, 18. Februar 1840, S. 0385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_049_18400218/1>, abgerufen am 28.03.2024.