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Allgemeine Zeitung. Nr. 87. Augsburg, 27. März 1840.

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sind sehr beträchtlich, und enthalten etwa 20,000 Theestauden, welche in sehr gutem Zustand zu seyn schienen und im Durchschnitt 6 bis 8 Jahre alt waren. Sie sind in regelmäßigen Linien in einem Abstand von 3 Fuß und von 4 1/2 Fuß zwischen den Linien gepflanzt, der Boden ist vortrefflich, von eisenhaltigem Thon.

"Der Major da Luz hatte mich eingeladen, seine Theegärten auf seinem Landgut in der Nähe von Nossa Senhora da Penha zu besuchen, was ich den 27 Januar that. Sie sind vortrefflich gehalten, der Boden hat einen kleinen Abhang und war ehemals unter Wasser, ist aber durch große Abzugsgräben von da Luz trocken gelegt worden. Der Boden ist weniger thonig, und die Theestauden erreichen eine Höhe, welche ich sonst nirgends gefunden habe, die meisten haben 6 bis 9 Fuß. Sie stehen in regelmäßigen Reihen und so entfernt von einander, daß man leicht um jede herumgehen kann, und man bemerkte unter den alten Stauden eine Menge junger, welche aus den abgefallenen Samen aufgesproßt waren. Die Ernte dauert das ganze Jahr, aber ist am ergiebigsten in den Monaten August bis September, welche den Frühling der Provinz bilden. Die Theemagazine des Besitzers sind sehr beträchtlich.

"Ich hatte dem Dr. Raphael d'Araujo Ribeira versprochen, einige Tage auf dem Gute seiner Schwiegermutter am Fuße des Jaragua, eines durch seine Goldminen berühmten Berges, zuzubringen. Ribeira und seine Familie überhäuften mich mit Artigkeiten, und versahen mich nicht nur mit Maulthieren zur Reise, sondern gaben mir Briefe an ihre Pächter von Bras und Spiranga mit, welche den Befehl hatten, mir Maulthiere und Domestiken zu geben, mich die Cultur des Thees in allem Detail sehen, und mich so viel junge Stauden mitnehmen zu lassen, als ich wollte. Nach meiner Rückkunft besuchte ich den Obrist Anastasio auf seinem Gut bei der Brücke von Tiete. Er besitzt gegenwärtig die schönste Cultur und die beste Fabrication von Thee. Die Pflanzungen liegen hinter den Wohngebäuden auf einem Abhang, und sind reichlich gedüngt. Die Stauden sind im Allgemeinen niedrig gehalten, um das Pflücken der Blätter zu erleichtern. Die Pflanzungen können 50 bis 60,000 Stauden enthalten, allein der dritte Theil derselben ist erst ein Jahr alt. Der Obrist führte mich in das Local, wo der Thee bereitet wird, und wo alles in gutem Zustand und in großer Ordnung ist. Die Röstpfannen sind durch langen Gebrauch etwas angefressen, wahrscheinlich weil man oft zu stark geheizt hatte; die Siebe und Matten aus Bambus sind mit einer Art von Eleganz verfertigt, und die Reinlichkeit, welche in dem ganzen Etablissement herrscht, läßt sogleich darauf schließen, wie gut es gehalten ist. Der Obrist führte mich in ein Magazin, wo er den fertigen Thee hält, und wo ich eine große Anzahl cylindrischer Gefäße aus Blech sah, welche 16 bis 96 Pfund Thee hielten. Ich vermuthe, der Obrist hat etwa drei Centner Thee im Vorrath. Ich stellte darüber einige Fragen an ihn, und er sagte mir, daß er sich nicht beeile, seinen Thee in Handel zu bringen, und warte, bis man ihn von ihm verlange, weil er durch das Aufbewahren besser werde, und man ihm bessere Preise bieten werde, wenn man sehe, daß er nicht nöthig habe, ihn loszuschlagen. Ich sprach mit ihm über die Kosten, welche die Cultur und Fabrication des Thees in Brasilien nach sich ziehen, und er gab mir zu verstehen, daß sie sehr beträchtlich seyen, und er, um einen erträglichen Gewinn von seiner Cultur zu ziehen, das Pfund nicht unter zwei Milreis (etwa 6 Fr.) verkaufen könne. Dieß kommt daher, weil alle Arbeit in Brasilien von Sklaven versehen wird, welche zwar wenig zu ernähren kosten, aber so wenig als möglich thun; sie sind überdieß sehr theuer, und die Sterblichkeit unter ihnen o wie der hohe Zins des Geldes vermehren noch das Capital, das in ihnen steckt."

Hr. Guillemin besuchte noch mehrere Theepflanzungen, sowohl in der Provinz Sanct Paul als in Uratuba, allein wir übergehen die Beschreibung derselben, welche nicht viel von den oben gegebenen verschieden ist. Er brachte etwa 3000 junge Pflanzen und eine Menge Samen zurück, und schiffte sich mit ihnen auf der Corvette l'Heroine ein. Die Hälfte seiner Pflanzen ging durch das Bespritzen mit Seewasser zu Grund, aber er brachte am 28 August doch etwa 1500 Stauden nach Paris, wo er sie in dem botanischen Garten pflanzte, von wo sie im gegenwärtigen Frühjahr in die Provinzen vertheilt werden sollen.

(Beschluß folgt.)

Schwedische Zustände.

III. Der Adel.

(Beschluß.) Nach allem diesem hätte man glauben sollen, daß die hohe Person, welche den Adel mit so vielfachen Gnadenbeweisungen überhäuft hat, diesen Stand sich so verbunden gemacht hätte, daß wenigstens von der Seite her alle Opposition beseitigt wäre. Aber wie steht dieß im Einklang mit der drohenden Stellung, die das Ritterhaus, nicht weniger als der Bürger- und Bauernstand, auf dem jetzigen Reichstag angenommen hat? Wäre der Grund der Opposition in einer Reaction gegen die Adelsherrschaft zu suchen, so würde dieß zwar die Stellung der unadeligen Stände der jetzigen Regierung gegenüber erklären, aber der Adel kann doch wohl nicht gegen sich selbst kämpfen?

Ich beantworte diese Einwendung so. Erstens ist die erwähnte Reaction nicht der alleinige Grund zur Opposition, ich sage nur, daß jene, offen oder geheim, eine sehr bedeutende Rolle dabei spielt. Zweitens ist es bei der großen Zahl der adeligen Familien in Schweden dem Hofe nicht möglich gewesen, Alle zu befriedigen, und da die Begünstigungen hauptsächlich dem Hofadel, d. h. den ältern und meistens begüterten Familien, zugefallen sind, jede Familie aber dasselbe Recht hat, durch einen Repräsentanten im Ritterhause mitzustimmen, so ist es begreiflich, wie innerhalb des Adels selbst eine Reaction gegen die Bevorzugten entstehen könne. Drittens kann es nicht fehlen, daß in dem ersten Stande des Reichs eben sowohl wahre Patrioten sich befinden, welche bereit sind, die Standesinteressen dem Wohl des Vaterlandes aufzuopfern, als Glücksritter, die gern im Trüben fischen und Opposition spielen, um durch den Fall Anderer sich selbst emporzuschwingen, oder gar nur um die persönliche Rachesucht für erlittene vermeintliche Zurücksetzung zu befriedigen. Wer z. B. die Antecedentien des Grafen Anckarswärd kennt, wird nicht in Zweifel seyn, in welche von diesen Kategorien er ihn zu setzen hat. Vielleicht ist es als ein Glück für die Regierung zu betrachten, daß die Opposition im Ritterhause sich um einen solchen Chef gruppirt hat, dessen eigentliche Absichten eben so zweideutig sind, als seine erste große Demonstration auf diesem Reichstage ungeschickt war, so daß er die erlittene Niederlage wohl verdiente.

Wie wenig es durch die vielfachen Begünstigungen des Hofadels gelungen ist, den ganzen Adelstand zu gewinnen, erhellt schon daraus, daß die Herausgeber der beiden bedeutendsten Oppositionszeitungen, Aftonbladet und Dagligt Allehanda, wie auch mehrere ihrer Mitarbeiter vom Adel sind, und daß diese Blätter selbst bei vielen Gelegenheiten die Bevorzugung des Adels bei Beförderungen und Auszeichnungen als ungerecht gerügt haben.

sind sehr beträchtlich, und enthalten etwa 20,000 Theestauden, welche in sehr gutem Zustand zu seyn schienen und im Durchschnitt 6 bis 8 Jahre alt waren. Sie sind in regelmäßigen Linien in einem Abstand von 3 Fuß und von 4 1/2 Fuß zwischen den Linien gepflanzt, der Boden ist vortrefflich, von eisenhaltigem Thon.

„Der Major da Luz hatte mich eingeladen, seine Theegärten auf seinem Landgut in der Nähe von Nossa Senhora da Penha zu besuchen, was ich den 27 Januar that. Sie sind vortrefflich gehalten, der Boden hat einen kleinen Abhang und war ehemals unter Wasser, ist aber durch große Abzugsgräben von da Luz trocken gelegt worden. Der Boden ist weniger thonig, und die Theestauden erreichen eine Höhe, welche ich sonst nirgends gefunden habe, die meisten haben 6 bis 9 Fuß. Sie stehen in regelmäßigen Reihen und so entfernt von einander, daß man leicht um jede herumgehen kann, und man bemerkte unter den alten Stauden eine Menge junger, welche aus den abgefallenen Samen aufgesproßt waren. Die Ernte dauert das ganze Jahr, aber ist am ergiebigsten in den Monaten August bis September, welche den Frühling der Provinz bilden. Die Theemagazine des Besitzers sind sehr beträchtlich.

„Ich hatte dem Dr. Raphael d'Araujo Ribeira versprochen, einige Tage auf dem Gute seiner Schwiegermutter am Fuße des Jaragua, eines durch seine Goldminen berühmten Berges, zuzubringen. Ribeira und seine Familie überhäuften mich mit Artigkeiten, und versahen mich nicht nur mit Maulthieren zur Reise, sondern gaben mir Briefe an ihre Pächter von Bras und Spiranga mit, welche den Befehl hatten, mir Maulthiere und Domestiken zu geben, mich die Cultur des Thees in allem Detail sehen, und mich so viel junge Stauden mitnehmen zu lassen, als ich wollte. Nach meiner Rückkunft besuchte ich den Obrist Anastasio auf seinem Gut bei der Brücke von Tiété. Er besitzt gegenwärtig die schönste Cultur und die beste Fabrication von Thee. Die Pflanzungen liegen hinter den Wohngebäuden auf einem Abhang, und sind reichlich gedüngt. Die Stauden sind im Allgemeinen niedrig gehalten, um das Pflücken der Blätter zu erleichtern. Die Pflanzungen können 50 bis 60,000 Stauden enthalten, allein der dritte Theil derselben ist erst ein Jahr alt. Der Obrist führte mich in das Local, wo der Thee bereitet wird, und wo alles in gutem Zustand und in großer Ordnung ist. Die Röstpfannen sind durch langen Gebrauch etwas angefressen, wahrscheinlich weil man oft zu stark geheizt hatte; die Siebe und Matten aus Bambus sind mit einer Art von Eleganz verfertigt, und die Reinlichkeit, welche in dem ganzen Etablissement herrscht, läßt sogleich darauf schließen, wie gut es gehalten ist. Der Obrist führte mich in ein Magazin, wo er den fertigen Thee hält, und wo ich eine große Anzahl cylindrischer Gefäße aus Blech sah, welche 16 bis 96 Pfund Thee hielten. Ich vermuthe, der Obrist hat etwa drei Centner Thee im Vorrath. Ich stellte darüber einige Fragen an ihn, und er sagte mir, daß er sich nicht beeile, seinen Thee in Handel zu bringen, und warte, bis man ihn von ihm verlange, weil er durch das Aufbewahren besser werde, und man ihm bessere Preise bieten werde, wenn man sehe, daß er nicht nöthig habe, ihn loszuschlagen. Ich sprach mit ihm über die Kosten, welche die Cultur und Fabrication des Thees in Brasilien nach sich ziehen, und er gab mir zu verstehen, daß sie sehr beträchtlich seyen, und er, um einen erträglichen Gewinn von seiner Cultur zu ziehen, das Pfund nicht unter zwei Milreis (etwa 6 Fr.) verkaufen könne. Dieß kommt daher, weil alle Arbeit in Brasilien von Sklaven versehen wird, welche zwar wenig zu ernähren kosten, aber so wenig als möglich thun; sie sind überdieß sehr theuer, und die Sterblichkeit unter ihnen o wie der hohe Zins des Geldes vermehren noch das Capital, das in ihnen steckt.“

Hr. Guillemin besuchte noch mehrere Theepflanzungen, sowohl in der Provinz Sanct Paul als in Uratuba, allein wir übergehen die Beschreibung derselben, welche nicht viel von den oben gegebenen verschieden ist. Er brachte etwa 3000 junge Pflanzen und eine Menge Samen zurück, und schiffte sich mit ihnen auf der Corvette l'Heroine ein. Die Hälfte seiner Pflanzen ging durch das Bespritzen mit Seewasser zu Grund, aber er brachte am 28 August doch etwa 1500 Stauden nach Paris, wo er sie in dem botanischen Garten pflanzte, von wo sie im gegenwärtigen Frühjahr in die Provinzen vertheilt werden sollen.

(Beschluß folgt.)

Schwedische Zustände.

III. Der Adel.

(Beschluß.) Nach allem diesem hätte man glauben sollen, daß die hohe Person, welche den Adel mit so vielfachen Gnadenbeweisungen überhäuft hat, diesen Stand sich so verbunden gemacht hätte, daß wenigstens von der Seite her alle Opposition beseitigt wäre. Aber wie steht dieß im Einklang mit der drohenden Stellung, die das Ritterhaus, nicht weniger als der Bürger- und Bauernstand, auf dem jetzigen Reichstag angenommen hat? Wäre der Grund der Opposition in einer Reaction gegen die Adelsherrschaft zu suchen, so würde dieß zwar die Stellung der unadeligen Stände der jetzigen Regierung gegenüber erklären, aber der Adel kann doch wohl nicht gegen sich selbst kämpfen?

Ich beantworte diese Einwendung so. Erstens ist die erwähnte Reaction nicht der alleinige Grund zur Opposition, ich sage nur, daß jene, offen oder geheim, eine sehr bedeutende Rolle dabei spielt. Zweitens ist es bei der großen Zahl der adeligen Familien in Schweden dem Hofe nicht möglich gewesen, Alle zu befriedigen, und da die Begünstigungen hauptsächlich dem Hofadel, d. h. den ältern und meistens begüterten Familien, zugefallen sind, jede Familie aber dasselbe Recht hat, durch einen Repräsentanten im Ritterhause mitzustimmen, so ist es begreiflich, wie innerhalb des Adels selbst eine Reaction gegen die Bevorzugten entstehen könne. Drittens kann es nicht fehlen, daß in dem ersten Stande des Reichs eben sowohl wahre Patrioten sich befinden, welche bereit sind, die Standesinteressen dem Wohl des Vaterlandes aufzuopfern, als Glücksritter, die gern im Trüben fischen und Opposition spielen, um durch den Fall Anderer sich selbst emporzuschwingen, oder gar nur um die persönliche Rachesucht für erlittene vermeintliche Zurücksetzung zu befriedigen. Wer z. B. die Antecedentien des Grafen Anckarswärd kennt, wird nicht in Zweifel seyn, in welche von diesen Kategorien er ihn zu setzen hat. Vielleicht ist es als ein Glück für die Regierung zu betrachten, daß die Opposition im Ritterhause sich um einen solchen Chef gruppirt hat, dessen eigentliche Absichten eben so zweideutig sind, als seine erste große Demonstration auf diesem Reichstage ungeschickt war, so daß er die erlittene Niederlage wohl verdiente.

Wie wenig es durch die vielfachen Begünstigungen des Hofadels gelungen ist, den ganzen Adelstand zu gewinnen, erhellt schon daraus, daß die Herausgeber der beiden bedeutendsten Oppositionszeitungen, Aftonbladet und Dagligt Allehanda, wie auch mehrere ihrer Mitarbeiter vom Adel sind, und daß diese Blätter selbst bei vielen Gelegenheiten die Bevorzugung des Adels bei Beförderungen und Auszeichnungen als ungerecht gerügt haben.

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[0690/0010] sind sehr beträchtlich, und enthalten etwa 20,000 Theestauden, welche in sehr gutem Zustand zu seyn schienen und im Durchschnitt 6 bis 8 Jahre alt waren. Sie sind in regelmäßigen Linien in einem Abstand von 3 Fuß und von 4 1/2 Fuß zwischen den Linien gepflanzt, der Boden ist vortrefflich, von eisenhaltigem Thon. „Der Major da Luz hatte mich eingeladen, seine Theegärten auf seinem Landgut in der Nähe von Nossa Senhora da Penha zu besuchen, was ich den 27 Januar that. Sie sind vortrefflich gehalten, der Boden hat einen kleinen Abhang und war ehemals unter Wasser, ist aber durch große Abzugsgräben von da Luz trocken gelegt worden. Der Boden ist weniger thonig, und die Theestauden erreichen eine Höhe, welche ich sonst nirgends gefunden habe, die meisten haben 6 bis 9 Fuß. Sie stehen in regelmäßigen Reihen und so entfernt von einander, daß man leicht um jede herumgehen kann, und man bemerkte unter den alten Stauden eine Menge junger, welche aus den abgefallenen Samen aufgesproßt waren. Die Ernte dauert das ganze Jahr, aber ist am ergiebigsten in den Monaten August bis September, welche den Frühling der Provinz bilden. Die Theemagazine des Besitzers sind sehr beträchtlich. „Ich hatte dem Dr. Raphael d'Araujo Ribeira versprochen, einige Tage auf dem Gute seiner Schwiegermutter am Fuße des Jaragua, eines durch seine Goldminen berühmten Berges, zuzubringen. Ribeira und seine Familie überhäuften mich mit Artigkeiten, und versahen mich nicht nur mit Maulthieren zur Reise, sondern gaben mir Briefe an ihre Pächter von Bras und Spiranga mit, welche den Befehl hatten, mir Maulthiere und Domestiken zu geben, mich die Cultur des Thees in allem Detail sehen, und mich so viel junge Stauden mitnehmen zu lassen, als ich wollte. Nach meiner Rückkunft besuchte ich den Obrist Anastasio auf seinem Gut bei der Brücke von Tiété. Er besitzt gegenwärtig die schönste Cultur und die beste Fabrication von Thee. Die Pflanzungen liegen hinter den Wohngebäuden auf einem Abhang, und sind reichlich gedüngt. Die Stauden sind im Allgemeinen niedrig gehalten, um das Pflücken der Blätter zu erleichtern. Die Pflanzungen können 50 bis 60,000 Stauden enthalten, allein der dritte Theil derselben ist erst ein Jahr alt. Der Obrist führte mich in das Local, wo der Thee bereitet wird, und wo alles in gutem Zustand und in großer Ordnung ist. Die Röstpfannen sind durch langen Gebrauch etwas angefressen, wahrscheinlich weil man oft zu stark geheizt hatte; die Siebe und Matten aus Bambus sind mit einer Art von Eleganz verfertigt, und die Reinlichkeit, welche in dem ganzen Etablissement herrscht, läßt sogleich darauf schließen, wie gut es gehalten ist. Der Obrist führte mich in ein Magazin, wo er den fertigen Thee hält, und wo ich eine große Anzahl cylindrischer Gefäße aus Blech sah, welche 16 bis 96 Pfund Thee hielten. Ich vermuthe, der Obrist hat etwa drei Centner Thee im Vorrath. Ich stellte darüber einige Fragen an ihn, und er sagte mir, daß er sich nicht beeile, seinen Thee in Handel zu bringen, und warte, bis man ihn von ihm verlange, weil er durch das Aufbewahren besser werde, und man ihm bessere Preise bieten werde, wenn man sehe, daß er nicht nöthig habe, ihn loszuschlagen. Ich sprach mit ihm über die Kosten, welche die Cultur und Fabrication des Thees in Brasilien nach sich ziehen, und er gab mir zu verstehen, daß sie sehr beträchtlich seyen, und er, um einen erträglichen Gewinn von seiner Cultur zu ziehen, das Pfund nicht unter zwei Milreis (etwa 6 Fr.) verkaufen könne. Dieß kommt daher, weil alle Arbeit in Brasilien von Sklaven versehen wird, welche zwar wenig zu ernähren kosten, aber so wenig als möglich thun; sie sind überdieß sehr theuer, und die Sterblichkeit unter ihnen o wie der hohe Zins des Geldes vermehren noch das Capital, das in ihnen steckt.“ Hr. Guillemin besuchte noch mehrere Theepflanzungen, sowohl in der Provinz Sanct Paul als in Uratuba, allein wir übergehen die Beschreibung derselben, welche nicht viel von den oben gegebenen verschieden ist. Er brachte etwa 3000 junge Pflanzen und eine Menge Samen zurück, und schiffte sich mit ihnen auf der Corvette l'Heroine ein. Die Hälfte seiner Pflanzen ging durch das Bespritzen mit Seewasser zu Grund, aber er brachte am 28 August doch etwa 1500 Stauden nach Paris, wo er sie in dem botanischen Garten pflanzte, von wo sie im gegenwärtigen Frühjahr in die Provinzen vertheilt werden sollen. (Beschluß folgt.) Schwedische Zustände. III. Der Adel. _ Stockholm, Anfang März. (Beschluß.) Nach allem diesem hätte man glauben sollen, daß die hohe Person, welche den Adel mit so vielfachen Gnadenbeweisungen überhäuft hat, diesen Stand sich so verbunden gemacht hätte, daß wenigstens von der Seite her alle Opposition beseitigt wäre. Aber wie steht dieß im Einklang mit der drohenden Stellung, die das Ritterhaus, nicht weniger als der Bürger- und Bauernstand, auf dem jetzigen Reichstag angenommen hat? Wäre der Grund der Opposition in einer Reaction gegen die Adelsherrschaft zu suchen, so würde dieß zwar die Stellung der unadeligen Stände der jetzigen Regierung gegenüber erklären, aber der Adel kann doch wohl nicht gegen sich selbst kämpfen? Ich beantworte diese Einwendung so. Erstens ist die erwähnte Reaction nicht der alleinige Grund zur Opposition, ich sage nur, daß jene, offen oder geheim, eine sehr bedeutende Rolle dabei spielt. Zweitens ist es bei der großen Zahl der adeligen Familien in Schweden dem Hofe nicht möglich gewesen, Alle zu befriedigen, und da die Begünstigungen hauptsächlich dem Hofadel, d. h. den ältern und meistens begüterten Familien, zugefallen sind, jede Familie aber dasselbe Recht hat, durch einen Repräsentanten im Ritterhause mitzustimmen, so ist es begreiflich, wie innerhalb des Adels selbst eine Reaction gegen die Bevorzugten entstehen könne. Drittens kann es nicht fehlen, daß in dem ersten Stande des Reichs eben sowohl wahre Patrioten sich befinden, welche bereit sind, die Standesinteressen dem Wohl des Vaterlandes aufzuopfern, als Glücksritter, die gern im Trüben fischen und Opposition spielen, um durch den Fall Anderer sich selbst emporzuschwingen, oder gar nur um die persönliche Rachesucht für erlittene vermeintliche Zurücksetzung zu befriedigen. Wer z. B. die Antecedentien des Grafen Anckarswärd kennt, wird nicht in Zweifel seyn, in welche von diesen Kategorien er ihn zu setzen hat. Vielleicht ist es als ein Glück für die Regierung zu betrachten, daß die Opposition im Ritterhause sich um einen solchen Chef gruppirt hat, dessen eigentliche Absichten eben so zweideutig sind, als seine erste große Demonstration auf diesem Reichstage ungeschickt war, so daß er die erlittene Niederlage wohl verdiente. Wie wenig es durch die vielfachen Begünstigungen des Hofadels gelungen ist, den ganzen Adelstand zu gewinnen, erhellt schon daraus, daß die Herausgeber der beiden bedeutendsten Oppositionszeitungen, Aftonbladet und Dagligt Allehanda, wie auch mehrere ihrer Mitarbeiter vom Adel sind, und daß diese Blätter selbst bei vielen Gelegenheiten die Bevorzugung des Adels bei Beförderungen und Auszeichnungen als ungerecht gerügt haben.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 87. Augsburg, 27. März 1840, S. 0690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_087_18400327/10>, abgerufen am 19.04.2024.